Hallo...melde mich auch wieder einmal
Zur Ausgangsfrage nach der Selektion "winterharter" Echinoceren:
Ich denke, es ist nicht einfach, durch Selektieren und Kreuzen härtere Individuen heran zu züchten. Warum? Ich sehe 2 Probleme:
1. Man kann sich Samen von Arten bestellen, von denen man weiss, dass sie bereits eine gute frost- und nässetoleranz auweisen, zB. E.viridiflorus montanus, E.reichenbachii oder E.triglochidiatus mojavensis. Diese säht man aus und führt eine Selektion durch. Das dauert alleine 2-3 Jahre, bis man auspflanzfähige Individuen hat.
Diese ausgepflanzt, kann man aber erst nach 5 Jahren, eher aber 10-15 Jahren, behaupten, dass sie auch "winterhart" sind. Macht zusammen schon 8-18 Jahre! Dann bestäuben, Samen ernten (sofern alles klappt ) und das ganze Spiel mit Aussaat, Selektion, Auspflanzen und Abwarten von vorn. Da kommen locker 20-30 Jahre zusammen...eine lange Zeit!
2. Frostharte Individuen zu selektieren und heran zu züchten ist erheblich einfacher, da Frosthärte eine genetische Eigenschaft ist, die weiter gegeben wird. Winterhärte ist keine genetische Eigenschaft. Denn die Winterhärte bedeutet Frosthärte + alle anderen klimatischen Faktoren, und diese sind an jedem Standort anders, und die Wechselwirkung ist enorm komplex! Natürlich kann eine gewisse Nässetoleranz genetisch weiter gegeben werden. Aber an was geht denn schlussendlich der Kaktus im Freien ein? Am Regen? Nein! Die Nässe fördert nur das vermehrte Auftreten von Schadpilzen oder nasses Substrat verhindert das Dehydrieren und dem Kaktus platzen bei ersten heftigeren Kälteeinbruch die Zellen, weil sich zuwenig Zucker anreichern konnte.
Seit über 5 Jahren gedeihen bei mir OHNE Regenschutz Ech. reichenbachii, Ech. viridiflorus, Ech. triglochidiatus, Ech. engelmannii var. engelmannii oder auch Escobaria vivipara und Escobaria missouriensis. Einzelne Individen habe ich aber auch schon verloren auf Grund von Kulturfehlern.
Die besten Erfahrungen habe ich gemacht, indem ich diese Arten an Hangbeeten in sehr mineralisches Substrat ausgepflanzt habe. Die beste Selektion nützt also nichts, wenn das Substrat oder die mikroklimatische Lage nicht stimmt. Dasselbe gilt genauso für Opuntien, Cylindropuntien oder Grusonias
Gruss, Uwe
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