PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gerätschaft für Makro-Aufnahmen



Ralph
01.04.2009, 23:00
Hallo,

habe heute festgestellt, daß man mit einer mit einem Normalobjektiv bestückten Digitalkamera bei Detailaufnahmen im Makrobereich nicht weit kommt. Mein Gebiet ist eher die Landschaftsfotographie, bin also im Makro-Bereich ein Laie und würde gerne ein paar Tests machen. Ein Makroobjektiv ist mir für diesen Zweck erstmal zu teuer, will es wie gesagt erstmal ausprobieren.

Jetzt habe ich mir überlegt, daß ein ordentliches 50mm-Festbrennweiten-Objektiv in Verbindung mit einem Balgengerät ein brauchbarer Kompromiß sein könnte. Kann mir das jemand von Euch Fotographen bestätigen? Oder von dieser Variante abraten? Hatte vor langer Zeit mal mit Zwischenringen hantiert, und habe da noch brauchbare Ergebnisse in Erinnerung, wenn man dicht genug an das Objekt heran kam.

Viele Grüße
Ralph

d0um
02.04.2009, 08:10
Hallo,

Google mal nach Retroadapter.
Ist wohl die günstigere Alternative mit anscheinend sehr brauchbaren Ergebnissen.

MfG
Marcel

Bernhard
02.04.2009, 09:07
hi Ralph,

der Retroadapter nützt dir nur richtig was bei Weit- bzw. Ultraweitwinkelobjektiven. bei höheren Brennweiten ist er nicht sehr effektiv. Zu beachten sind einige Besonderheiten:
Durch die Umkehrstellung existiert keine elektronische Verbindung zum Kamerabody. Blendensteuerung und Autofokus sind nicht nutzbar.
Mit einigen Tricks kann man die Blende "voreinstellen", was ein extrem verdunkeltes Sucherbild ergibt, was das manuelle Fokusieren wiederum erschwert (Licht gibts im Makrobereich nie genug)

Interessant wäre, was für eine Cam und welche Objektive du einsetzt.
Zwischenringe sind auf jeden Fall schonmal eine Lösung.

Ach ja ... die mir bekannten Balgengeräte kosten fast mehr als ein Makroobjektiv ... als preisliche Alternative kann ich das nicht sehen

Grüße
Bernhard

d0um
02.04.2009, 09:14
Hallo,

Ich selber nutze keinen Retroadapter. Ich habe ein Tamron 90mm 2,8.
Das hat schon einen Abbildungsmaßstab von 1:1.

Als Kamera benutze ich eine 400D.

Es gibt bei Retroadaptern auch Bastellösungen bei denen die Blendenwerte elektronisch über ein Kabel übertragen werden.
Ist aber wohl eine ziemliche Bastelei das stimmt.

MfG
Marcel

Bernhard
02.04.2009, 10:59
mit dem Tamron hast du eines der besten Markoobjektive am Markt.
Es ist kaum in Abbildungsleistung zu schlagen, selbst teure L-Objektive bieten keine knackigere Aufnahmen.
Mit einem Zwischenringsatz kann man schon ordentliche Vergrößerungen erzielen.

Grüße
Bernhard

d0um
02.04.2009, 12:49
Hallo,

Ja, mit dem Tamron bin ich super zufrieden. Der AF ist zwar lahm, aber durch den langen Schneckengang lässt sich extrem genau fokusieren.

Hier mal ein Bild vom letzen Sommer:
http://www.bildercache.de/bild/20090402-114734-839.jpghttp://www.bildercache.de/bildercache_80x15.gif


Ich denke ein echtes Makro-Objektiv ist einem Balgengerät, Retroadapter oder Zwischenringen vorzuziehen.


Marcel

Pheile
02.04.2009, 13:12
Hi,

für alle die bereits eine Spiegelreflex besitzen, ist diese
Seite was feines.

http://www.traumflieger.de/desktop/retroadapter/retroadapter.php

Sind für meinen Geschmack echt gelungene Bilder und das ohne Zusatz-
objektiv was sich schnell mal im 4-stelligen Bereich bewegt.

Schöne Grüße
Phil

Ralph
02.04.2009, 13:27
Beeindruckendes Photo; Sieht aus, als hättest Du sogar den Flügelschlag eingefroren?

Vielen Dank schonmal für Eure Diskussion soweit. Mein Zeitalter war bisher das der Analog-Fotographie. Habe eine Nikon F5 und war meißtens mit zwei Zoomobjektiven 35-70mm/2,8 und 80-200/2,8 unterwegs (Zoom wegen der Mobilität).
Die erwähnten Zwischenringe stammen noch aus dem Zeitalter davor, kann ich also für die Nikon nicht nutzen.

Ja, und das Digitalzeitalter ist momentan noch ein Testfeld für mich, habe daher vor kurzem eine Nikon D60 im Standard-Kit mit dem 18-55mm gekauft. Das Balgengerät von Nikon lohnt tatsächlich nicht für mich wegen des Preises, da würde ich mir tatsächlich gleich ein Makroobjektiv zulegen. Habe allerding einfache und billige Alternativen um die 50€ im Internet gesehen, es geht momentan, wie gesagt, nur um's testen.

Retroadapter kannte ich bisher nicht und scheint tatsächlich der billigste Test zu sein. Habe gleich mal das 18-55mm verkehrt herum auf die Verschlußöffnung gehalten und war erstaunt, was da so zum Vorschein kommt. Die Springblende steht abgeschraubt auf kleinste Öffnung. Man hättte also maximale Schärfentiefe bei diesem Verfahren. Da es mir momentan um unbewegliche Objekte geht (Kakteen), wäre der akute Lichtmangel möglicherweise beherrschbar.

Konnte mich bisher noch nicht dazu durchringen, eine "richtige" Digitalkamera zu kaufen, die technische Entwicklung schreitet doch (noch?) recht flott voran.

Über die Webseite vom Traumflieger bin ich auch gestolpert, steht beim Googeln gleich oben auf der Liste.

Viele Grüße
Ralph

Bernhard
02.04.2009, 15:10
Die Springblende steht abgeschraubt auf kleinste Öffnung. Man hättte also maximale Schärfentiefe bei diesem Verfahren.

Vorsicht ... in Retrostellung nie größer als Blende 12. Nach meinen Erfahrungen ist das der MAX-Wert. Darüber hinaus gehen die Abbildungsleistungen exponentiell in den schlechten Bereich. Die besten Werte erziehlt man mit Blende 8 und kleiner - Tiefenschärfe muß man dann über eine Schärfenreihe abbilden. so wie hier:

http://www.bazant.org/photographics/pics/2008.07.11_18-22-58.jpg

Ralph
02.04.2009, 15:53
Schärfenreihe bedeutet dann was, Bernhard?

Bernhard
02.04.2009, 16:16
Schärfenreihe bedeutet dann was, Bernhard?

uh .. jetzt wirds kompliziert ;-). Mit einem Makroschlitten mache ich mehrere Aufnahmen. Zwischen den einzelnen Aufnahmen verändere ich die Entfernung zum Objekt (manchmal nur im 1/10mm Bereich). Man stellt den Schärfepunkt so ein, dass der vorderste Teil des abzubildenden Objektes scharf ist. -> klick
Nun stellt man die Ebene scharf, die mit dem vorhergehenden Bild langsam unscharf wird. -> klick
Man wiederhole das Ganze bis man den hinteren Teil des Objektes fokusiert hat, -> klick.

An Stelle des Makroschlittens kann man das auchm it Live-view und dem manuellen Fokus machen - viele Wege führen nach ROM ;-)

je nach Blende hast du dann eine Reihe von Aufnahmen, deren Schärfebereiche du per Bildbearbeitung einzeln extrahieren kannst.

Grüße
Bernhard

Nachtrag: ohne Schärfenreihe ist sowas nicht möglich (Blende 500 vielleicht ;) )
http://www.bazant.org/cactea/pics/Thelocactus_bicolor_var_boleansis_.jpg

Ralph
02.04.2009, 17:01
Interessant, d.h. daß die Bildbearbeitungssoftware ein Bild aus verschiedenen Teilbildern zusammensetzt und dabei die Auswahl nach der Bildschärfe trifft?

Gruß
Ralph

Bernhard
03.04.2009, 15:02
es gibt Softwarepackete, die das automatisch machen - die einen gut, die anderen weniger gut. Ein Algorithmus scannt dabei das Gesamtbild und filtert über eine durch das Bild gehende Matrix Kontrastdifferenzen pro Fläche heraus. Geringe Kontrastdifferenzen werden entfernt und hohe Kontrastdifferenzen verbleiben. Die Bilder werden dann in Layern übereinandergelegt und gespeichert. Ich habe mir dazu einige nützliche Helferlein gebastelt.

Leider hat das ganze Konzept einen Schwachpunkt: kein Algorithmus weiß, welche Kontrastarmen Bildbereiche trotzdem scharf sein sollen, kein Algorithmus kann dir die Entscheidung abnehmen, welche Bildteile wichtig und welche unwichtig sind.

Etwas genauer und aufwändiger ist dann das manuelle Maskieren der einzelnen Flächen. Die Kombination zwischen Automatisieren und Handarbeit bringt in annehmbarer Zeit sehr gute Ergebnisse.

Grüße
Bernhard

Kathrein
08.04.2009, 13:11
Hallo Ralph,

bzgl. preiswert vs. teuer will ich mal mit unseren Erfahrungen beitragen. Wir sind schon länger auf digital, und es kam wie es kommen musste, die vorhandenen Objektive waren für bestimmte Sachen (Kakteen :) ) einfach ausgereizt. Also auf ins Netz und gucken was es gibt. Wir hatten uns dann auch für eine preiswertere Alternative entschieden, die aber gar nicht sooo schlechte Kritiken bekam. Na ja zufrieden waren nicht. Das Objektiv war zwar recht leicht und handlich, war aber schwer gängig und das Scharfstellen wurde zur Herausforderung. Auch die Bildqualität hat nicht überzeugt. Jetzt haben wir ein neues, das ist deutlich grösser und schwerer, auch deutlich teurer, aber einfach Klasse in Allem: Handling, Bildqualität, etc.. Nur, wie alle Makros, ist auch dieses recht langsam. Das stört aber nur ein wenig bei allem was sich bewegt/ bewegen kann und so schnell geht zum Glück keine Kaktusblüte auf oder zu ;) ). Leider, da nicht zuhause, kann ich nicht mit den Parametern dienen. Ich kann nur Dir nur raten, dass Du Dich mal in Foto-Communities umhörst/ umschaust, was das Objektiv Deiner Wahl für Kritiken *von Anwendern* bekommt. Wir jedenfalls haben damit echt gute Erfahrungen gemacht, und es würde mich wundern, wenn es für Deine Kamera-Marke kein solches Forum gibt.

Viele Grüsse und viel Spass und Erfolg bei der Objektivwahl
Kathrein

Ralph
09.04.2009, 10:58
Zu allererst vielen Dank an Berhard, d0um und Pheile für die aufschlußreiche Darstellung der Möglichkeiten. Vielen Dank auch an Kathrein, Deinen Beitrag nehme ich mal zum Anlaß, darzustellen, wo die Reise hingeht:

Billig und preiswert sollte für mich die Möglichkeit sein, mal ein paar Makros selbst anzusehen, wegen des ersten Eindrucks. Am einfachsten wäre ein Freund oder Bekannter in der Nähe mit entsprechender Ausrüstung gewesen, ist nicht gegeben. Also habe ich mir so einen Retroadapter beschafft, das Standard-Billig-Zoom draufgeklemmt und war beeindruckt, was man da alles zu sehen bekommt, sozusagen eine neue Dimension. Die Riesenüberraschung war es dann doch nicht, wenn man sich die gezeigten Beispielbilder in diesem thread angesehen hat.

Die Begleiterscheinungen des Experimentes waren dann allerdings auch nicht überraschend, denn mit einem lichtschwachen und wackeligen Standard-Zoom läßt die Bildqualität seeehr zu wünschen übrig. Ich denke, ich werde mir ein Makroobjektiv zulegen. Damit umgehe ich einige Probleme und wie ich mich kenne, achte ich am Ende auch auf die Details.

Viele Grüße
Ralph

Jan Carius
27.04.2009, 22:08
Hallo zusammen,

zur Thematik Tiefenschärfe habe ich einen interessanten Workshop für Photoshopnutzer entdeckt.

http://www.traumflieger.de/workshop/tiefenschaerfe/mehr_Tiefeschaerfe.php

Grüße Jan

Ralph
03.05.2009, 23:17
Hallo Jan,

ja das ist eine hochinteressante Geschichte. Nach dem Hinweis von Bernhard hatte ich das mal ausprobiert. Auf der Traumflieger-Seite unter Foto-Freeware findet sich ein Hinweis auf Freeware zu diesem Thema.

Hier ist der Link zu meinem Testergebnis:

http://www.kakteenforum.de/attachment.php?attachmentid=1032&d=1239826724

Ist keine Makroaufnahme. Im Makrobereich werden die Tiefenschärfeprobleme sicher noch größer, daher paßt das ganz gut in dieses Thema (denke ich). Für dieses Bild habe ich 5 Einzelaufnahmen gestapelt. Über der linken (vorderen) Blüte erkennt man bei genauem Hinsehen eine "Aura", diese ist durch die Bildbearbeitung entstanden. Diesen Effekt kann man in dem von Dir erwähnten Workshop auf dem Bild mit dem Pilz ebenfalls erkennen. Meine 5 Aufnahmen wären für einen ernsthaften Versuch zuwenig gewesen. Wenn man sich das finale Bild genau betrachtet, erkennt man mindestend eine Zwischenebene, welche noch etwas unscharf ist.

Ich habe das erste und das hintere der 5 Einzelbilder hier mit angehängt. Da sieht man zum Vergleich, was mit einfachen Aufnahmen machbar war (Blende war 7,1).

Viele Grüße
Ralph

Jan Carius
03.05.2009, 23:31
Hallo Ralph,

für den Anfang sieht das aber schon mal garnicht schlecht aus.
Wenn man genau hinsieht, ist diese unscharfe Zwischenebene störend. Ich würde die Ebene(n) mit den "überstehenden" Blüten entsprechend mit dem Zeichenstift-Werkzeug selektieren und entfernen. Wenn man sauber arbeitet, sollte hier nichts mehr zu erkennen sein.

Grüße Jan

Bernhard
04.05.2009, 15:21
hi,

diese "Aura" entsteht, weil durch die Positions- oder Zoom-Änderung natürlich diese Randbereiche entstehen. Ein Kaktusdorn oder Blütenteil ist natürlich "dicker" wenn er/es sich außerhalb des Fokus befindet. Die dahinterliegenden Teile werden so auch unscharf dargestellt, was diesen Aura-Effekt verursacht. Hier muss man ein wenig mehr retuschieren.
Um sowas zu umgehen kann man mit verschiedenen Brennweiten experimentieren, Zoom- und Positionsänderungen kombinieren oder halt Retuschieren. Große Abstände und hohe Brennweiten können dieses Problem eindämmen, jedoch der Extrem-Makro-Bereich bleibt da auf der Strecke. Es gibt leider keine 1-click Möglichkeit. Ich selber bearbeite die Bilder mit mehreren Methoden um für mich gute Ergebnisse zu haben ;-)

Grüße
Bernhard