Marc
09.06.2006, 23:54
Die meisten Kakteen haben wohl einen wissenschaftlichen Namen zusammen mit ihrer Erstbeschreibung erhalten. Diese Namen ordnen Arten in Gattungen ein und sollten zumindest eindeutig sein.
Häufig sprechen Menschen von lateinischen Namen, was aber falsch ist, wesentlich häufiger wird altgriechisch oder die Lateinisierung davon oder ein Eigenname verwendet.
Die Verwendung der Namen, soll hier an einem Beispiel gezeigt werden:
Echinocactus grusonii Hildmann 1891
Der Name der Pflanze (oder natürlich auch des Tieres) ist normalerweise kursiv geschrieben und wird von dem Erstbeschreiber (normalerweise in Kapitälchen) und dem Jahr der Erstbeschreibung ergänzt. Diese Formsache wird sehr oft außer acht gelassen, ist ja auch umständlich.
Der erste Teil des Namens bezeichnet die Gattung, aus der die Pflanze kommt näher. Hier also Echinocactus. Der zweite Teil heißt Art-Epitheton und wird im Gegensatz zum Gattungsnamen klein geschrieben. Bei dem Beispiel ist das Epitheton also grusonii.
Wichtig bei der Verwendung: Der Name einer Art besteht _immer_ aus diesen 2 Bestandteilen, also ein grusonii bezeichnet _nicht_ die Art!
Wenn ich nun einen Echinocactus habe, der einem E. grusonii sehr ähnlich ist, ich ihn aber nicht sicher bestimmen kann, dann kann man dieser Pflanze auch einen Namen geben:
Echinocactus spec. cf. grusonii
Hier sind gleich zwei neue Elemente zu finden.
spec. steht für species, also Art. Oft steht auch einfach nur sp., was das Gleiche bedeutet. Achtung: spp. ist der Plural und bezeichnet bei Echinocactus spp. alle Arten der Gattung!
cf. steht für confer, was vergleichen heißt.
Also steht da praktisch: Ich habe eine Art aus der Gattung Echinocactus, die ich nicht genau bestimmen kann, aber einem Echinocactus grusonii sehr ähnlich sieht.
Schaue ich mir diesen Kaktus jetzt genauer an und stelle fest, der ist ja gar kein E. grusonii, weil ein Merkmal nicht ganz stimmt, dann schreibe ich:
Echinocactus spec. aff. grusonii
aff. steht für affin, ähnlich.
Hier steht also: Ich habe einen Echinocactus der definitiv kein E. grusonii ist, dem aber verdammt ähnlich sieht und ich ihn nicht näher bestimmen kann.
Als kleine Anmerkung: Kürzel werden nicht kursiv geschrieben!
Nun habe ich also einen Echinocatus der kein E. grusonii ist, aber was denn dann?
Nehmen wir einfach mal an, das ist eine unbeschriebene Pflanze und ich wäre nun in der Lage sie wissenschaftlich zu beschreiben.
Es blieben mir mehrere Möglichkeiten:
1. Ich beschreibe eine komplett neue Art
Echinocactus ersponnenii Marc 2006.
Dazu muss ich aber sicherstellen, dass dies auch tatsächlich zwei verschiedene Arten sind. Dafür gibt es leider keine einheitliche Definition, sondern mehrere Ansätze. Deswegen formulier ich das mal vage: Die beiden Arten müssen sind mit gewissen Merkmalen deutlich von einander abgrenzbar.
2. Ich beschreibe diese Pflanze als Unterart, z.B.:
Echinocactus grusonii ssp. ersponnenii.
Es ist nicht möglich, die Pflanzen klar voneinander abzugrenzen, aber sie unterscheiden sich dennoch in wichtigen Merkmalen.
Die Abkürzung ssp. steht hierbei für subspecies und wird auch durch subsp. oder subspec. ersetzt.
3. Die Pflanze wird als Variation beschrieben:
Echinocactus grusonii var. ersponnenii.
Die beiden Pflanzen (also Echinocactus grusonii undEchinocactus grusonii var. ersponnenii) sind eindeutig von derselben Art und unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander, z.B Länge und Anzahl der Dornen.
var. (auch nur v.) heißt also Varietät.
4. Da sich die Pflanzen in nur einem Merkmal unterscheiden, aber ansonsten gleich sind, ist es einfach nur eine Form, die aufgrund eines anderen Standorts o. Ä. entstanden ist. Man schreibt:
Echinocactus grusonii f. ersponnenii.
f. steht also für Form.
5. Meine Pflanze ist durch eine künstliche Auslese auf meinem Fensterbrett entstanden und weicht nun in einem/igen Merkmal/en von den Originalpflanzen ab. Das ist dann ein Kultivar und wird mit dem Kürzel cv gekennzeichnet:
Echinocactus grusonii cv. ersponnenii.
Zu guter letzt möchte ich kurz die Sammlernummern oder auch Feldnummer erwähnen. Dahinter verbirgt sich einfach nur ein Identifikationsschlüssel, unter dem man in Sammlerkatalog nähere Angaben zur Herkunft der Pflanzen findet. Stünde mein Echinocactus spec. cf. grusonii also 100 Meter vom Meilenstein Nr.24 der Mexikanischen Hauptstraße 778, so notiere ich das und gebe ihm eine Nummer a la M001. Mein Kaktus hieße dann z.B.:
Echinocactus spec. cf. grusonii M001
Ich habs mir bei der Beschreibung an einigen Stellen sicherlich etwas einfach gemacht und das ganze mag nicht 100% wissenschaftlich korrekt sein, aber ich hoffe, dass man es so leichter versteht.
Beste Grüße, Marc.
Häufig sprechen Menschen von lateinischen Namen, was aber falsch ist, wesentlich häufiger wird altgriechisch oder die Lateinisierung davon oder ein Eigenname verwendet.
Die Verwendung der Namen, soll hier an einem Beispiel gezeigt werden:
Echinocactus grusonii Hildmann 1891
Der Name der Pflanze (oder natürlich auch des Tieres) ist normalerweise kursiv geschrieben und wird von dem Erstbeschreiber (normalerweise in Kapitälchen) und dem Jahr der Erstbeschreibung ergänzt. Diese Formsache wird sehr oft außer acht gelassen, ist ja auch umständlich.
Der erste Teil des Namens bezeichnet die Gattung, aus der die Pflanze kommt näher. Hier also Echinocactus. Der zweite Teil heißt Art-Epitheton und wird im Gegensatz zum Gattungsnamen klein geschrieben. Bei dem Beispiel ist das Epitheton also grusonii.
Wichtig bei der Verwendung: Der Name einer Art besteht _immer_ aus diesen 2 Bestandteilen, also ein grusonii bezeichnet _nicht_ die Art!
Wenn ich nun einen Echinocactus habe, der einem E. grusonii sehr ähnlich ist, ich ihn aber nicht sicher bestimmen kann, dann kann man dieser Pflanze auch einen Namen geben:
Echinocactus spec. cf. grusonii
Hier sind gleich zwei neue Elemente zu finden.
spec. steht für species, also Art. Oft steht auch einfach nur sp., was das Gleiche bedeutet. Achtung: spp. ist der Plural und bezeichnet bei Echinocactus spp. alle Arten der Gattung!
cf. steht für confer, was vergleichen heißt.
Also steht da praktisch: Ich habe eine Art aus der Gattung Echinocactus, die ich nicht genau bestimmen kann, aber einem Echinocactus grusonii sehr ähnlich sieht.
Schaue ich mir diesen Kaktus jetzt genauer an und stelle fest, der ist ja gar kein E. grusonii, weil ein Merkmal nicht ganz stimmt, dann schreibe ich:
Echinocactus spec. aff. grusonii
aff. steht für affin, ähnlich.
Hier steht also: Ich habe einen Echinocactus der definitiv kein E. grusonii ist, dem aber verdammt ähnlich sieht und ich ihn nicht näher bestimmen kann.
Als kleine Anmerkung: Kürzel werden nicht kursiv geschrieben!
Nun habe ich also einen Echinocatus der kein E. grusonii ist, aber was denn dann?
Nehmen wir einfach mal an, das ist eine unbeschriebene Pflanze und ich wäre nun in der Lage sie wissenschaftlich zu beschreiben.
Es blieben mir mehrere Möglichkeiten:
1. Ich beschreibe eine komplett neue Art
Echinocactus ersponnenii Marc 2006.
Dazu muss ich aber sicherstellen, dass dies auch tatsächlich zwei verschiedene Arten sind. Dafür gibt es leider keine einheitliche Definition, sondern mehrere Ansätze. Deswegen formulier ich das mal vage: Die beiden Arten müssen sind mit gewissen Merkmalen deutlich von einander abgrenzbar.
2. Ich beschreibe diese Pflanze als Unterart, z.B.:
Echinocactus grusonii ssp. ersponnenii.
Es ist nicht möglich, die Pflanzen klar voneinander abzugrenzen, aber sie unterscheiden sich dennoch in wichtigen Merkmalen.
Die Abkürzung ssp. steht hierbei für subspecies und wird auch durch subsp. oder subspec. ersetzt.
3. Die Pflanze wird als Variation beschrieben:
Echinocactus grusonii var. ersponnenii.
Die beiden Pflanzen (also Echinocactus grusonii undEchinocactus grusonii var. ersponnenii) sind eindeutig von derselben Art und unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander, z.B Länge und Anzahl der Dornen.
var. (auch nur v.) heißt also Varietät.
4. Da sich die Pflanzen in nur einem Merkmal unterscheiden, aber ansonsten gleich sind, ist es einfach nur eine Form, die aufgrund eines anderen Standorts o. Ä. entstanden ist. Man schreibt:
Echinocactus grusonii f. ersponnenii.
f. steht also für Form.
5. Meine Pflanze ist durch eine künstliche Auslese auf meinem Fensterbrett entstanden und weicht nun in einem/igen Merkmal/en von den Originalpflanzen ab. Das ist dann ein Kultivar und wird mit dem Kürzel cv gekennzeichnet:
Echinocactus grusonii cv. ersponnenii.
Zu guter letzt möchte ich kurz die Sammlernummern oder auch Feldnummer erwähnen. Dahinter verbirgt sich einfach nur ein Identifikationsschlüssel, unter dem man in Sammlerkatalog nähere Angaben zur Herkunft der Pflanzen findet. Stünde mein Echinocactus spec. cf. grusonii also 100 Meter vom Meilenstein Nr.24 der Mexikanischen Hauptstraße 778, so notiere ich das und gebe ihm eine Nummer a la M001. Mein Kaktus hieße dann z.B.:
Echinocactus spec. cf. grusonii M001
Ich habs mir bei der Beschreibung an einigen Stellen sicherlich etwas einfach gemacht und das ganze mag nicht 100% wissenschaftlich korrekt sein, aber ich hoffe, dass man es so leichter versteht.
Beste Grüße, Marc.