Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wüstenpflanze erntet Wasser aus der Luft
Pantalaimon
07.06.2016, 19:25
Servus,
hab vorhin auf sueddeutsche.de einen interessanten Artikel über ein Moos entdeckt, das in der Lage ist, sich Wasser aus der Luft zu "besorgen":
http://www.sueddeutsche.de/wissen/botanik-wuestenpflanze-erntet-wasser-aus-der-luft-1.3021848
Ich finde das sehr interessant, denn ich frage mich schon seit längerem, ob nicht vielleicht auch Kakteen in der Lage sind, Wasser über ihre Dornen aufzunehmen. Mich wundert eh, dass es bisher kaum Untersuchungen zum Thema Dornenstruktur / Dornenbau und Wasseraufnahme gab - oder wisst Ihr vielleicht mehr darüber als ich? (Literaturhinweise diesbezüglich sind sehr willkommen!) Kandidaten, die ich diesbezüglich gerne mal untersuchen würde, sind insb. Ferocacteen und Gymnocalycien, z.B. Ferocactus latispinus und Gymnocalycium saglionis.
Viele Grüße!
Chris
kakteenfritze
07.06.2016, 21:28
Hallo Chris,
das ist durchaus ein interessantes Thema.
Von Tillandsien (vor allem Tillandsia usneoides) und einigen Astrophytum ist durchaus bekannt, daß sie Wasser aus der Luft aufnehmen.
Dies geschieht dann allerdings über die schuppige Epidermis. Keine Ahnung, ob auch über die Dornen eine Wasseraufnahme möglich ist.
Wenn Du viel Geduld hast, probier es doch mal, indem Du die auserwählten Pflanzen über Jahre trocken stellst. Natürlich müßte dann wahrscheinlich zumindest zeitweise eine hohe Luftfeuchtigkeit vorherrschen - Gewächshaus eventuell.
Weitere mögliche Kandidaten wären meines Erachtens auch viele Echinofossulocactus-Arten.
Es grüßt
Ingo.
Thomas Kühlke
07.06.2016, 21:44
Es ist ja durchaus bekannt, dass Pflanzen in der Atacama(Chile) ihre Feuchtigkeit fast ausschliesslich aus dem Küstennebel ziehen.
kakteenfritze
07.06.2016, 21:48
Stimmt, Thomas!
Du meinst vor allem die vielen haarigen Arten!?
Gruß.
Ingo.
stachelmaus
07.06.2016, 21:49
in der Atacama leben die Pflanzen auch vom Nebel... also ähnlich wie das Moos. In der Namib (Namibia) nutzen einige Tieren ebenfalls die Luftfeuchtigkeit.
Thomas Kühlke
07.06.2016, 22:51
Ingo, das gilt für alle Arten dort, sonst würden ja die mehr dornigen verdursten.;)
kakteenfritze
07.06.2016, 22:54
Ja, stimmt!
Aber die haarigen können das besonders gut wegen der größeren Oberfläche.....;)
Gruß.
Ingo.
Thomas Kühlke
07.06.2016, 23:27
......die armen, die da nur noch leichte "Kränze" tragen oder gar "oben ohne" unterwegs sind........."haupt"sache Morgentau!:p
kakteenfritze
07.06.2016, 23:50
Genau!:grin:
Pantalaimon
08.06.2016, 01:07
Hallo,
wie genau? Genau das ist die Frage!
Natürlich kenne ich die Geschichten:
Es ist ja durchaus bekannt, dass Pflanzen in der Atacama(Chile) ihre Feuchtigkeit fast ausschliesslich aus dem Küstennebel ziehen.
Dies liest man häufig, frei nach dem Motto:
A) In der Atacama regnet es nie, aber es gibt häufig Küstennebel.
B) Die Kakteen dort brauchen Wasser.
A + B = AB) Folglich muss zwangsläufig gelten, dass die Kakteen ihr Wasser über den Küstennebel bekommen.
Sorry, aber für mich ist das eine These, kein Beweis. Es könnte nämlich auch sein, dass die Pflanzen ihr Wasser von den (tatsächlich und meist in El Nino-Jahren stattfindenden) unregelmäßigen Regenfällen erhalten und einfach verdammt gut mit ihrem Wasser haushalten, z. B. in dem sie sich in den Boden zurückziehen (das machen viele kleine Copiapoen und Eriosyce) oder sich mit einer Wachsschicht umgeben (wie die ganzen "grauen" Copiapoen). Zudem sollte man bedenken, dass es in den Küstengebieten der Atacama, wo der Großteil der Kakteen wächst, auch im Sommer nie besonders heiß wird und dass ca. 1/3 der Tage Hochnebel die Sonne verdeckt.
Daher meine Überlegung: Wenn sie Wasser aus dem Nebel erhalten, wie machen sie das?
1) Über die leichte, oberflächliche Befeuchtung des Substrats, welche sie mit sehr flachen Wurzeln aufnehmen?
2) Über die Dornen, mit deren Hilfe sie Kondenswasser entweder (2a) außen am Dorn entlang der Areole zuleiten (z. B. durch eine entsprechende Riefung der Dornen) oder (2b) indem sie Kondenswasser ins innere des womöglich hohlen Dorns leiten und dort nach unten hin der Areole zuführen?
3) Direkt über den Körper (ohne Mithilfe der Dornen), womöglich durch das Ausbilden weiterer "Hilfsmittel" (Wachsflocken bei Copiapoen, Wollflocken bei Astrophyten, chemische Verbindungen die Wasser binden können, etc.)?
4) ... (to be continued)
Meines Wissens nach hat das noch nie jemand genauer erforscht.
@ kakteenfritze: Wenn Du eine Quelle hast bzgl. der Astrophyten, dann bitte nennen. Das würde mich wirklich sehr interessieren.
Viele Grüße!
Chris
P.S.: In "Biologie der Kakteen" von Helm (2009) berichtet der Autor (S. 215 f.) über einen Versuch von Prof. Barthlott, bei dem dieser radioaktiv markiertes Wasser auf die Dornen einiger Kakteen aufgebracht hat und später die radioaktive Substanz in den Leitbündeln der Pflanzen nachweisen konnte. Offenbar können manche Kakteen also tatsächlich Wasser über die Dornen aufnehmen. Auch schreibt der Autor im folgenden, dass Kakteen Wasser direkt über die Epidermis aufnehmen können und dass Astrophyten ihre Flöckchen dazu nutzen, und beschreibt ausführlich einen entsprechenden Versuch. Manchmal hilft es, erst zu lesen, denn dann erübrigt sich so manche blöde Frage. :-)
Thomas Kühlke
08.06.2016, 08:35
Mit Deinem "PS" bestätigst Du das von uns Geschriebene.
Blöde Fragen gibt es nicht! Nicht alle hier im Forum haben sich seiner Zeit das PDF von Helm bei der DKG herunterladen können.
Also bitte erst denken, dann erübrigt sich so manch blöde Antwort!!
Pantalaimon
08.06.2016, 16:21
Servus,
@ Thomas:
Das Buch von Herrn Helm kannst Du Dir noch immer herunterladen: http://www.dkg.eu/cs/index.pl?navid=Dornenwesen_%96_Biologie_der_Kaktee n_1169&sid=de
Viele Grüße!
Chris
Thomas Kühlke
08.06.2016, 16:31
Ja, ich weiß.
Was mir besonders daran gefällt ist die sehr kurzweilige und oft mit viel Humor dargestellte Thematik.
Im Gegensatz zu vielen anderen Publikationen doch immer gerne wieder schmunzelnd zur Hand/Monitor genommen.
kakteenfritze
09.06.2016, 00:21
Hallo zusammen,
nun seid aber wieder lieb zueinander!
Chris, leider weiß ich auch nicht mehr als Du (auch bezüglich Literatur). Das was ich weiß (Astrophyten), ist das was man eben immer so liest in der einschlägigen Literatur.
Die Geschichte mit der Radioaktivität ist meines Erachtens von geringer Bedeutung, denn das radioaktive Wasser kann an der Pflanze heruntergelaufen und ins Substrat gelangt sein, sodaß es hinterher von den Wurzeln ganz regulär aufgenommen wurde. Das sind aber nur Gedankengänge meinerseits, die keineswegs Studien von hochrangigen Wissenschaftlern in Frage stellen sollen.
Grüße von
Ingo.
Die Geschichte mit der Radioaktivität ist meines Erachtens von geringer Bedeutung, denn das radioaktive Wasser kann an der Pflanze heruntergelaufen und ins Substrat gelangt sein, sodaß es hinterher von den Wurzeln ganz regulär aufgenommen wurde. Das wäre aber ein ganz schlechter Wissenschaftler, wenn er den naheliegendsten Fehler nicht ausschließen würde...
radioaktiv markiertes Wasser auf die Dornen einiger Kakteen aufgebracht hat
Wie das dann ins Substrat gelangen konnte, bleibt wohl für alle Zeiten ein Rätsel.
Oooder, wenn es denn tatsächlich wissenschaftlich zugegangen sein sollte, hat man das Substrat vorher abgedeckt.;-)
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