MarcoPe
18.01.2014, 22:02
Hinweise zu psychoaktiven Kakteen im Kakteenforum
Natürlich besitzen Kakteensammler alle auch Pflanzen, die psychoaktive Substanzen enthalten könnten. Es gibt von diesen Pflanzen einfach sehr viele. In der Regel wird man hier im Kakteenforum aber keinen treffen, der aus diesem Grund diese Pflanzen besitzt und damit Handel treiben möchte. Dies zur Enttäuschung an alle, die hier auf der Suche danach sind!
In diesem Beitrag möchte ich einige grundlegende Dinge zu diesen Pflanzen aufschreiben.
Bei über 70 Kakteegattungen hat man psychoaktive Substanzen nachgewiesen oder vermutet diese. Einige bekanntere Gattungen und Arten haben in medizinischen und religiösen Traditionen der Ureinwohner der Herkunftsgebiete eine Bedeutung und sind schon lange als Drogen mit entsprehenden Wirkungen bekannt.
Von den wirkenden Inhaltstoffen ist besonders Meskalin oder Mescalin ein rechtlich problematischer Stoff. Im Betäubungsmittelgesetz wird er in der Anlage 1 als "nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel" genannt. Für diese Stoffe darf nicht geworben werden (§ 14 (5) BTMG) und Anbau, Herstellung, Handel, Einführung, Werbung dafür... stellen eine Straftat dar und sind somit verboten (§ 29 BTMG). Es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Dies sollten besonders diejenigen genau bedenken, die manchmal offen nach Pflanzen zum Zwecke des Konsums suchen. Bitte verschont das Forum mit solchen Beiträgen!
Innerhalb Deutschlands ist der Besitz mescalinhaltiger Pflanzen (insbesondere Lophophora willimasii) erlaubt, wenn dies nicht mit dem Ziel der Drogenherstellung oder des -konsums erfolgt. Wer Pflanzen entsprechend aufbereitet besitzt, muss mit einer Strafverfolgung rechnen. Dies kommt daher, dass in der Regel nicht die Quelle der Droge verboten ist (oder bei natürlich vorkommenden Pflanzen verboten werden könnte), sondern das Betäubungsmittel an sich.
Das BTMG ist übrigens in diesem Punkt nicht eindeutig: Als "Stoffe" werden nicht nur die Inhaltsstoffe definiert, sondern auch "Pflanzen, Algen, Pilze und Flechten sowie deren Teile und Bestandteile in bearbeitetem oder unbearbeitetem Zustand" (§ 2, Abs (1), 1. b) In der Praxis sind die Sammlungen einiger Händler den Behörden bekannt, werden nach dem Artenschutzabkkommen / -gesetz kontrolliert und nicht beanstandet. Auch der Verkauf erfolgt vollkommen legal und offen.
Wer meint, er könne sich durch Kauf von Pflanzen oder eigene Aussaat schnell in die Lage versetzten, eine wirkungsvolle Menge an Inhaltsstoffen zu erhalten, darf sich aus gärtnerischer Sicht gerne enttäuscht fühlen: In der Literatur kann man nachlesen, dass 10 bis 40 frische Pflanzen notwendig seinen sollen, um die versprochene Wirkung zu erzielen. Dafür benötigt man entweder recht viel Geld oder sehr viel Geduld (und bedarf dann aufgrund des dann höheren eigenen Alters des Konsums vielleicht garnicht mehr, sondern kann sich einfach an den Pflanzen erfreuen).
Zudem sollen die Inhaltsstoff-Mengen in Nordeuropa gewachsener Pflanzen eher gering ausfallen.
Ich finde es schade, dass in Sukkulenten-Gärtnereien die Lophophoren nur noch verschlossen oder unter Aufsicht von Mitarbeitern angeboten werden können, weil sie sonst geklaut werden. Das finde ich fast genau so schlimm, wie das Ausreißen dieser bedrohten Pflanzen in der Natur.
Wer sich weiter über das Thema informieren möchte kann dies in dem Buch "Alles über psychoaktive Kakteen" von Markus Berger, Nachtschattenverlag, Solothurn 2013, tun. Der Autor stellt das Thema breit auf. Von der Geschichten des Gebrauchs, über die Kultur der Kakteen, die Wirkstoffe enthaltenden Gattungen bis hin zu den gesundheitlichen und rechtlichen Gefahren. Das Buch gibt es zum Beispiel hier (http://gutte.no-ip.org/) .
Meiner Ansicht nach wird der Konsum geschönt und die Geschichte der Mescalinverwendung und -erforschung zu unreflektiert dargestellt. Da gab es scheinbar nie Probleme. Besonders fragwürdig ist der Literaturhinweis zu einem Buch über Menschenversuche mit Drogen in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten: "Nazis on Speed ist ein auch auf andere Drogen bezogenes, wunderbar aufklärendes Buch, voller Dokumente, Geschichten und Grafiken" (a.a.o., S. 27). Kein Hinweis auf die Zielsetzung und die Opfer. Klingt da Freude an über die wissenschaftliche Auswertung von Drogenmissbrauch durch die Nationalsozialisten?
MarcoPe
Natürlich besitzen Kakteensammler alle auch Pflanzen, die psychoaktive Substanzen enthalten könnten. Es gibt von diesen Pflanzen einfach sehr viele. In der Regel wird man hier im Kakteenforum aber keinen treffen, der aus diesem Grund diese Pflanzen besitzt und damit Handel treiben möchte. Dies zur Enttäuschung an alle, die hier auf der Suche danach sind!
In diesem Beitrag möchte ich einige grundlegende Dinge zu diesen Pflanzen aufschreiben.
Bei über 70 Kakteegattungen hat man psychoaktive Substanzen nachgewiesen oder vermutet diese. Einige bekanntere Gattungen und Arten haben in medizinischen und religiösen Traditionen der Ureinwohner der Herkunftsgebiete eine Bedeutung und sind schon lange als Drogen mit entsprehenden Wirkungen bekannt.
Von den wirkenden Inhaltstoffen ist besonders Meskalin oder Mescalin ein rechtlich problematischer Stoff. Im Betäubungsmittelgesetz wird er in der Anlage 1 als "nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel" genannt. Für diese Stoffe darf nicht geworben werden (§ 14 (5) BTMG) und Anbau, Herstellung, Handel, Einführung, Werbung dafür... stellen eine Straftat dar und sind somit verboten (§ 29 BTMG). Es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Dies sollten besonders diejenigen genau bedenken, die manchmal offen nach Pflanzen zum Zwecke des Konsums suchen. Bitte verschont das Forum mit solchen Beiträgen!
Innerhalb Deutschlands ist der Besitz mescalinhaltiger Pflanzen (insbesondere Lophophora willimasii) erlaubt, wenn dies nicht mit dem Ziel der Drogenherstellung oder des -konsums erfolgt. Wer Pflanzen entsprechend aufbereitet besitzt, muss mit einer Strafverfolgung rechnen. Dies kommt daher, dass in der Regel nicht die Quelle der Droge verboten ist (oder bei natürlich vorkommenden Pflanzen verboten werden könnte), sondern das Betäubungsmittel an sich.
Das BTMG ist übrigens in diesem Punkt nicht eindeutig: Als "Stoffe" werden nicht nur die Inhaltsstoffe definiert, sondern auch "Pflanzen, Algen, Pilze und Flechten sowie deren Teile und Bestandteile in bearbeitetem oder unbearbeitetem Zustand" (§ 2, Abs (1), 1. b) In der Praxis sind die Sammlungen einiger Händler den Behörden bekannt, werden nach dem Artenschutzabkkommen / -gesetz kontrolliert und nicht beanstandet. Auch der Verkauf erfolgt vollkommen legal und offen.
Wer meint, er könne sich durch Kauf von Pflanzen oder eigene Aussaat schnell in die Lage versetzten, eine wirkungsvolle Menge an Inhaltsstoffen zu erhalten, darf sich aus gärtnerischer Sicht gerne enttäuscht fühlen: In der Literatur kann man nachlesen, dass 10 bis 40 frische Pflanzen notwendig seinen sollen, um die versprochene Wirkung zu erzielen. Dafür benötigt man entweder recht viel Geld oder sehr viel Geduld (und bedarf dann aufgrund des dann höheren eigenen Alters des Konsums vielleicht garnicht mehr, sondern kann sich einfach an den Pflanzen erfreuen).
Zudem sollen die Inhaltsstoff-Mengen in Nordeuropa gewachsener Pflanzen eher gering ausfallen.
Ich finde es schade, dass in Sukkulenten-Gärtnereien die Lophophoren nur noch verschlossen oder unter Aufsicht von Mitarbeitern angeboten werden können, weil sie sonst geklaut werden. Das finde ich fast genau so schlimm, wie das Ausreißen dieser bedrohten Pflanzen in der Natur.
Wer sich weiter über das Thema informieren möchte kann dies in dem Buch "Alles über psychoaktive Kakteen" von Markus Berger, Nachtschattenverlag, Solothurn 2013, tun. Der Autor stellt das Thema breit auf. Von der Geschichten des Gebrauchs, über die Kultur der Kakteen, die Wirkstoffe enthaltenden Gattungen bis hin zu den gesundheitlichen und rechtlichen Gefahren. Das Buch gibt es zum Beispiel hier (http://gutte.no-ip.org/) .
Meiner Ansicht nach wird der Konsum geschönt und die Geschichte der Mescalinverwendung und -erforschung zu unreflektiert dargestellt. Da gab es scheinbar nie Probleme. Besonders fragwürdig ist der Literaturhinweis zu einem Buch über Menschenversuche mit Drogen in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten: "Nazis on Speed ist ein auch auf andere Drogen bezogenes, wunderbar aufklärendes Buch, voller Dokumente, Geschichten und Grafiken" (a.a.o., S. 27). Kein Hinweis auf die Zielsetzung und die Opfer. Klingt da Freude an über die wissenschaftliche Auswertung von Drogenmissbrauch durch die Nationalsozialisten?
MarcoPe