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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hilfe, Kaktus wird schwarz!



Anonymous
26.01.2004, 19:38
Hallo,

Ich besitze seit ca. 2 Jahren einen rund 1,50m hohen Kaktus (Typ unbekannt - da absoluter Laie auf dem Gebiet). Er müsste jetzt ungefähr 10 Jahre alt sein. Seit 3 Wochen wird er jetzt von der Spitze her dunkelgrün bis schwarz, schrumpelt zusammen und wird wie Gummi (nicht matschig!). Er kriegt auch richtig vertrocknete braune Stellen. Ich habe ihn so alle 3 Monate gegossen, das letzte mal vor 3-4 Monaten. Was könnte das sein und was kann ich dagegen machen? Ich wäre für jeder Rat dankbar.

Vielen dank im Voraus.

G.Dietze

Anonymous
29.01.2004, 08:33
Hallo,

das klingt mir sehr nach einen Frostschaden an einer Euphorbia. Das Schadensbild wäre jedenfalls typisch.

Hat die Pflanze weißen Saft (im gesunden Bereich anpieksen) und paarige (je 2 oder 4) Dornen?

Frank
www.euphorbia.de

Anonymous
29.01.2004, 16:07
Hallo,

Saft kommt beim Anpieksen gar keiner raus, der Kaktus hat paarige (2-4 mm lange) Dornen.
Der schwarz gewordene Bereich fängt jetzt auch noch am zu schimmeln.

Mit besten Grüssen

G.Dietze

Anonymous
30.01.2004, 10:34
Hallo,
mit den paarigen Dornen kann es sich eigentlich nur um eine Euphorbia handeln. Die Pflanze sieht für einen Laien erstmal wie ein Kaktus aus, ist damit aber nicht verwandt und unterscheidet sich bei näherer Betrachtung deutlich. Auch in der Pflege der Pflanzen gibt es Unterschiede. Während die meisten Kakteen eine kühle (5-10°C) Überwinterung mögen, verlangen die meisten Euphorbien eine warme Überwinterung bei min. 12°C. Sicherer sind noch min. 15°C.

Im Winter kann es aber auch in geheizten Räumen direkt am Fenster deutlich kälter werden. Euphorbien reagieren auf die Kälte indem sie schwarz werden und faulen. Ist der Schaden einmal entstanden, hilft nur, alles Faule wegzuschneiden. Alles was dunkel verfärbt oder gar matschig ist und worin kein Saft mehr fließt, kann nicht mehr gerettet werden.

Nähere Informationen sind hier: www.euphorbia.de/pflege.htm
Viel Glück!

Frank
www.euphorbia.de

Anonymous
30.01.2004, 17:00
Hallo,

der Verkäufer im Blumenladen hat ihn mir aber als Kaktus verkauft.
Ich habe auch ein Foto von dem "Kaktus", weiß aber leider nicht, wie ich das Bild in den Beitrag bekomme. Vieleicht kann ich es Ihnen ja per E-Mail zukommen lassen, damit wir erstmal klären können was das überhaupt für ein Gewächs ist?

Mit besten Grüssen

G.Dietze

Anonymous
30.01.2004, 17:39
Hallo,
ja, schicken Sie mir das Bild doch bitte. Meine email-Adresse finden Sie auf meiner homepage. (Möchte die Adresse wg. Spam hier nicht wiederholen.)
Wenn vorhanden, bitte (auch) ein Bild der Pflanze als sie noch gesund war.

Gruß,

Frank Vincentz
www.euphorbia.de

Anonymous
31.01.2004, 18:52
Hallo,

habe die Bilder verschickt.

Mit besten Grüssen

G.Dietze

Anonymous
31.01.2004, 19:01
Hallo,

eine Frage noch. Wie oft muss ich den "Kaktus" denn giesen bzw. düngen? Die Tipps reichen ja von alle 1-2 Wochen bis alle 3-4 Monate.

Mit besten Grüssen

G.Dietze

Anonymous
01.02.2004, 13:37
Hallo Herr Dietze,

dies sind Bilder Ihrer Pflanze.
www.euphorbia.de/special/kaktus2.jpg
www.euphorbia.de/special/kaktus3.jpg

Ihrer Beschreibung nach hatte ich mir den Schaden schlimmer vorgestellt. Der größte Teil ist doch noch zu retten. Schneiden Sie einfach alles weg, was offensichtlich faul ist. In ein bis zwei Jahren müsste die Pflanze den Verlust wieder ausgeglichen haben. Passen Sie aber mit dem giftigen Saft auf!

Ihre Pflanze ist mit Sicherheit eine Euphorbia. Diese Wellen in den Rippen sind sehr typisch für einige baumartige Euphorbien wie z.B. E. ingens. Bei Ihrem Exemplar tippe ich mal spontan auf E. acrurensis.
Hier ist ein Vergleichsbild von Ron Whisenhunt, San Diego, USA
http://www.hpphoto.com/servlet/LinkPhoto?GUID=589b72b9-6364-5612-d826-22c734e0fb3d&size=

In Blumenläden werden Sie heutzutage leider nicht mehr von Fachpersonal bedient, das den Unterschied zwischen Kaktus und Euphorbia kennen könnte. Meiner Beobachtung nach werden statt Floristen immer häufiger billige, ungelerne Kräfte eingestellt. Fassungs- und hilfloses Schulterzucken wenn es nur darum geht, selbständig einen Strauß in rot für 20 Eur. zusammenzustellen.

Um Kälteschäden an Ihrer Pflanze zukünftig zu vermeiden, sollten Sie sie im Winter warm halten.

Beste Grüße,

Frank Vincentz
www.euphorbia.de

Anonymous
01.02.2004, 16:16
Hallo Herr Dietze,
gerne beantworte ich auch Ihre weiteren Fragen.

1. Gießen
Vergessen Sie alle Gießintervalle, von denen man Ihnen erzählt hat. Die sind alle falsch. Wer immer auf die Idee kam, Tage, Wochen oder Monate bis zum nächsten Guss zu zählen, hat damit bei Menschen etwas offensichtlich sehr Beliebtes erfunden, denn Menschen zählen wohl gerne. Den Sukkulenten hat er damit aber keinen Gefallen getan, denn denen sind regelmäßige Güsse ein Graus. Lassen sie also die Zählerei.

Richtiges Gießen ist absolut einfach: Gießen Sie dann, wenn die Pflanze Wasser braucht.

Wieviel Wasser eine Pflanze benötigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einfluss nehmen die Art der Pflanze und deren Größe, Art und Größe des Topfes, das Substrat, das Kleinklima am jeweiligen Standort der Pflanze, also Wärme, Licht, Luftfeuchtigkeit und Luftaustausch sowie natürlich die Jahreszeit.
Bei jeder regelmäßigen Bewässerung bekommt die Pflanze also mal zu wenig (z.B. an heißen Sommertagen in voller Sonne) und mal zu viel Wasser (z.B. an trüben Hersttagen). Und das schadet der Gesundheit der Pflanze und macht sie anfällig für Krankheitserreger.

Voraussetzung für das richtige Gießen sind ein geeigneter Topf (mit Drainagelöchern, ohne Untersetzter) und ein lockeres Substrat, das sich schnell und vollständig durchnässen lässt. Ich selbst habe mit Plastiktöpfen und einem Gemisch aus Blumenerde und Seramis beste Erfahrungen gemacht.

Und so geht's:
- Gießen Sie durchdringend. Machen Sie die Erde völlig nass, ggf. auch durch Tauchen des Topfes.
- Warten Sie, bis die Erde (fast) völlig trocken ist.
- Machen Sie wieder völlig nass, warten sie wieder, usw. usw.

Und weil das eigentlich viel zu einfach ist, gibt es zwei Ausnahmen.
- Im Winter wird nicht gegossen. (Für einige Pflanzen gibt es eine Ausnahme von dieser Ausnahme.)
- In den Übergangszeiten Frühling und Herbst lässt man die Bewässerung ein- und ausschleichen. So, dass ganz am Anfang und ganz am Ende nur wenig Wasser gegeben, die Erde also noch nicht bzw. nicht mehr völlig durchnässt wird.


2. Düngen
Wenn Sie düngen, nehmen Sie einen sogenannten Kakteendünger. Darin sind die Nährstoffe in einem für die allermeisten Sukkulenten geeigneten Verhältnis enthalten. Normaler Blumendünger ist ungeeignet, da er zuviel Stickstoff enthält.

Wenn Sie düngen, sollten Sie das nur in der Hauptwuchszeit machen. Statt der auf der Flasche empfohlenen Dosis (z.B. alle 2 Wochen 1 Kappe pro Liter) ist eine entsprechend geringere Dosis bei jedem Guß vorteilhafter. Die Pflanzen wachsen dann gleichmäßiger.

Ob Sie aber überhaupt düngen, sollten Sie sich gut überlegen.
- Übliches, humushaltiges Substrat enthält genug Nährstoffe um eine Pflanze einige Jahre ohne zusätzliche Düngung ernähren zu können.
- Ihre Euphorbia ist sowieso ein Schnellwachser. Auch ohne Düngung wird Ihnen die Pflanze in wenigen Jahren an die Decke stoßen.

Also, düngen Sie unbesorgt, wenn Sie die Euphorbia bequem zu einem 10 Meter hohen Baum auswachsen lassen können. Seien Sie entsprechend zurückhaltend, wenn sie an dieser Stelle ein Problem vermuten.

Mit besten Grüßen,

Frank Vincentz
www.euphorbia.de

Anonymous
01.02.2004, 18:08
Hallo,

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen.
Die schwarzen Stellen haben sich die letzten Tage sehr vergrößert, aber ich werde mein bestes geben um ihn zu retten.
Also gewachsen ist er die letzten 2 Jahre garnicht, wahrscheinlich weil ich ihn zuwenig gegossen habe.

Mit besten Grüssen

G.Dietze