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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Cylindropuntia x viridiflora



Hardy_whv
05.11.2008, 22:18
Hallo allerseits,

habe noch keine praktische Erfahrung mit winterfesten Kakteen. Habe mir diesen Herbst zwei Cylindropuntia x viridiflora geleistet (Jungpflanzen, ca. 20cm hoch). Eigentlich wollte ich die mit den anderen Kakteen ins Winterlager (Speisekammer, 5-10°C, etwas Licht) stellen. Aber der Platz wird etwas eng. Da kommt mir die Idee, zumindestens eine der Pflanzen auf dem Balkon zu überwintern. Sie würde da unter einen Dachvorsprung stehen, also ziemlich regengeschützt (Regen muss schon sehr schräg kommen, um die Stelle zu erreichen). Die Pflanzen haben auch schon seit ca. 1 Monat kein Wasser mehr bekommen. Was meint ihr: Was bekommt den Pflanzen besser: Balkon oder Speisekammer? Kommen die Pflanzen auf dem Balkon sicher über den Winter?

Besten Dank für eure Tipps,

Hardy 8-)

Uwe/Eschlikon
06.11.2008, 14:56
Hallo

C. x viridiflora ist, wie das "x" verrät, eine Hybride, und zwar eine Naturhybride aus den härtesten Cylindropuntien whipplei und imbricata. Und daher ist C. x viridiflora ebenfalls sehr frosthart! Trocken hält diese Art locker -20°C aus.
Ich habe ein Exemplar schon seit ein paar Jahren ohne Regenschutz draussen, und keine Probleme damit.

Die meisten C. x viridiflora's werden aber nicht sehr gross und sind meist stark verzweigt. Auch die Blühwilligkeit ist eher schlecht, aber von Klon zu Klon unterschiedlich, die Blütenfarbe dafür meist sehr schön (oft hell- bis dunkelrot; gibt aber auch gelblich oder grünlich blühende Klone).
Hauptverbreitungsgebiet ist New Mexico.

Grüsse, Uwe

Hardy_whv
06.11.2008, 22:50
Hallo Uwe,

danke für Deine Ausführungen. Die generelle Winterhäre von Cylindropuntia x viridiflora ist mir grundsätzlich bekannt. Die Frage ist eher: Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Überwinterung auf dem Bakon oder zusammen mit den anderen Kakteen zwischen 5 und 10°C, mit welcher Überwinterung geht es der Pflanze im nächsten Frühjahr besser. Und mit welcher Überwinterung kann ich am ehesten Blüten erwarten.

Ich hab ja zwei Pflanzen, insofern kann ich am Ende ja das Ergebnis der beiden Überwinterungsarten ja selbst bewerten. Aber vielleicht kann man das vorab schon einschätzen.

Gruß,

Hardy 8-)

Uwe/Eschlikon
07.11.2008, 06:53
Hallo

Ich sehe kein Problem bei einer Balkonüberwinterung. Ich denke, es ist besser als zu warm und vor allem zu dunkel.

Uwe

Hardy_whv
07.11.2008, 06:56
Danke! Eine der beiden steht seit ein paar Minuten auf dem Balkon. Mal sehn, wie die beiden sich im Vergleich machen.

Hardy 8-)

Lupus
07.11.2008, 08:31
... Eine der beiden steht seit ein paar Minuten auf dem Balkon...

Hallo Hardy,

das ist eventuell nicht so günstig, wenn sie bis jetzt drinnen gestanden hat. Normalerweise brauchen winterharte oder frostharte Kakteen eine Vorbereitung auf die Überwinterung um genug Zucker in die Zellen einzulagern, damit diese bei Frost nicht frieren und dadurch platzen. Auch schrumpfen sie erheblich. Durch die Dehydrierung der Zellen (->Volumensverkleinerung des Zellinhalts) können diese bei starkem Frost frieren (was ein Ausdehnen des Inhalts zur Folge hat), wiederum, ohne dass die Zellen platzen. Sie bereiten sich ab Spätsommer/Herbst auf die Überwinterung vor, durch niedrigere Nachttemperaturen, abnehmende Tageslichtlänge etc. Hast du deine Pflanzen bis jetzt drinnen gehabt und sie sind die Wärme gewohnt, kann es sein (muß aber nicht unbedingt), dass die Frosttoleranz stark gemindert ist. Das ist nur als Hinweis zu sehen, es muß nicht so sein.

Gruß,
Julian

Hardy_whv
07.11.2008, 10:40
Danke Julian,

danke für Deine "Warnung". Ich besitze die Pflanzen erst seit Mitte September. Haben seit dem drinnen gestanden, aber absolut trocken. Sind schon deutlich schrumpelig. Insofern bin ich guter Dinge, dass sie nicht platzen. Zudem sind die Temperaturen hier an der Nordseeküste meist sowieso sehr mild und fallen selten unter den Gefrierpunkt. Ich riskiers also einfach mal. Ab nächstem Jahr werde ich beide Pflanzen kontinuierlich draußen aufstellen (so wie die meisten meiner Kakteen während der Wachstumsphase).

Gruß,

Hardy 8-)

stefang
07.11.2008, 14:40
Durch die Dehydrierung der Zellen (->Volumensverkleinerung des Zellinhalts) können diese bei starkem Frost frieren (was ein Ausdehnen des Inhalts zur Folge hat), wiederum, ohne dass die Zellen platzen.

Hallo Julian,

bist du dir da sicher? Ich ging bisher davon aus, dass es allein die Gefrierpunktserniedrigung durch die Aufkonzentration der gelösten Zellinhalte ist, die die Pflanze vor dem Erfrieren schützt. Außerdem vermute ich, dass das Gefährliche beim Frieren nicht die Volumenvergrößerung ist (so flexibel sollten Zellwände sein), sondern dass die spitzen Eiskristalle die Zellwand perforieren und dadurch schädigen.
Gibt es das irgendwo nachzulesen?

Lupus
07.11.2008, 17:10
Hallo Stefan,

ja ich bin mir relativ sicher. Ich denke dass selbst konzentrierter Zellinhalt bei -40°C (und so tief kann ja die Temperatur sinken im Verbreitungsgebiet einiger Kakteen) friert. Du als Chemiker kannst das sicher bestätigen bzw. wiederlegen. Gelesen hab ich das auf jeden Fall. Was auch dafür spricht, ist, dass ich die Erfahrung gemacht hab, dass die Pflanzen bei starkem Frost richtig hart (hmm, könnte bei winterharten Kakteen jetzt mißverständlich sein ;-)) werden. Ich denke sie sind dann gefroren. Aber ich such gleich mal raus wo ich das gelesen hab. Ordnung sollte man haben...

Gruß,
Julian

Edit: Is mir gerade noch eingefallen: Wenn die Eiskristalle die Zellwände zerstechen bei normal gefüllter Zelle, muß das bei veringertem Volumen nicht unbedingt der Fall sein, da die Zellwand dann ja mehr Spielraum in der Elastizität hat. Ich denke nämlich auch nicht, dass die Zelle aufgrund des Volumenanstiegs platzt, sondern auf Grund der Eiskristalle zerstört wird.
Aber ich such, ich suche...

stefang
07.11.2008, 17:36
Hallo Julian,

ok, ich gebe dir Recht. Ich habe nicht bedacht, dass die Temperaturen so tief sinken können. So weit gehts mit der Gefrierpunktserniedrigung nicht. Da müsste schon ne ordentliche Portion Alkohol im Spiel sein, um das Wasser vor dem Gefrieren zu bewahren:wink:

DerGraf
07.11.2008, 18:04
Ich besitze zwei Klone von der Cyl. viridiflora. Der Klon aus Pojoaque hat dieses Jahr das erste Mal geblueht... Allerdings nicht wie beschrieben in bronze sonderen in rosa... :D

Lupus
08.11.2008, 11:30
Hallo Stefan,

ich finde im Augenblick nicht, wo ich das gelesen hab.
Das ist zwar jetzt OT aber bei mir is grad totales Chaos ausgebrochen, weil auf einmal Tropfstellen im Gewächshaus und Probleme mit Thermostat. Und das alles in der Woche wo ich kein Auto zur Verfügung hatte, also nicht zum Gewächshaus konnte. Jetzt hat sich Schimmel breitgemacht. Zum Glück sind keine Pflanzen befallen (ausser eine Ariocarpus retusus und Lophophora williamsii Aussaat von 07 direkt unter einer Tropfstelle), hab aber vorsorglich mit 2 verschiedenen Fungiziden gesprüht. Ich hab die ganzen Epiphyten rausgenommen, die werden jetzt in der Wohnung überwintert, und liegen hier überall verteilt herum bis ich eine Aufhängng gebaut hab. Leider ist die Isolierfolie für das Gewächshaus noch nicht gekommen, dann wären die Tropfstellen erstmal erledigt. Neuer Thermostat und Luftentfeuchter werden heute bestellt. Irgendwie geht auch nie etwas glatt...wie heißt es doch so schön bei Murphy's Law: "Anything that can go wrong, will go wrong".
Falls der gesuchte Artikel noch auftaucht, werd ichs dir mitteilen.

Gruß,
Julian

stefang
08.11.2008, 11:55
So ein Mist! Ich drück dir die Daumen, dass die Kleinen es überstehen und du die Probleme bald wieder im Griff hast.
Lass dir mit dem Artikel ruhig Zeit.

Viel Glück!

thuringian
08.11.2008, 13:40
Da drück ich die Daumen mit!

Wie entfeuchtest du die Luft in deinem GH?

Grüße, Dirk

Lupus
10.11.2008, 18:27
Hallo Dirk,

bis jetzt entfeuchte ich noch gar nicht. Ich wollte nun eigentlich einen elektrischen Luftentfeuchter kaufen. Aber nachdem was ich gesehen habe lohnen sich Geräte fürs Gewächshaus (die mit der sehr hohen LF und den relativ niedrigen Temperaturen zurechtkommen) erst ab ca. 300 € aufwärts. Und das ist mir einfach zu teuer. Soviel hat nichtmal meine Heizung gekostet. Daher werd ich es jetzt mal mit so einem relativ billigen Raumentfeuchter auf Basis von Calciumchlorid versuchen. Mal sehen ob der was bringt. Kostet nur gut 15 €, und is angeblich auch für Kleingewächshäuser geeignet. In der Beschreibung steht: Für Räume bis 80m³.

Gruß,
Julian

PS: Von den Lophophora is nur einer hops gegangen, dafür sind von den Ariocarpus retusus jetzt nur noch 30 von gut 300 übrig. Ärgerlich bei eineinhalb Jahre alten Sämlingen.

thuringian
10.11.2008, 19:40
Hallo Julian,

ich hoffe dass diese Entfeuchter auch 'schnell' genug sind! Drück die Daumen!

Grüße, Dirk

adc
10.11.2008, 21:53
Hallo,

bei mir hat der chemische Entfeuchter genau nichts gebracht. In 2 Wochen hat er vieleicht 200ml gesammelt. Ich denke das wird keine signifikante Veringerung der Luftfeuchte gebracht haben.

Gruß Andreas

Uwe/Eschlikon
11.11.2008, 11:19
@stefang/Lupus

Das Dehydrieren dient eigentlich nur dazu, die Glucosekonzentration anzuheben. Und es ist schon so, dass die Wasserkristalle äusserst spitz auskristallisieren und die Zellwände zerstechen, ergo Fäulnisbakterien dringen ein.

-40°C können in Nordamerika/Kanada in den Plains und Bergregionen durchaus erreicht werden, aber meist liegen dann die Kakteen unter einer isolierenden Schneeschicht! Das ist auch der Grund, warum es dort keine aufrecht wachsenden Arten gibt ;)
Die härteste Kakteenart ist übrigens Grusonia pulchella, die bis unter -30°C übersteht. Diese Art ist aber sehr kleinwüchsig und bildet eine Art Polster. Sie wächst aber nur an sehr tockenen Berglagen, wo auch die Luftfeuchte sehr gering ist. Gibt es strenge Kahlfröste, erfrieren auch am Heimatstandort viele Kakteen, oder ein Teil ihrer Glieder.

Gruss, Uwe

stefang
11.11.2008, 11:57
Hallo Uwe,

danke für die Erläuterung. Es geht eben doch nichts über praktische Erfahrungen...:-D

Lupus
11.11.2008, 13:40
Hallo,


...Gibt es strenge Kahlfröste, erfrieren auch am Heimatstandort viele Kakteen, oder ein Teil ihrer Glieder...

kann man daraus schließen, dass die Zellen oder deren Inhalt doch nicht frieren?


...Die härteste Kakteenart ist übrigens Grusonia pulchella, die bis unter -30°C übersteht...

Bei diesen Temperaturen friert dann der Zellinhalt aber doch, oder irre ich?

Können die Zellen nun prinzipell (ist natürlich auch artabhängig), ohne Schaden zu nehmen, durchfrieren oder nicht?

Verwirrte Grüße,
Julian

Uwe/Eschlikon
11.11.2008, 14:54
@Lupus und alle anderen

Man kann Deine Fragen nicht so einfach beantworten.
Ich müsste, hätte ich mehr Zeit, meine ganzen Dokus, die ich zu diesen Themen besitze, (Frosttoleranz, Gefriertoleranz, Frosttrocknis etc.) studieren.

Ich weiss nur soviel, dass Pflanzenzellen ganz durchfrieren können, ohne Schaden zu nehmen (sog. Gefriertoleranz). Es kommt auf viele Faktoren an, wie dies geschieht. Vor allem auf die Geschwindigkeit! Schockgefrieren zB. (ist aber nur unter Laborbedingungen möglich) schädigt die Zellen gar nicht. Das wird ja in der Forschung, zB. Medizin, tagtäglich angewendet.

Ganz langsames Gefrieren mit einer Anpassungszeit, ist ebenfalls nicht schädlich für viele Pflanzen. Das "Dazwischen" stellt die grösste Gefahr da, ebenso wie wiederholtes Gefrieren. Ausserdem muss zwischen "Intrazellulärer Eisbildung" und "Extrazellulärer Eisbildung" unterschieden werden.
Der Zelltod kann durch mech. Schädigung, aber auch durch Ionengleichgewichtsstörung oder Anhäufung von gelösten Stoffen (Salzen) eintreten. Also sehr komplex das Ganze ;)

Uwe

Lupus
11.11.2008, 15:17
Hallo Uwe,

vielen Dank für die Antwort. Das hört sich logisch an und stellt ein sehr interessantes Feld dar. Hast du dazu weiterführende Literaturangaben?

Gruß,
Julian

PS: Ist zwar schon einige Zeit her, aber du wolltest mir mal Fehlbestimmungen von Opuntien in dem Benson mitteilen. Wäre nett wenn du bei Gelegenheit dran denkst.

stefang
11.11.2008, 17:25
Hallo Uwe,

vielen Dank für die Antwort. Das hört sich logisch an und stellt ein sehr interessantes Feld dar. Hast du dazu weiterführende Literaturangaben?

Gruß,
Julian

Sehr spannendes Thema. Das würde mich auch interessieren, wenn es darüber Literatur gibt.

OPUNTIO
11.11.2008, 18:25
So etwas wäre auch für mich sehr interessant! Habe bei mir festgestellt, das die wirklich frostharten Opuntien schon bei relativ geringen Minustemperaturen ( 5-6 Grad) knüppelhart durchfrieren, während nur mäßig tolerante Pflanzen bis zum Durchfrieren elastisch bleiben. Das Durchfrieren ( Erhärten durch Frost) bedeutet auch fast immer deren Ende.
Gruß Stefan

Uwe/Eschlikon
12.11.2008, 12:28
Hallo

Ein guter Überblick auch bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4ltestress_bei_Pflanzen

Gruss, Uwe