Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : winterharte Echinocereen, wann umtopfen?
Dirk, Münster
04.05.2006, 22:25
Hallo zusammen,
wann ist der günstigste Zeitpunkt um winterharte Echinocereen aus einer Saatgutmischung umzutopfen?
Die Kakteen sind nun vier Jahre alt, werden seit zwei Jahren im Freien in einer Tonschale kutiviert, überwintern im Frühbeet und als Sustrat dient ein Lava-Sand-Gartenerdegemisch. Da die Schale nun zu eng wird möchte ich sie nun gerne umtopfen und frage mich, ob der Zeitpunkt günstig ist, da sie nun gerade zu wachsen beginnen.
Vielen Dank im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk
Hallo,Dirk
wenn du winterharte Echinocereen hast, warum der Umstand mit dem umpflanzen ?
Pflanze sie doch einfach aus sind ja Winterhart oder? Musst nur darauf achten, das sie im Winter oder besser ab September einen Regenschutz bekommen und schon ist ruhe!
gruss Reviger
Moin Reviger,
Pflanze sie doch einfach aus sind ja Winterhart oder? Musst nur darauf achten, das sie im Winter oder besser ab September einen Regenschutz bekommen und schon ist ruhe!
schon mal gemacht und Erfolg über mehr als ein, zwei Jahre gehabt?
Nach dem Rezept überleben die den ersten Winter wohl eher nicht. Sachdienliche Hinweise findest Du in der Literatur zu winterharten Kakteen. Schadet nicht, da mal einen Blick rein zu werfen.
@ Dirk
Ja, die Zeit zum Umsetzen ist günstig. Bei guter Vorbereitung kannst Du ggf. auch anfangen sie auszupflanzen.
Ganz trivial ist die Sache nicht. Das Erfolgsrezept heißt Drainage, Drainage, Drainage und der sonnigste Platz, den du finden kannst, bevorzugt regengeschützt. Bei einer Samenmischung hast Du zudem auch verschiedene Arten. Ohne die zu kennen und damit die mögliche tatsächliche Winterhärte einschätzen zu können, ist ein Scheitern eher wahrscheinlich als ein gutes Gedeihen. Auf Nummer Sicher gehst Du, wenn Du vorläufig bei der harten Frühbeetkultur bleibst.
Viele Grüße
Bernd
Hallo, Bernd
"Ganz trivial ist die Sache nicht."
Mir ist duchaus bekannt, das Winterhart nicht gleich Winterhart ist da hast du vollkommen recht.
Mir stellte sich die Frage, allerdings anders.Wenn Ich weiss das im Besitz
von Winterharten Kakteen bin, sollte ich auch wissen bis zu welchem Grad sie Frostresistent sind.Bei mir stehen Opuntia ,Echinocereen und Escobaria
seit Jahren an der Südseite von meinem Gewächshaus. Natürlich mit einer anständigen Drainage mit Gefälle zur Südseite und einer Wetterbeständigen Winterabdeckung aus Glas!
Zusätzlich decke ich sie ab Ende November mit Kiefernreisig ab und sie wachsen und gedeihen ohne Probleme.
Selbst wenn du sie "nur" in einen Blumenkasten setzt kommen sie fort, wenn du den Kasten im September in eine Mischung aus Laub,Sand und sehr groben Kies einbettest und sie wiederum mit Kiefernreisig abdeckts, aber sie müssen trocken von oben bleiben!
gruss Reviger :wink:
Uwe/Eschlikon
05.05.2006, 08:05
@Dirk: kein Problem, diese jetzt umzutopfen :wink:
Ich pikiere zur Zeit auch 1-2 jährige Sämlinge!
@BerndF: falsch!
Ich ziehe nun seit Jahren Echinoceren und Escobarien selber aus Samen auf. Zur Zeit stehen rund 50 Stk. davon draussen im Sukkulentengarten ungeschützt, d.h. sie bekommen auch im Winter kein Regendach. Bisher ist mir noch kein einziger eingegangen!
Ich wohne übrigens auf 600müM und wir haben knapp 1000mm Niederschlag/Jahr.
Der vergangene Winter war der härteste, seit ich mich mit winterharten Kakteen beschäftige. Probleme gab es übrigens nur mit den Opuntien, nicht aber mit den Kugelkakteen :wink:, diese ertragen nämlich mehr als allgemein bekannt ist!
Ich könnte hier ganze Seiten mit Infos über winterharte Sukkulenten, deren Kulturbedingungen, Aussaat, Aufzucht usw. niederschreiben, wenn ich die Zeit dazu hätte. In der gängigen Literatur (v.a. Internet) über die Winterhärte von Kakteen stehen soviele widersprüchliche Dinge, dass diese höchstens als Eckdaten zu gebrauchen sind.
Grüsse, Uwe
Uwe/Eschlikon
05.05.2006, 09:02
Nachtrag zu obigen Posting: Fotos vom Mittwoch
Escobaria vivipara var. arizonicus (knapp 10cm hoch) und links daneben Titanopsis calcarea (2-jährig, 1.Winter draussen)
http://img.photobucket.com/albums/v13/Basilaris/Sommer2006/HPIM1320.jpg
Echinocereus triglochidiatus var. mojavensis (3.Winter draussen)
http://img.photobucket.com/albums/v13/Basilaris/Sommer2006/HPIM1319.jpg
3-jähriger Echinocereus viridiflorus mit Blütenknospen
http://img.photobucket.com/albums/v13/Basilaris/Sommer2006/HPIM1317.jpg
Grüsse, Uwe
Hallo Uwe,
ich stelle nicht in Abrede, dass bei Dir funktioniert.
Ich wohne in Köln, 70m N.N., ca. 900 mm Niederschlag, extrem milde, schneearme Winter und von frei ausgepflanzten Kakteen überleben die allermeisten den dritten Winter nicht, nicht nur bei mir, sondern z.B. auch im Botanischen Garten. Und hier sollte Leute am Werke sein, die doch grundsätzlich nicht ahnungslos sind. Wobei ich Dir Recht geben muss: Die Kugeln sind oft härter als man so denkt.
Darum geht es mir aber nicht und sicher liest man auch viel scheinbar Widersrpüchliches in der Literatur. Wenn man die zu häufigen, aber meist leicht entlarvbaren abgeschriebenen Texte rausnimmt, dann sind die Rahmenbedinungen, die die einzelnen Autoren haben, sehr unterschiedlich. Und in diesen eigenen Rahmenbediungen klappt es meist auch recht gut. Sonst würde die Leute nicht drüber schreiben. Der Fehler, der zu häufig gemacht wird, ist, dass man voraussetzt, das es jetzt bei allen anderen auch so klappt wie bei der eigenen privaten und erfolgreichen Kultur.
Man ist also auf das eigenen Experimentieren angewiesen. Für fast alle Regionen gibt es dann Möglichkeiten, die passen. Welche das sind, sind nicht nur von den Randdaten, sondern auch vom benutzen Substrat, den kleinräumigen klimatischen Voraussetzung, der eigenen Zeit, die man dafür aufbringt etc. abhängig. Nur was mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Misserfolg führt, ist das unnachgedachte Raussetzen von Kakteen irgendwohin.
Nur davor sollte meine Anmerkung warnen. Nix weiter.
Viele Grüße
Bernd
Uwe/Eschlikon
05.05.2006, 09:55
Hallo Bernd
Ich war schon selbst in div. botan. Gärten und sah Kulturfehler, die auch dort teilweise gemacht wurden. Hinweise von meiner Seite fruchteten nie, denn was soll ein dahergelaufener Laie einem Botaniker schon erzählen können :D.
Ich kaufe selten Kakteen fürs Freiland. Denn ich weiss nicht, wo und wie diese aufgezogen wurden. Lieber übe ich mich in Geduld und ziehe meine Kakteen selber aus Samen auf. Die jungen Sämlinge bleiben schon im 1.Winter draussen. Diesen Winter hatte ich Stecknadelkopfgrosse Escobaria-Sämlinge bei -20°C im Glashaus. Inzwischen sind sie schon so gross wir Kirschen. Schon diesen Sommer werde ich einige davon auspflanzen, so klein wie sie noch sind. Dann wird sich zeigen, ob sie auch winterhart sind, denn frosthart sind sie definitiv.
Selektion ist ein Stichwort für den Erfolg. Die richtige Lage (Mikroklima) und das Substrat ein anderes. Auch ich hatte am Anfang Fehlschläge hinnehmen müssen. Doch man lernt immer dazu.
Nicht zu vergessen ist auch der Umstand, dass von den meisten "Hochland"-Sukkulenten (Kakteen, Agaven, Crassulas, Mesembs), noch keine breitgefächerten Erfahrungswerte für das Auspflanzen in Mitteleuropa vorliegen. Hier kann sich noch ein jeder als Grundlagen-Forscher betätigen, und das macht enorm Spass! :wink:
Grüsse, Uwe
Dirk, Münster
05.05.2006, 13:09
Vielen Dank für die vielen Tips. Dann kann am Wochenende umgetopft werden.
Zum Auspflanzen habe ich leider nicht den richtigen Platz, so daß ich weiter bei der Topfkultur bleibe.
@Uwe:
Den Mut Sämlinge im ersten Winter bereits im Gewächshaus zu überwintern habe ich nicht. Echinocereus reichenbachii, E.viridiflorus robustior, E. baileyi sowie Escobaria vivipara habe ich diesen Winter auf dem isolierten aber ungeheizten Dachboden überwintert.
Ich bewundere immer wieder Deine Fotos im Exoten-Forum.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk
hi,
ich will mich nicht mit Uwe vergleichen, der hat sicher ahnung; aber ich habe auch viele frostresisdente kugeln (EC + ESC). die kann ich im winter auf keinen fall ungeschützt stehen lassen.
Es kommt meines erachtens auch nicht darauf an, wieviel niederschlag runterkommt und in welcher meereshöhe man wohnt, sondern einfach auf das klima!
wenn das nicht passt, geht es eben nicht!
meine EC sind nicht im winter, sondern meist im herbst bei wochenlangen nebelaktionen einfach ausgefault. noch schlimmer ist es, wenn es in die blüte bei echinocereen regnet; die meisten (grossblumigen) EC gehen danach an fäulnis (über den blütenansatz) ein.
umtopfen tue ich meistens im dezember/ januar wenn im gewächshaus kein frost ist. sämlinge das ganze jahr!
Moin,
ich schulde noch das Verfahren, dass bei mir funktioniert: Topfkultur ganzjährig im Freiland. Im Moment Ech. reichenbachii, Ech. vridiflorus und unterschiedliche Klone von Ech. triglochidiatus seit 5 oder 6 Jahren, da ist 'ne Lücke in den Aufzeichnungen. Im Sommerhalbjahr frei exponiert, im Winter an eine Hauswand gerückt gegen Spritzwasser geschützt.
Bei den Opuntien hat es in diesm Winter eine Reihe von Ausfällen gegeben. Da habe ich im Moment noch keinen Überblick. Aber O. phaeacantha und O. humifusa sind dabei. Beide seit jetzt 11 Jahren bei mir im Freiland und im Freiland aus Samen gezogen.
Meine Misserfolge bei frei ausgepflanzten Kakteen führe ich übrigens darauf zurück, dass ich keinen absolut vollsonnigen Standort bieten kann. Die Töpfe kann ich jeweils an die jahreszeitlich geeignetesten Stellen stellen.
Also, es geht auch unter suboptimalen Bedingungen.
Den Hinweis von Uwe, was die Experimentierlust angeht, kann ich nur unterstützen. Es geht 'ne Menge, wenn man Aufmerksamkeit an die Sache rangeht.
@ Dirk,
ich denke auch, dass Du mit Topfkultur im Münsterland gut beraten bist, wenn Du keinen extrem günstigen Platz zur Verfügung hast.
Viele Grüße
Bernd
Uwe/Eschlikon
08.05.2006, 11:53
Hallo nochmal
Mein Xerophytengarten ist auch nicht vollsonnig, d.h. der Teil, der direkt an der Westseite des Hauses liegt, bekommt erst ab etwa 11:30 Uhr Sonne, der Süd- und Südwest-Teil schon ab 09-10 Uhr.
Meine ganze Anlage liegt aber am Hang, und das hat nur Vorteile!
Ok, unser Haus liegt schon an einem leichten Südhang. Selbst wenn jemand im Flachen wohnen sollte, ist eine Anschüttung, bzw. ein Hügelbeet fast ein Muss für eine erfolgreiche Freilandkultur.
1. Ein Hangbeet führt dazu, dass sich die Winkel der Sonneneinstrahlung und des Hangs addieren, d.h. im Sommer hat man so einen fast senkrechten Sonnenstand.
2. Die Entwässerung (Drainage) am Hang ist selbst bei Starkregen nie ein Problem. Einzig könnte es zu Auswaschungen kommen. Ich habe im Untergrund nicht viele Steine und Kies, denn Staunässe gibt es am Hang keine. Noch nie habe ich eine Sukkulente wegen Wurzelfäulnis durch zuviel Nässe von unten verloren.
3. Am Hang hat man auch keine Probleme, dass grössere Kakteen kleinere verdecken. Es lässt sich viel optimaler gestalten.
Flache Sukkulentenbeete, besonders wenn sie gegenüber der Umgebung nicht erhöht sind, halte ich für fragwürdig. Da nützt u.U. die beste Drainage nichts, ausser man baut Sickerleitungen, die das Wasser bei längerem Regen wirklich wegführen.
Ein weiteres sehr wichtiges Kriterium sind Steine! Je mehr grosse und kleine Steine (möglichst dunkle oder rotgefärbte), desto wohler fühlen sich die Kakteen.
Trotz einiger unansehlichen Flecken und braunen Stellen sind ausser Opuntia engelmannii (fast Totalausfall) und die Spitzen von Opuntia kleiniae alle gut durch den bei uns kalten Winter gekommen. Die braunen Stellen sind verschorft, bzw. verwachsen und die Verfärbungen fast weg.
Der lange Kahlfrost war aber wirklich das Hauptproblem. Dabei hätte ich bloss ein Vlies bei den klaren Nächten über die grosstriebigen Opuntien legen müssen, und schon wäre es kein Problem gewesen! Hätte...! Wieder was gelernt, sage ich mir!
Von meinen rund 100 ausgepflanzten Kakteen sind bloss deren 3 ganz eingegangen, und etwa 5-6 sehen etwas bemittleidenswert aus, die werden sich aber wieder teilweise oder ganz erholen.
Jedenfalls, was im Moment an Knospen aus den Kakteen schiesst, das habe ich noch nie beobachetet. Das wird ein Blühfest werden, da bin ich mir sicher.
Grüsse, Uwe
Echinopsis spez.
11.05.2006, 14:31
Hallo Uwe.
Ich muss mal etwas vom eigentlichen Thema abschweifen, man möge mir dies verzeihen ..
Wenn ich die Bilder Deiner winterharten Escobaria und Echinocereen betrachte, stelle ich fest, dass Du sie in rein mineralischem Substrat pflegst.
Daher meine Frage, düngst Du in Wachstumsphase, oder überlässt Du es Mutter Natur für die Ernährung zu sorgen?
Viele Grüsse.
Thomas
Uwe/Eschlikon
11.05.2006, 15:00
@Thomas
Rein mineralisch ist das Substrat nicht, da täuscht die 2-3cm Lava(Kies)-Abdeckung etwas. Darunter ist ein Gemisch von grobem Sand, Kies, Garten- und Kakteenerde.
In den ersten Jahren habe ich nicht gedüngt, diesen Frühling nun aber zum 1.Mal. Mit der Zeit waschen sich gewissen Nährstoffe schon aus. Bei sehr durchlässigem Boden in der Freilandkultur sollte man 1-2x/Jahr etwas Dünger geben.
Grüsse, Uwe
Echinopsis spez.
11.05.2006, 15:27
Hallo Uwe.
Vielen Dank für die Info´s.
Da kann man mal sehen wie so eine Deckschicht auf dem eigentlichen Substrat täuschen kann. :wink:
Gruß
Thomas
Moin Uwe,
kann es sein, dass bei Dir ,,aufm Berg'' i.A. trockenere Luft vorherrscht als bei den Flachländlern? Das würde für mich zumindest die unterschiedlichen Erfahrungen erklären. Vielleicht spielt auch noch ne Rolle, dass es nicht kalt genug sein könnte im Flachland.
Ich persönlich hab zwar keine Probleme, aber auch nen Dach über den Dingern ;O)
Beste Grüße, Marc.
Uwe/Eschlikon
11.05.2006, 16:31
@Marc
Kann ich voll bestätigen!
Je höher oben desto niedriger die Luftfeuchte desto besser für die Kakteen. Ich bin in der glücklichen Lage, meine Kakteen auch noch an einem 2. Standort in den Bergen (auf 1200m Höhe) testen zu können. Dort gedeihen einige Arten sogar noch besser, obschon es übers ganze Jahr gesehen etwas kühler ist, dafür aber trockener.
Hier zu Hause kommt auf Grund der Grösse, der Schräge und der räumlichen verzettelten Ausdehung meines Kakteengartens eine Abdeckung nicht in Frage. Allerdings hätte ich meine Ausfälle, besonders die der Opuntia engelmannii ( :evil: :evil: :evil: ) verhindern können, wenn ich ein simples Vlies drüber gelegt hätte (wurde mir auch von einem amerikan. Kollegen bestätigt)...man lernt eben nie aus.
Grüsse, Uwe
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