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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : habe gefleischert...



Captain Nemo
27.03.2009, 22:18
Hallo Leute,

nachdem ich hier lerne, dass die Fleischer-Methode offenbar weit verbreitet und auch im Hobby-Bereich erfolgreich ist, habe ich es soeben auch zum ersten Mal so ausprobiert. (Bisher habe ich schon oft ausgesät, aber immer nur "klassisch".)

Meine Hände riechen noch nach Chinosol und Schimmel-Frei ;-)

Wünscht mir Glück! Bilder folgen...

Grüße,
Captain Nemo

Captain Nemo
27.03.2009, 22:40
Achso, welche Pflanzen eigentlich: Vorwiegend Rebutia und Sulcorebutia.

Hardy_whv
27.03.2009, 23:29
Meine Hände riechen noch nach Chinosol und Schimmel-Frei ;-)


Das Prinzip bei Fleischer ist ja, dass man keimfrei (oder wengistens keimarm) arbeitet, bei allen Bestandteilen - Substrat, Wasser, Töpfe; die Saat beizt man. Die Keimfreiheit erreiche ich durch langes Dünsten des Substrats und durch Sterilisieren der Töpfe. Insofern ist die Verwendung von Chinosol und Ähnlichem bei Fleischer m.E. überflüssig. Wo keine Keime sind, braucht man keine pilzhemmenden Mittel einsetzen.

Ich habe bei Fleischer jedenfalls noch nie Chinosol (o.ä.) eingesetzt. Oder wie macht ihr das?


Hardy http://www.hardyhuebener.de/_pics/smiley_hut_ab.gif

Gast
28.03.2009, 08:01
Ich habe bei Fleischer jedenfalls noch nie Chinosol (o.ä.) eingesetzt. Oder wie macht ihr das?


Morgen Hardy,

wenn du das wie beschrieben machst, brauchst du das auch garnicht. Ich selbst habe kein Chinosol, dafür aber Chlorbleichlauge verwendet, ein bisschen intensiver als Chinosol, in jeder Drogerie zu bekommen (das Zeug stinkt noch mehr :)).
Verwendet wird Chinosol (oder wie in meinem Fall Chlorbleichlauge) um die Töpfe, Handwerkszeug und alles was man zum aussääen braucht steril zu machen. Außnahme ist natürlich das Substrat. Manche reinigen vorher auch die Arbeitsfläche mit Chinosol (o.ä). Wenn man natürlich die Töpfe sterilisiert, ist die Verwendung der oben genannten Mittel überflüssig.

Grüße,
Echinopsis

Captain Nemo
28.03.2009, 09:19
So, hier das versprochene Foto. Es handelt sich um eine Pralinenschachtel aus transparentem Kunststoff. In den 18 Feldern waren früher die Pralinen ;-). Jetzt sind viele braune und ein paar schwarze Körner drin...

Das ganze ist an sich schon sehr gut dicht, zusätzlich habe ich den Übergang von Ober- und Unterteil mit Tesafilm verklebt.

Das Chinosol habe ich zum Sterilisieren verwendet. Das Substrat ist Kieselgur 0.5-1mm, 20 min bei 150°C im Backofen gewesen. In das Gießwasser habe ich ein bisschen Kakteendünger und ein bisschen Chinosol rein.

Bin gespannt, was daraus wird :)

micha123
28.03.2009, 10:31
Ich habe bei Fleischer jedenfalls noch nie Chinosol (o.ä.) eingesetzt. Oder wie macht ihr das?

Hallo Hardy,
ich habe auch noch nie Chinosol verwendet, auch die Samen habe ich noch nie gebeizt. Ich mache das so: Das humusfreie Substrat kommt in den Backofen und das Wasser wird abgekocht. Mit dem noch heissen Wasser werden die Töpfe übergossen und nach dem Abkühlen das Substrat gewässert. Dann wird ausgesät und alles kommt in eine (neue) Plastiktüte. Bisher ist mir mit dieser Methode vor dem ersten Lüften noch kein Keimling den Pilzen zum Opfer gefallen. Bei den diesjährigen Geohintonias wird sich zeigen wie lange man das so durchziehen kann (Aussaat 6. Januar, bis jetzt noch alles OK).

Gruß,
Micha

Gast
28.03.2009, 10:57
Hallo Micha,

kannst du mal ein Foto deiner Geohintonia-Aussaat zeigen? Würde mich sehr interessieren.

lG,
Echinopsis

Hardy_whv
28.03.2009, 11:22
Das Chinosol habe ich zum Sterilisieren verwendet. Das Substrat ist Kieselgur 0.5-1mm, 20 min bei 150°C im Backofen gewesen. In das Gießwasser habe ich ein bisschen Kakteendünger und ein bisschen Chinosol rein.


Jetzt verstehe ich Dich ;-)

Das Chinosol wirkt zwar fungizid, aber nicht sterilisierend. Das Substrat muss in Mikrowelle, Backofen oder durch Dämpfen sterilisiert werden, das Wasser koche ich ab und die Töpfe werden mit Chlorbleiche sterilisiert. Zudem beize ich die Samen. Damit ist dann aber auch alles Leben (mit Ausnehme dessen in den Samen) vernichtet. Deshalb ist das Chinosol dann m.E. nicht mehr erforderlich. Denn das, was Du mit dem Chinosol verhindern könntest - das Entstehen von Pilzen - wurde durch die Sterilisation bereits sichergestellt.

Da Chinosol nur in großen Dosierungen keimhemmend wirkt, wird es in der richtigen Konzentration vermutlich aber auch nicht stören.


Gruß,

Hardy http://www.hardyhuebener.de/_pics/smiley_hut_ab.gif

Captain Nemo
28.03.2009, 11:30
Hi Hardy_whv,

ups, das Abkochen des Wassers habe ich vergessen :oops:.

Die Chlorbleiche war vermutlich in dem "Sagrotan Schimmel-Frei"-Spray mit drin, zumindest hat es kolossal nach Chlor gerochen :eek:. Mit dem Spray habe ich die Pralinenschachtel gründlich gereinigt.

Chinosol habe ich 0,5 g/l im Gießwasser drin. Stimme dir zu, vermutlich schadet es nicht :grin:.

Ach ja, die Samen habe ich mit seedPRO Trockenbeize vorbehandelt.

micha123
29.03.2009, 11:28
kannst du mal ein Foto deiner Geohintonia-Aussaat zeigen? Würde mich sehr interessieren.

Hallo Echinopsis,
da gibt es noch nicht viel zu sehen, im wesentlichen die Keimblätter und ein kleiner weisser Punkt dazwischen. Dornen haben sie noch keine. Ich habe versucht sie durch den Beutel zu fotographieren, aber da kann man leider nicht viel erkennen:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2009-03-29_Geohintonia_mexicana_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2009-03-29_Geohintonia_mexicana.jpg)
(81KiByte)

http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2009-03-29_Geohintonia_mexicana_Zoom_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2009-03-29_Geohintonia_mexicana_Zoom.jpg)
(32KiByte)

Gruß,
Micha

josef
29.03.2009, 11:43
Hallo,
das sieht doch richtig gut aus.
Zum Chinosol möchte ich noch sagen das die eigentliche Problematik die dem Samenkorn anhaftenden Mikroorganismen sind.
Wenn ihr alles andere mit Temperatur und Chemie keimarm gemacht habt bietet ihr den oben genannten die besten Vermehrungsmöglichkeiten, da eventuelle "Feinde" und Konkurrenten fehlen und die Umgebungbedingungen das Pilzwachstum sehr fördern.
Betrachtet mal Bilder vom Vermehrungspilz in den Kulturen. Die gehen immer von den Samenresten aus. Durch das Anstauen mit Chinosollösung oder Beizen der Samen kann dieses vermindert und die Zeit bis zum Lüften überbrückt werden.
Es grüßt Josef

Wühlmaus
29.03.2009, 13:23
Hallo,
mir scheint, dass ich die "Fleischermethode" dann wohl komplett mißintrpretiert habe. Ich dachte, es käme letztendlich nur darauf an, die Töpfe luftdicht in Plastikfolie zu verschließen.
Fakt ist, dass ich bei meiner allerersten Aussaat am 17.2. lediglich neue Töpfe und natürlich neue Gefrierbeutel verwendet habe, als Erde die (hoffentlich einigermaßen sterile) Haage-Aussaaterde genommen habe, die Samen mit angeblich sterilem Vogelsand (ganz dünn) abgestreut habe und das ganze dann mit lauwarmem Leitungswasser angestaut habe.

Die Saat ist zu etwa 90 % aufgegangen, steht jetzt ohne jegliche Abdeckung am Küchenfenster, die Sämlinge bekommen die ersten Stacheln und eigentlich sieht die ganze Sache recht gut aus. Ich hoffe, dass es auch weiterhin so bleibt.

Generell bin ich auch nicht so ein Chemiefan, so dass ich ungern die von Euch beschriebenen Sachen einsetzen würde. Und das Beizmittel habe ich wohl, habe es aber bisher immer vergessen anzuwenden.

LG Elke

micha123
29.03.2009, 21:20
Zum Chinosol möchte ich noch sagen das die eigentliche Problematik die dem Samenkorn anhaftenden Mikroorganismen sind.

Hallo Josef,
ich hatte schon verschimmelte Samenschalen, aber diese Pilze konnten den Sämlingen irgendwie nichts anhaben. Auf dem Bims bzw. Quarz konnten sie sich nicht ausbreiten und selbst wenn so eine Schale einen Keimling direkt berührt hat, hatte dieser danach an der Stelle nur einen braunen Fleck. Die Pilze konnten seine Epidermis nicht durchdringen. Ich habe die Schalen dann einfach rausgenommen und es war sofort wieder Ruhe. Am wichtigsten scheint mir, dass die Pilze in dem Substrat nichts finden bzw. dort nicht wachsen wollen. Dann sind sie offenbar zu schwach um den Sämlingen zu schaden.

Gruß,
Micha

Cons
02.04.2009, 21:07
Ich sterilisiere Subtrat und Töpfe mit Heißwasser und stecke das Ganze in neue Gefriertüten. Chinosol benutze ich, wenn auch sparsam. Mit Pilzen hatte ich so noch keine Probleme. Bei einer Aussaat, die ich fast 1 Jahr eingetütet hatte, wuchs eine Moospflanze. Das hat die Sämlinge aber nicht im Geringsten gestört.

Tatjana
06.04.2009, 21:54
Hallo Captain Nemo,
ich denke, die Fleisher-Methode passt für Rebutien uns Sulco rebutien nicht besonderes. Die Methode wurde für sehr kleine und langsam wachsende Sämlinge ausgedacht, die man nicht so schnell pikieren kann. Sie mussen über lange Zeit in der feuchten Luft stehen ohne in den Algen zu verschwinnden. Das können z.B. Strombos, Blossfeldien, Aztekien und ähnliche sein.
Sulcorebutien wachsen ziemlich schnell, zuerst in die Länge. Sie brauchen viel frische Luft und vertragen keine Sauna.
Gruß
Tatjana

Captain Nemo
07.04.2009, 18:29
Oh. Danke für den Hinweis, Tatjana. Ich habe gedacht, dass Rebutia und Sulco eben gerade nicht besonders schnell wachsen, weil sie ja auch als ausgewachsene Pflanzen noch sehr klein sind. Mal sehen.

Über den Sauna-Effekt habe ich mir auch Gedanken gemacht -- angeblich sind ja Rebutien eher "Kühl-Keimer".

Jedenfalls Zwischenstand nach 1,5 Wochen: Bei etwa der Hälfte der Felder sind Keimlinge zu sehen. Sieht momentan soweit gut aus.

Tatjana
07.04.2009, 20:36
Ja, du hast Recht. Sulco wachsen langsam. Aber die Sämlinge sind nicht so klein wie z.B Blossfeldien. Sie sind ganz "normal". Sie lassen sich wunderbar pikieren.
Alles, was du gemacht hast ist nicht falsch. Die Keimlinge sollen jetzt wunderbar aussehen. Nur ich würde sie nicht über einen längeren Zeitraum in der geschlossenen Schachtel wachsen lassen.
Ich wünsche dir viel Erfolg! Hoffe, du zeigst uns weitere Fotos.
Gruß
Tatjana

Captain Nemo
03.05.2009, 16:34
So, hier das Ergebnis meiner ersten Fleischer-Test-Aussaat nach fünf Wochen, siehe Bild.


Einige Felder sind zu trocken geworden (Felder 2,3,5,12,15,16,17). Zwei Gründe: (a) ich habe zu wenig Wasser rein, (b) Die Felder sind nach unten geschlossen. Verdunstendes Wasser schlägt sich an der Box nieder und läuft nicht mehr in die Felder zurück.
Deswegen habe ich die Box auch heute aufgemacht, um keine Verluste in Feld 12 zu riskieren.
Verschimmelte Samen in Feldern 8,9,14. Der Schimmel hat sich aber nicht über das Substrat ausgebreitet.
Mittelprächtige Keimquote. Nur zehn von 18 Feldern sind überhaupt gekeimt. Bei den gekeimten Feldern war von "einer" bis "alle" jede Keimquote dabei.

Fazit:


Ab heute kultiviere ich die Sämlinge "konventionell" weiter.
Bei der nächsten Fleischer-Aussaat verwende ich "richtige" Töpfchen mit Abzugslöchern, damit ein geschlossener Wasserkreislauf möglich ist. Und es muss mehr Wasser ins System.

So weit, so gut, habe viel gelernt für's nächste Mal ;-).

kaktusland
11.05.2009, 14:51
Also, wenn ich aussäe, dann immer in ein normales Einweckglas (mit Gummiring und Spannklammer). Aber im letzten Jahr ist mir trotz Chinosol und Sterilisation die gesamte Aussaat weggeschimmelt, man bringt wahrscheinlich mit den Samen immer noch Erreger mit rein (die waren selbst gesammelt in New Mexico). Sonst hatte ich auch immer mal diverse Verluste, aber nicht so radikal. Ich habe jetzt Aatiram aufgetrieben und ein Aussaatsubstrat vom Fachhänder genommen. Momentan sieht der Inhalt des Einweckglases so vielversprechend aus, daß ich jetzt wohl wieder öfters aussäen werde. Ich habe mich jedenfalls wieder getraut, Samen zu bestellen.
Annette