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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfe! - Im Winter gegen Wolläuse behandeln?!



blondie
21.12.2004, 16:04
Hallo Kakteenfreunde,

ich bin ziemlich ratlos, was folgendes Problem betrifft:
Seit ca. 14 Jahren habe ich meine Kakteen im Gewächshaus (zum Teil in einem 3 x 2 Meter großem Festbeet ausgepflanzt). Während dieser Zeit habe ich mal mehr mal weniger starken Befall mit Wolläusen, ganz weg waren sie, glaube ich, nie. Behandelt habe ich mit allen möglichen Spritzmitteln (Namen weiß ich nicht mehr ...), den BESTEN Erfolg erzielte ich allerdings mit dem "Australischem Marienkäfer". Aber auch diese hatten ihre Probleme (sie krabbelten leider nicht in jede Ritze, Nische, Axille und Blattachsel, ließen sich von den Spinnen fressen, tja - und im Winter ist es ja doch recht kalt im Gewächshaus ... das lieben die auch nicht :-? )
Und jetzt ist es wieder so weit:
Beruflicher Stress - sehr wenig Zeit, mich um meine stacheligen Freunde zu kümmern ... die Wolläuse sind wieder da - es gab auch schon ein paar Kakteen-Opfer :cry:
Aber jetzt, wo es doch sooo kalt ist, kann ich doch nicht spritzen? Außerdem sind manche Kakteen (im Festbeet) schon riesengroß (3 Meter hoch) und nicht so weit auseinender, dass ich eine Leiter dazwischen stellen kann. Wie soll ich da alle Stellen erwischen? Wie macht ihr das???
Kriegt man diese scheußlichen Viecher denn nie los?

Welche Erfahrungen und Tipps habt ihr?
Speziell Gewächshausbesitzer, denn da fühlen sich ja die Wolläuse erst richtig wohl?!

Danke an alle!
Ingrid.

Christian
23.12.2004, 11:40
Hallo Ingrid,

ich bin zwar kein Kakteenfreund, die scheinen ja bereits Winterschlaf zu halten, aber ich versuche deine Vielzahl von Fragen kurz anhand meiner wenigen, eigenen Erfahrungen zu beantworten.
Ich hatte einmal eine Wollausinvasion mit verheerenden Schäden an meinen Sukkulenten während ich fast den ganzen Sommer auf Reisen war. Damit hatte für mich das Ausprobieren mit allerlei teuren Mittelchen bei leichten Befallserscheinungen ein Ende. Viele beschädigte und für immer unansehnliche Pflanzen gingen, abgesehen von einzelnen Ablegern, in den Müll z. B. meine gut 50 Kalanchoe-Arten. Folgend habe ich angefangen zunehmende Pflanzen zu sammeln, die weniger Probleme mit Läusen haben wie z. B. Aloaceaen. Schliesslich habe ich mir ein systemisches Spritzmittel zugelegt, das letztendlich dazu geführt hat, dass ich keine Wolläuse mehr im Gewächsthaus habe: Confidor. Wolläuse finde ich nur nach an Neuzugängen aus Gärtnereien oder Botanischen Gärten, die ihre Schädlinge biologisch bekämpfen und geringe Befallsdichten akzeptieren.
Leider endet die Zulassung von Confidor zum 31.12. Wie ich eben telephonisch nachgefragt habe, hat die Firma Hermann Meyer den Restbestand an Confidor bereits im Sommer aufgekauft und vollständig vermarktet. Eventuell hat Schwarz oder gar Haage das Mittel noch verfügbar, allerdings erheblich teurer. Inzwischen gibt es allerdings Nachfolgeprodukte mit dem gleichen Wirkstoff.
Sicher ist die Behandlung im Winter nicht unbedingt ratsam. Solltest du die Möglichkeit haben das Gewächshaus zu beheizen, so könntest du die Pflanzen zumindest mit dem Mittel einsprühen und dann über ein paar Tage hinweg stossweise die Feuchtigkeit unter Zuhilfenahme eines Ventilators wieder herauslüften. Zu Beginn der Wachstumsphase kann dann noch mal gegossen werden und dann sollte auch schon Schluss sein mit den Viechern.
Viel Erfolg und Frohe Feiertage
Christian

noisi
23.12.2004, 15:12
Hallo Ingrid !

Ich möchte mich gern anschließen.

Im Winter ist es schwierig, gerade bei großen Pflanzen und großen Mengen an Pflanzen, aber ohne irgend ein Gift wirst Du im Winter nicht auskommen, es sei denn die Pflanzen schaffen es noch bis zum Frühjahr.

Und die biologische Kontrolle funktioniert ja nur wenn's warm ist und alle Läuse werden ja auch nicht erwischt, wie Du schon schreibst.

Da bleibt wohl nur die chemische 'Keule'.

Tschüssi Alex

Euclid
28.12.2004, 20:39
Hallo Ingrid,

das was mir jetzt spontan zu diesem Problem einfällt, ist der Einsatz von Gas. Erkundige Dich mal bei einem professionellen Gärtner oder Kammerjäger inwieweit diese Möglichkeit ohne Gefahr bei diesen Gegebenheiten in Frage kommt.

Jedenfalls sieht man immer wieder, daß "biologische" Methoden keine Lösung auf Dauer bieten. Von diesem Irrglauben bin ich kuriert, seit ich versucht habe, die Flöhe von meiner Katze durch eine pervers riechende Mischung von Citrus- und Eucalyptusöl zu vertreiben. Auch hier hat ein systemisches Gift den Plagegeistern und ihrem Nachwuchs den Garaus gemacht. Anwenden darf sowas natürlich nur der Tierarzt, Gießen oder Spritzen kann man da nicht ;).

Grüsse

Euclid

blondie
13.01.2005, 19:09
Hallo ihr,

dankeschön für die Antworten!
(sorry für die späte Reaktion, aber ich war ein paar Tage verreist - es war ja Weihnachten ... )

@ Christian:
Ich werde mich mal nach "Confidor" erkundigen - aber wenn ich dich richtig verstehe muss ich ja (weil Spritzmittel) alle Läuse erwischen, was bei mir ja ziemlich schwierig ist ... muss das mehrmals angewandt werden? Ansonsten wäre es mir evtl. trotzdem die Mühe wert, wenn danach Ruhe ist!
Hilft das auch gegen anderes Ungeziefer?

@ Euclid:
Diese Idee hatte ich vor etlichen Jahren schon mal, habe mir dann sogar (relativ teuer) - ich weiß nicht mehr, wie es heiß - so einen "Würfel" gekauft, den man ins Gewächshaus legen und anzünden soll. Durch die (Ab-)Gasbildung soll dann wirklich jedes Insekteneben ausgelöscht werden!
ABER: Ich habe es dann aus mehreren Gründen nicht gemacht:
1. Anwendung ist für wesentlich größere Gewächshäuser (Gärtnereien), ich wußte nicht, ob es für meins auch geht?
2. Gasmaske tragen beim Anwenden, alle "Schotten" dichtmachen und dann drei Tage nicht mehr reingehen - hmmm! Klingt auch für Menschen recht giftig, und ich habe keine Gasmaske ...
3. Und was ist nach den drei Tagen? Muss ich dann noch (gesundheitliche) Bedenken haben, weil das Gas noch in der Erde steckt und sich langsam verflüchtigt???

Gibt es mittlerweile anwendungsfreundlichere Alternativen?
Kannst du mir da was empfehlen?

Auch ich halte Gas für meinen Fall für eine wirksame Möglichkeit, aber ich habe sehr großen Respekt, bzw. Bedenken, was die Gesundheit betrifft ... (habe leider auch eine überempfindliche Lunge, mit der ich nicht spaßen will)


Grundsätzlich glaube ich, dass ich die Behandlung schon noch ein paar Wochen hinauszögern könnte, und dann lieber intensiver behandle. Aber ich muss unbedingt was tun! (An meinem Cereus, ca. 3 m hoch, sind an der Rückseite, wo man es nicht sieht ..., jetzt auch noch Schildläuse :cry: ) Wenn ich nur mehr Zeit hätte...!

Gruß Ingrid.

Euclid
13.01.2005, 22:01
als ein Schrecken ohne Ende.

Hallo Ingrid,

also zunächst mal einige Bemerkungen zu den systemischen Giften, zum Beispiel Provado 5 WG (Wirkstoff Imidacloprid) oder B 58 (Wirkstoff Dimethoat). Beim Spritzen kommt die Kontaktwirkung zur Geltung. Dabei gibts einige Probleme, zum einen sind Wolläuse durch eine Wachsschicht geschützt, hier hilft ein Zusatz von Spülmittel (ca. 15 Tropfen pro Liter) um die Schutzschicht zu durchdringen. Aber z.B. Eier(!) oder versteckt sitzende Insekten nicht vernichtet.

Hier kommt nun die systemische Wirkung ins Spiel. Die Pflanzen nehmen über die Wurzeln den Wirkstoff auf verwandeln sich in Giftpflanzen, hungrige, beispielsweise frisch geschlüpfte beißende und saugende Insekten fressen sich in ihr Verderben. Auch die Schildläuse wirds es erwischen. Nach einiger Zeit muss wieder mit dem Mittel gegossen werden um einen gewissen Wirkstoffpegel in der Pflanze aufrechtzuerhalten. Dazu müssen die Wurzeln den Wirkstoff natürlich erst einmal aufnehmen können. In der Ruheperiode lässt sich sowas schlecht machen. Im Grunde genommen ist beides nötig: Kontaktwirkung, um akut gegen den Befall vorzugehen und die systemische Wirkung um langfristig das Problem zu lösen.

Ich kann Dir jetzt nicht sagen, welchen Wirkstoff dieser Würfel beim Abräuchern verströmt, das müsste derjenige, der Dir das Ding verkauft hat sagen können oder es steht auf der Packung, wos eigentlich hingehört. (Eigentlich hätte er Dir die Gasmaske mit dem passenden Filter leihen müssen.) Würde mich wirklich interessieren was das eigentlich ist. Eine relativ schonende Methode fällt mir jetzt auch ein: Das Räuchern mit Phyrethrum oder Derivaten. In den 80er Jahren gabs mal Verdampfer für die Steckdose. Ich könnte mir gut vorstellen, daß Profis sowas verwenden.

Übrigens die Vereinszeitschrift der Fränkische Kakteenfreunde Nürnberg, dieser Ortsgruppe der DKG gehört auch Georg Schwarz aus Katzwang an, heißt die "Wollaus" :).

Viele Grüsse

Euclid

blondie
14.01.2005, 14:04
Hallo Euclid,

vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!
Das klingt alles sehr interessant und ist anscheinend für mein Problem genau das Richtige! Endlich mal eine Lösung in Sicht!

Welches der von dir genannten Mittel würdest du mir empfehlen, und wo kann ich es erhalten? Georg Schwarz kenne ich - da habe ich zu meiner "aktiven" Zeit ab und zu eingekauft ... Dort könnte ich mal fragen. Ich hoffe, ich kann das ganz ohne Bedenken ohne Gasmaske anwenden?!

Ich würde jetzt 1, 2 mal damit spritzen und dann im Frühjahr, wenn die Kakteen das Wachsen beginnen, anfangen damit zu gießen. Ist das richtig so?
Kann ich damit auch andere Pflanzen behandeln? Im Gewächshaus stehen auch noch diverse Kübelpflanzen (z. B. Zitrone, Oleander, Datura, Clivia, etc.), die zum Teil auch befallen sind.

Gruß Ingrid.

Euclid
14.01.2005, 15:05
Hallo Ingrid,

ja genau so wirds gehen. Fürs Spritzen würde ich Provado (gleicher Wirkstoff wie Confidor) verwenden, auch weil Mitteln mit dem Wirkstoff Dimethoat Substanzen mit extrem unangenehmen Geruch (zur Warnung) beigemischt sind. Ferner dürfte der Wirkstoff von Provado/Confidor wesentlich weniger toxisch als Dimethoat für Säugetiere wie uns sein. Trotzdem würde ich beim Spritzen einen Mundschutz tragen und entsprechende Kleidung. Sonst würde ichs auch so machen wie Christian das beschreibt, also heizen und lüften, schließlich sollen die geschwächten Pflanzen nicht ein Opfer der Pilze werden.

Fürs Gießen im Frühjahr würde ich dann dimethoathaltige Präparate (Bi 58, Perfection oder ähnliches) einsetzen, da brauchst Du dann natürlich kein Spülmittel zusetzen.

Du kannst und mußt auch alle anderen Pflanzen im Gewächshaus behandeln, auch wenn sie keine für Dich erkennbaren Zeichen für Befall zeigen. Gründliches und radikales Vorgehen ist der Schlüssel zum Erfolg.

Viele Grüsse

Euclid

Euclid
14.01.2005, 18:05
Hallo,

hier noch ein Dokument zu den Eigenschaften von Confidor / Provado:

http://www.ig-ascleps.org/Confidor.pdf

Der Grund, weshalb ich 2 verschiedene Mittel abwechselnd anwende, liegt in der Hoffnung Resistenzen so vermeiden zu können.

Grüsse

Euclid