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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfe - wer frißt meine Aussaat???



Janwillem
17.03.2005, 17:05
Hallo,
nachdem ich hier schon öfter gelesen, und in vielen Beiträgen sehr gute Informationen gefunden habe (dafür vielen Dank!), habe ich jetzt ein ernsthaftes Problem: Habe vor drei Wochen meine erste Aussaat mit einem Anfängerset von Haage begonnen, und auch recht gute Keimraten erzielt. Jetzt finde ich in einigen kleinen Töpfchen wurmartige Larven, und immer öfter morgens ein bis zwei kaputte Sämlinge. Das macht mich völlig fertig.

Meine 1. Frage: was kreucht da? ist 3-8 mm lang, sehr schlank, ungegliedert, durchsichtig, mit sehr kleinem schwarzem Kopfschild, und sichtbarem Verdauungstrakt in der Mitte. Bin von Trauermückenlarven ausgegangen, fand aber die Bilder, die ich im Netz gefunden hatte, nicht ganz treffend.

Meine 2. Frage: was ist die schnellste Lösung? Habe bereits mit Spruzit und Aadimethoat gesprüht (testweise auf drei Töpfchen), aber ohne Erfolg!Bin eigentlich kein großer Freund der chem. Keule, aber das Aufspießen mit Nähnadeln ist doch recht mühsam...
Schon mal Danke im Voraus,
janwillem

Hartkerius
17.03.2005, 18:08
Lieber Janwillem,

das dürften Trauermückenlarven sein. Die "Eltern" sind ziemlich kleine Mücken, die gerne in feuchtes Substrat ihre Eier ablegen. In KuaS war vor ein paar Monaten ein Artikel darüber drin. Woran ich mich erinnern kann ist, dass die "chemische Keule", welche die Larven tötet, meist auch die Sämlinge tötet. Sind Deine Sämlinge vielleicht schon gross genug zum Pikieren? Dann könntest Du sie versuchen, dadurch zu retten.

Ansonsten wüsste ich keinen Tip, was Du gegen die Tierchen machen kannst. Ein systemisches Mittel nutzt ja nichts, weil die Larven etwas fressen müssen, damit es wirkt. Bei Sämlingen bleibt da nichts mehr übrig...

Weiss vielleicht jemand etwas über Nützlinge, die schnell Tabula rasa machen?

Viel Erfolg bei der Bekämpfung!

Niko

Janwillem
17.03.2005, 18:30
Hallo Niko,

vielen Dank für die schnelle Antwort, auch wenn sie mich nicht so wirklich ermutigt hat...

Wenn jetzt nicht noch ein super Tip kommt, werde ich´s mal mit dem Pikieren probieren. Habe da keinerlei Erfahrung, und die Sämlinge sind z.T. doch noch arg klein. Aber vielleicht doch besser als dem nächtlichen Gemetzel weiter hilflos zusehen zu müssen... Grüsse,
janwillem

Hartkerius
17.03.2005, 19:42
Hallo Janwillem,

ich werde mich heute Abend noch einmal melden, denn ich habe mal eben in ein paar Büchern nachgeschaut. Jetzt muss ich aber erst einmal noch in den Bioladen, damit ich nicht verhungere... Ich habe jedenfalls keine Lust, meine Sämlinge zu futtern!

Gruss
Niko

Janwillem
18.03.2005, 12:55
Hallo Niko,
hast Du noch was gefunden? Hat schon wieder drei Sämlinge (aber auch 11 Larven!!!) erwischt. Belese mich für alle Fälle wegen des Pikierens. Schon mal Danke,
janwillem

noisi
18.03.2005, 13:25
Hallo !

Ich habe heute zufällig ein Rezept gefunden, ich kann aber nicht sagen ob es wirklich hilft:

Eine Knoblauchzehe zerdrücken, kochendes Wasser drüberschütten, erkalten lassen und dann damit gießen.

Das sollte doch den Sämlingen nicht schaden, denke ich.

Tschüssi Alex

Anonymous
18.03.2005, 15:28
Ich hatte anläßlich einer Trauermückenplage in den Zimmerpflanzen mal biologische Bekämpfung probiert. Erfolg war recht gut. Und zwar sind das Nematoden (Steinernema feltiae), die im Gießwasser aufgelöst werden und die Trauermückenlarven abmurksen. Gibts zum Bestellen. (nach schnellem googlen z.B. hier: http://www.katzbiotech.de/ )

Hartkerius
18.03.2005, 15:37
Hallo Janwillem,

gestern kam mir noch was dazwischen. Hier also nun das, was ich finden konnte:

«Zu den tierischen Schädlingen, die besonders den Kakteensämlingen gefährlich werden können, gehören die Trauermücken. Ihre Larven sind 4 bis 7 mm lang, durchsichtig, mit schwarzem Kopf. Optimal vermehren sich Trauermücken in humosem Substrat bei permanenter Feuchtigkeit (Staunässe) und Temperaturen über 20 ̊C. Massenpopulationen können in Saatschalen Totalausfall verursachen. Über die Wurzel fressen sich die Larven bis in den Sämling und höhlen ihn vollständig von unten her aus.
Die geschlechtsreifen Trauer- oder Sciaramücken sind etwa 3 mm lang. Ausgewachsene Tiere verursachen zwar an den Pflanzen keine Schäden, aber bei starkem Befall erheben sich bei einem Luftzug ganze Schwärme von Trauermücken.
Die Vermehrung kann schon durch Trockenperioden auf ein nicht mehr schädliches Maß reduziert werden. Allerdings genügt für die weitere Vermehrung der Population schon eine stehengebliebene Pfütze. Das intensiv schädigende Larvenstadium kann durch Gießen mit Insektiziden bekämpft werden. Allerdings muß man die Behandlung im Abstand von fünf bis acht Tagen mehrmals wiederholen.» Hans Friedrich Haage: Kakteen. Radebeul (Neumann) 1993, 111–112.

Falls die Sämlinge schon grösser sind, kannst Du die Substratoberfläche mal antrocknen lassen. Das dürfte Ihnen nicht gut bekommen, allerdings beziehen sie ja reichlichFeuchtigkeit aus Deinen Sämlingen. Vielleicht suchst Du mal unter folgenden Stichworten im weltweiten Gewebe nach:

Skiaramücke, Sciaramücke, Skiarafliege, Sciarafliege, Trauerfliege, Trauermücke

Noch ein Tip zur Vorbeugung: Man kann das Verhalten der Schädlinge, sich in dauerfeuchtem Substrat besonders wohl zu fühlen, ausnutzen, um ihnen vorbeugend an den Leib zu rücken. Es hat sich bewährt, Sonnentau (Drosera spec.) in die Nähe von gefährdeten Kulturen zu stellen. Als Moorpflanze braucht dieser ein dauerfeuchtes, humoses Substrat. Genau das Richtige für die Trauerfliegen. Kakteen dagegen haben es ja lieber trocken. Das feuchte Substrat des Sonnentaus zieht nun die Trauerfliegen an, weg von den Kakteen. Beim Versuch, ihre Eier abzulegen, bleiben sie an den Blättern des Sonnentaus kleben und werden von diesem verdaut. Damit können sie den Kakteen bzw. den Sämlingen nichts mehr anhaben. Sonnentau gibt es gerade in allen Gartenmärkten, z.B. bei Dehner, weil Carnivoren momentan stark in Mode sind.

Eine weitere Massnahme zur Vorbeugung stellt die Fleischer-Methode dar, denn in ein hermetisch abgeschlossenes Glas (bzw. Gefrierbeutel, bei der modifizierten Fleischer-Methode) kann keine Trauerfliege zur Eiablage eindringen.

So weit meine Tips. Mehr weiss ich jetzt auch nicht zu helfen. Viel Glück!

Herzliche Grüsse
Niko

Anonymous
20.03.2005, 14:29
Hallo,

hatte dasselbe Problem: die Larven haben mir einen Sämling nach dem anderen ausgehöhlt...
Ich habe das Problem mit Bacillus thuringiensis ziemlich gut in den Griff bekommen (wird auch im Bio-Anbau eingesetzt) - und den Sämlingen scheint es keineswegs zu schaden. Ich weiss nicht, wie das in Deutschland vertrieben wird; in der Schweiz gibt es zb. bei Migros/Coop oder www.biogarten.ch Tabletten zu kaufen, die man in 1l Wasser aufweicht und damit die Pflanzen giesst (Wiederholung nach 2 Wochen). Gegen die Mücken habe ich zudem Gelbtafeln mit Leim aufgestellt.
Das Zeug ist allerdings nicht ganz preisgünstig.

Viele Grüsse
Sabine

Janwillem
21.03.2005, 14:22
Hallo zusammen,

und vielen Dank für die vielen Tips! Die biologische Bekämpfung mit Nematoden bzw. Bakterien ist sicherlich die netteste, und werde mich für die Zukunft auch damit "bewaffnen". Für diesmal hätte es mir mit dem Versand zu lange gedauert, und war mir auch etwas zu unsicher, da ich ja recht schnell mit der chem. Keule(Spruzit bzw. Aadimethoat) zugeschlagen hatte, und nicht wußte, ob das dann den Nützlingen nicht vielleicht auch zusetzen würde. Die Keule war allerdings schon sehr alt (so an die 10 Jahre, praktisch nie wieder benutzt), und hat möglicherweise auch deshalb nicht so funktioniert (aber gestunken wie damals, ekelhaft). Schade, dass der Friedrich Haage nicht genauer geschrieben hat, mit welchem Mittel er die Larven bekämpft hat, das hätte mich schon interessiert.

Die Aussaatmethode in Gefrierbeuteln, die mir zunächst etwas komisch (arg künstlich) vorkam, erscheint mir mittlerweile auch versuchenswert, da kann ja nun wirklich nix reinkrabbeln oder fleuchen.

Und mittelfristig ist die Idee, den Mücken ein attraktiveres Eiablagesubstrat (Fliegenfalle oder Ähnliches) zu bieten, auch eine gute Idee.

Der Nikotin- und Knoblauchaufguß gefallen mir auch recht gut, habe vor, mal in der Richtung zu experimentieren. Falls ich da Ergebnisse bekomme, kann ich sie ja hier vorstellen.

Richtig sauer war ich aber auf die Firma Haage, die mit ihrem Anfängerset wohl echten Nepp verkauft - die Freude über die zumeist gut gekeimten Sämlinge wurde dann doch zu nachhaltig getrübt. Ob damit der Verkauf von Pflanzen angekurbelt werden soll?

Das Wochenende ging dann ziemlich mit Pikieren drauf, und da ist mir immer noch ganz schön mulmig bei - vier Wochen alte, z.T. wurzelbenagte, Sämlinge in fast rein mineralisches Substrat (mineralische Erdmischung von Haage gemischt mit feinem Aquarienkies): kann das klappen? Habe die Erde vorsichtshalber mit Chinosol behandelt, und halte die Sämlinge jetzt im Fenstergewächshaus warm und feucht. Mal schauen...

OK, soweit erstmal, nochmals danke an alle,
janwillem

Hartkerius
19.04.2005, 14:36
Hallo Janwillem, hallo Forumianer,

bin vor kurzem aus dem Urlaub in der Schweiz zurückgekommen, wo ich aufgrund des Hinweises von sschneit bei Coop nach Tabletten von Bacillus thuringiensis var. israeliensis geschaut und bin fündig geworden! Ich einen kleinen Vorrat mitgebracht, was hoffentlich nicht illegal war (die Tabletten kommen ursprünglich aus Deutschland!). Sie sind nur im Zehnerpack erhältlich, aber es wäre ja auch möglich, einzelne davon abzugeben, wenn das erlaubt wäre. In Deutschland ist so vieles verboten, dass ich davon ausgehe, dass es selbstverständlich strengstens verboten ist, die mitgebrachten Tabletten hier weiterzuverkaufen. Deshalb hier mein ausdrücklicher Hinweis: Ich erwähne das hier nur, damit keiner auf die Idee kommt, eine oder mehrere Tabletten von mir haben zu wollen ;-) ! Das dürfte ja sowieso niemandem einfallen, gell ;-) !
Falls sich aber jemand interessiert, wie man die Tabletten anwenden würde, wenn man sie haben dürfte ... hier kurz die Erklärung: Man löse eine Tablette in 0,5 Liter Wasser auf. Nachdem die Tablette komplett gelöst ist, giesst man weitere 0,5 Liter Wasser dazu. Damit giesst man die betroffenen Kulturen. Die Anwendung ist zwei Wochen später zu wiederholen. Da man bei Aussaaten ja nicht so viel Wasser braucht, kann man pro Anwendung je eine halbe Tablette nehmen. Das wäre dann bei EUR 1,00 pro Tablette (plus EUR 0,55 Porto für bis zu zwei Tabletten) eine recht preiswerte Methode, die wertvollen Keimlinge zu retten.

Was Ihr jetzt mit diesen Infos anfangt, ist Eure Sache.

Herzliche Grüsse aus dem regenreichen Heidelberg (hoffentlich läuft der Neckar nicht bald durch unseren Keller..., da lagern alle meine Substrate)

Niko

P.S.: @Janwillem: Warum bist Du denn so sauer auf Haage? Die haben bestimmt die Trauerfliegen nicht mitgeliefert. Ausserdem hätten deren Eier das Dämpfen des Substrates nicht überstanden. Ich habe mit dem Anfängerset sehr gute Erfahrungen gemacht und viele schöne Kakteen grossgezogen!

Loui
19.04.2005, 16:55
also bei mir war im haagesubstrat keine trauermücke mitgeliefert :D ich hatte in einem töpchen aber auch welche, da die sämlinge schon recht groß waren (also 2-3mm) hab ich dann einfach das töpchen rausgenommen, das substrat abtrocknen lassen - schwuppdiwupp hatte es sich ausgetrauermückenlarvt! bis jetzt hab ich keine neuen, sämlnge sind mir dabei vllt. 3-4 hops gegangen, mehr auch net...

also das wär die schonende, unchemische lösung :D

gruß, loui