Baumarkttorf kompensiert nichts, wenigstens nicht lange. Kalkunverträgliche Pflanzen zeigen das darin genau so schnell, wie wenn man säureliebende Pflanzen in zu alkalisches Substrat umpflanzt.
Einer der großen Irrglauben in der Kakteenkultur ist, neben dem, dass Kakteen kaum Wasser bräuchten, dass die grundsätzlich in blank mineralischem Substrat stehen müssten. Was bei sehr vielen Arten blanker Unsinn ist! Selbst unser Forenbetreiber hat in seinen allgemeinen Kultursubstraten Torf drin, denn einer der wesentlichen Fakten ist, dass ein Großteil der Kakteen in der Jugend oder zeitlebens im Schutz von Irgendwelchem Gebüsch, in Grasbüscheln oder in sonstiger Deckung und Umgebung aufkommen und leben, in denen von Natur aus humusbildende Stoffe anfallen. Sei es das Laub der Büsche oder Gräser, seien es absterbende Begleitpflanzen, oder sei es der bloße "Dreck", den der Wind heranträgt. Was selbst in nur Wochen beileibe nicht wenig ist.
Junge oder kleinbleibende Kakteen aus botanisch gedeckterer Umgebung haben also nahezu immer auch humose Beimischung in ihren Wurzelschichten, und erst alte Pflanzen, die das Gras dann auskonkurriert oder aber auch die Büsche weit überwachsen haben, in denen sie gedeihen (oder die das anfangs deckende Gebüsch überlebt und dessen Platz eingenommen haben), stehen dann in zu über 90 % rein mineralischem Substrat.
Ausgenommen Arten von Extremstandorten wie viele Sclerocacteen oder diverse Aylostera, Ortegocactus etc., die im höheren Gebirge auf nahezu blanken Felsflächen oder lehmigen Flächen vorkommen- DENEN kann und sollte man quasi rein mineralisches Substrat geben (mit Lehm, denn auch Lehm ist mineralisch). Ich hatte in meinen nun 32 Kakteenjahren niemals Kakteen in rein mineralischem Substrat, weil die meisten in solchem, wenn man sie nicht jeden Monat mild düngt, die letzten Hungerhaken sind.
Hatte ich mal welche im Topf mit rein mineralischem Substrat bekommen, habe ich sie immer gleich in mein Substrat umgetopft, und die Veränderungen waren teils frappierend.
Beispiel eine Lobivia 'Blaze': Ein winziges Pflänzchen, zwar blühend und irgendwie gedeihend, aber wie sich nach dem Umtopfen schnell herausstellte, total verhungert. In Substrat, immer noch gut mineralisch, aber auch mit humosem Anteil, ging die quasi auf wie ein Hefekuchen, begann zu sprossen, blühte mehrmals im Jahr, kriegte eine tolle Bedornung, erhöhte ihren Umfang um sicher ein Drittel kurz, wurde eine ganz andere Pflanze. Nur wegen dem in ihrem Fall falschen, rein mineralischen Substrat.
Ich habe da noch eine Echinopsis GS 208, die steht in genau solchem Substrat, rein mineralisch, und sieht eher asketisch aufgezogen aus. Ich gehe jede Wette dass die, wenn ich sie umtopfe, nächstes Jahr auch völlig abgehen wird.
Es ist ein großer Irrtum, pauschal "rein mineralisch" zu empfehlen, wenn man die Pflanzen und Kulturbedingungen nicht kennt. Ich habe erst seit diesem Jahr zwei Pflanzen in wirklich fizzelfuzzel- pur mineralischem Substrat, und das sind zwei wurzelechte Sclerocacteen, ein parviflorus und ein mesae- verdae. Und die sehen quietschfidel aus, weil sie genau das brauchen. Im Gegensatz zu meinen beiden genannten, der Lobivie und der Echinopse. Schema F ist oft gut, aber eben nicht immer. Und wenn Deine Erfahrungen so eindeutig sind, dann topfe sie wieder in für sie besseres Substrat um. Muss oder sollte nicht unbedingt Torf sein, etwas Laubhumus ist viel besser und für Kakteen natürlicher.
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