Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geschenkte Aloe
federmohn
13.04.2012, 19:10
Hallo miteinander,
nach Langem brauche ich mal wieder Eure Hilfe bei der Bestimmung einer Aloe.
Ich habe die Kleine vor ein paar Jahren namenlos geschenkt bekommen und erst mal gewartet, wie sie sich entwickelt. So wie es aussieht, wird sie tatsächlich nicht viel grösser als 15 cm; bildet dafür aber rasch dichte Polster.
http://666kb.com/i/c2x0nxm3kmcgnd94d.jpg
http://666kb.com/i/c2x0pi7n10n69oiul.jpg
http://666kb.com/i/c2x0pzzjq19o8wk8d.jpg
Hat jemand eine Idee, was ich da bekommen habe?
Ich würde meiner letzten Namenlosen gern ein endgültiges Etikett verpassen.
federmohn
17.04.2012, 19:29
Schubs - keiner eine Idee?
Oder kennt wer eine halbwegs brauchbare Bestimmungsseite für Aloen? Hab' schon herumgesucht - aber leider nichts gefunden, wo ausreichend Fotos dokumentiert wären.
Pantalaimon
17.04.2012, 22:24
Hallo,
sorry, hab Deine Anfrage irgendwie überlesen. Für mich sieht das sehr nach Aloe mitriformis aus. Das einzige was mich wundert ist Deine Aussage, dass die Pflanze schon recht alt ist, ohne je in die Länge gegangen zu sein, was eigentlich gegen Aloe mitriformis spricht. Trotzdem denke ich, dass es sich zumindest um eine Art aus dem Formenkreis handelt (vielleicht A. comptonii). Ne sichere Aussage kann ich Dir aber leider nicht bieten.
Zwecks Aloe-Homepages:
http://www.aloestudies.org/species.html dürfte wohl die Homepage mit den meisten Arten im Bild sein.
Viele Grüße!
~Pan
federmohn
18.04.2012, 09:15
@ Pan,
danke für die Tipps! Ich werd' mal in die Richtung recherchieren und mir auch gleich den Link zu Gemüte führen.
Bezüglich der Grösse bin ich schlichtweg von einer zwergwüchsigen Art ausgegangen, da alle anderen Aloen bei mir gelinde gesagt "wachsen wie blöd" und sogar eine gleichaltrige Sämlingepflanze (!) von Aloe hereroensis schon dreimal so hoch ist; von der stammbildenden A. dichotoma ganz zu schweigen. Und die Unbekannte kommt von der Grösse her kaum über die A. rauhii hinaus.
Leider hat sich seit 4 Jahren noch immer kein Blütenansatz gebildet, der vielleicht die Identifizierung erleichtern könnte.
Also falls noch wer einen Vorschlag hat!
Ich bin für alles offen.
federmohn
19.04.2012, 08:50
Hallo miteinander,
also falls es jemanden interessiert:
Ich hab' mich zuerst gewundert, warum ich A. mitriformis im angegebenen Link nicht finde obwohl der wirklich mehr als umfangreich ist.
Da ist mir eingefallen, dass ich die Adresse einer sehr umfangreichen Datenbank habe, die schon fast mit dem Anspruch "Alle Pflanzen dieser Welt" Namenseinträge von "Synonym" auf "anerkannt" umschlüsselt. Kann ich Euch für Recherchearbeiten nur empfehlen (auch die Kakteeneinträge sind recht üppig besetzt):
http://www.theplantlist.org/
Und da kam dann raus, dass A. mitriformis nur mehr ein Synonym für A. perfoliata ist. Mit diesem Eintrag wurde ich dann fündig! :grin:
Meine Pflanze ist zwar etwas grüner - aber das dürfte nur eine Folge der reduzierten Sonneneinstrahlung bei mir sein, das Phänomen habe ich bei mehr Arten.
Pantalaimon
19.04.2012, 17:30
Hi,
es stimmt, dass auf der von mir angegebenen Seite Aloe mitriformis mit Aloe perfoliata bezeichnet wird. Wie die allerdings darauf kommen, ist mir ... naja, nicht rätselhaft, aber ich kann dem einfach nicht zustimmen, denn aktuell wird Aloe mitriformis als eigene Art anerkannt, wobei sie in 2 Unterarten unterschieden wird: Aloe mitriformis ssp. mitriformis und Aloe mitriformis ssp. distans (nach "Aloes - The definitive guide" von S. Carter et al. 2011). Das Problem mit dem Namen "Aloe perfoliata" ist nämlich, dass dies ein sehr früher Aloe-Name war, und dass in der Folge zahlreiche verschiedene Aloen, die halt mehr oder weniger ähnlich aussahen, als "Aloe perfoliata var." bezeichnet wurden (so wie man früher alle bekannten Kugelkakteen einfach in die damalige Großgattung "Echinocactus" gesteckt hat). Wenn man nun behauptet, Aloe mitriformis sei ein Synonym von Aloe perfoliata, dann muss da konsequenter Weise auch Aloe comptonii mit rein, und Aloe ferox, und Aloe usw. - oder anders ausgedrückt: diese Auffassung ist seit ca. 150 Jahren überholt. (Ich hoffe, ich habe das halbwegs richtig dargestellt - Tobias kennt sich da noch viel besser mit aus als ich.)
Viele Grüße!
~Pan
Tobias Wallek
19.04.2012, 23:18
Puh, schwierige Aufgabe.
Um es gleich zu sagen, ich kann die Pflanze auf den Fotos nicht eindeutig identifizieren.
Gleichzeitig halte ich sie aber auch nicht für eine der sog. creeping aloes (kriechende Aloen).
Wie ~Pan schon geschrieben hat, müßte die abgebildete Pflanze eigentlich längst einen niederliegenden Stamm gebildet haben.
Was mir auch fehlt sind die charakteristischen Tuberkeln an der Blattunterseite.
Die vielen Kindel könnten ein Grund sein, warum die Pflanze noch nicht geblüht hat.
Ich hatte zuerst an eine Hybride aus A. (kriechende Aloe z.B. A. mitriformis) und A. brevifolia gedacht. Da aber alle beteiligten Arten Zähne/Tuberkeln auf der Blattunterseite haben, fällt das flach. Die wenigen Bilder im Netz beweisen auch eher das Gegenteil.
Den Link zu "The Plantlist" kannte ich noch nicht. Die Betreiber scheinen aber mit IPNI (International Plant Name Index) zusammen zu arbeiten und die Seite ist mir natürlich bekannt.
Interessanterweise gehören die Aloen da zur Familie der Asparagaceae. Man lernt irgendwie echt nie aus.
Ganz früher Liliaceae, dann Asphodelaceae, Aloaceae und neuerdings bei Kew Xanthorrhoeaceae.
Wie soll man da ne Art bestimmen, wenn die Götter sich nicht mal bei der Familie sicher/einig sind:grin:
Das neue Aloe-Buch liegt gerade ganz unten in nem Stapel Bücher, deshalb glaube ich ~Pan einfach mal, das A. mitriformis dort als eigene Art aufgeführt ist.
Eine der Autorinnen des Buches ist Susan Carter von Kew Gardens. Sie scheint sich dann irgendwie nicht ganz einig zu sein mit ihren Kollegen, die an dieser Pflanzenliste mitgearbeitet haben (WCSP).
Dort wird nämlich in der Tat A. mitriformis als Synonym zu A. perfoliata gestellt.
Gleiches gilt da für A. comptonii und A. distans.
Somit gäbe es nicht mehr vier kriechende Aloe-Arten sondern nur noch eine.
Bei den beschriebenen Arten sollte man auf jeden Fall auch auf den Autoren achten, A. mitriformis ist z.B. von gleich drei verschiedenen Leuten beschrieben worden.
@~Pan:
Warum müßte dann A. ferox auch zu A. perfoliata gestellt werden ?
Man kann eine Varietät doch in den Rang einer Art erheben.
Soweit mir bekannt ist, muss dann auch nicht der Name geändert werden (frag mich jetzt aber bitte nicht nach dem passenden Paragraphen im ICBN:oops:). Wäre nur der Fall, wenn es vorher schon eine A. ferox gegeben hätte.
So, viel Text und wenig Ergebnis.
Ich hoffe ich habe nicht zu viel Verwirrung gestiftet.
Wenn die abgebildete Pflanze mal blühen sollte, würde mich ein Foto auch brennend interessieren.
Ciao Tobias
federmohn
20.04.2012, 08:09
Ich dank Euch beiden für die ausführlichen Antworten! :grin:
Ach, Systematik ist doch immer wieder ein spannendes Thema - wäre doch glatt langweilig, wenn eine Pflanze von anfang an nur einen Namen hätte und der sich nie ändert. 8)
Tobias,
meist Du ich sollte sie eher mal teilen und die Mutterpflanze allein setzen? Fördert das wirklich die Blühfreudigkeit? (Dann hätte ich mal eine Erklärung, warum meine Aloe vera seit vielen Jahren nicht blüht - ich habe sie immer samt Kindl in einen grösseren Topf gesetzt. :oops: )
Ein Blütenfoto wird - wenn vorhanden - auf jeden Fall nachgereicht!
Pantalaimon
20.04.2012, 21:59
Hallo,
@ Tobias:
Klar kann man den Namen in den Artstatus erheben, kein Thema (wenn auch nun nicht mehr nach dem ICBN, der ist nämlich seit Anfang des Jahres nicht mehr gültig (wurde durch den ICNCP ersetzt, mit ein paar einschneidenden Änderungen, z.B. dürfen neue Arten jetzt auch in elektronischen Magazinen veröffentlicht werden und die lateinische Diagnose darf nun auch auf Englisch sein)). Die Idee hinter meiner Aussage war auch eine etwas andere: der Name "Aloe perfoliata" ist (meiner Meinung nach) einfach nicht eindeutig zu dieser oder jener Population zurechenbar (laut theplantlist.org bezieht er sich ja auf Linne, und bei ihm ist der Name ja weder mit einem Bild, noch mit einer brauchbaren Beschreibung hinterlegt (siehe hier: http://www.biodiversitylibrary.org/page/358338#page/331/mode/1up ), mit dem Ergebnis, dass nicht ganz klar ist, welche Art da beschrieben wurde. Am Ende läuft es hier wieder mal auf den alten Streit zwischen "splittern" und "lumpern" heraus:
Als "lumper" könnte man sagen: Die Beschreibung des Blütenstandes als "subcylindricis" reicht mir, denn da ja Aloe mitriformis und Aloe distans und Aloe comptonii eh das gleiche ist, und es in der Region keine weitere Aloe mit sub-cylindrischen (kopfigen) Blütenständen gibt, ist Aloe perfoliata (Linne) der älteste Name, und damit der gültige.
Als "splitter" könnte man sagen: Leider weiß ich nicht, welche Pflanze Linne nun genau vor sich / im Hirn hatte, als er sein Büchlein schrieb. War es nun Aloe distans? Oder Aloe mitriformis? Oder Aloe comptonii? Oder vielleicht doch Aloe maculata? Who knows!?! Der Name ist nicht ordentlich zurechenbar, und sollte daher verworfen werden.
Ich persönlich kann nicht sagen, ob Aloe distans, mitriformis und comptonii nun die gleiche Art sind, oder Unterarten, oder Varietäten. Aber ich tue mich mit der arg kurzen und ungenauen Beschreibung des Namens "Aloe perfoliata" schwer und mag ihn deshalb nicht verwenden. Natürlich ist dies nicht der einzige Aloen-Name, dessen Zuordnung mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist (siehe z.B. A. deltoideodonta vs. Aloe madecassa), aber in diesem speziellen Fall bin ich halt dafür, den alten, unsicheren Namen ruhen zu lassen.
@ federmohn:
Sorry für's Kapern Deines Threads, das war so nicht geplant. Ob das Abmachen der Kindel wirklich die Blühfreudigkeit fördert, weiß ich leider nicht - vielleicht fördert es auch nur die Produktion neuer Kindel. Trotzdem drücke ich Dir die Daumen, dass die Pflanze möglichst bald mal blüht. Wenn es allerdings wirklich eine Pflanze aus dem Aloe mitriformis-Komplex ist, dann wird sie erst noch ein wenig größer werden müssen, fürchte ich. Ich weiß nicht, wann eine A. mitriformis blühfähig wird, aber Pflanzen in dieser Größe hab ich noch nicht blühen gesehen.
Viele Grüße!
~Pan
// edit:
Ich beschäftige mich gerade mit der Typisierung des Namens "Aloe perfoliata" und packe hier mal so nach und nach rein, was ich rausgefunden habe:
87. Aloe perfoliata L., Species plantarum: 320 (1753); Webb: 20 (1980) non Thunb. Iconotype: Aloe africana mitraeformis spinosa Dillenius, Hortus elfhamensis 21, t. 17, fig. 19 (1732)
Quelle: http://plants.jstor.org/flora/flosa000160220600200
Der Typus ist also eine mit "Aloe africana mitraeformis spinosa" bezeichnete Zeichnung aus dem Hortus elfhamensis von 1732. Dieser stammt von einem Herrn Johann Jakob Dillen - siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Jacob_Dillen - und ist auf der Wiki-Seite praktischer Weise auch gleich verlinkt. Hier der direkte Link zum Bild: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k96818j/f42.image
Zurück zu Linne (hier nochmal der Link: http://www.biodiversitylibrary.org/page/358338#page/331/mode/1up ):
Linne spricht von Aloe perfoliata (S. 319 ganz unten) und dann (S. 320), mit griechischen Buchstaben unterteilt, von verschiedenen anderen Aloen, die er zumeist mit "Aloe africana (usw.)" anspricht. Diese werden in der Literatur (z.B. im Sukkulentenlexikon (2001)) als Varietäten gedeutet, wehalb sich in der Synonymliste des Sukkulentenlexikons einträge a la "Aloe perfoliata var. (alpha) Linne" finden. Blöder Weise findet sich fast ganz unten, als vorletzter Eintrag in der Liste der griechischen Buchstaben, eine Varietät mit der Beschreibung "Aloe africana mitriformis spinosa" und dem Hinweis "Dill. elth. 21. t. 17. f. 19.", was nichts anderes ist als der Verweis auf eben jenes Bildnis, das seit 1980 als Iconotypus für den Namen "Aloe perfoliata" herhalten muss.
Für mich stellen sich da nun 2 Fragen:
1) Zeigt das Bild wirklich Aloe perfoliata (= Aloe mitriformis = Aloe distans = Aloe comptonii)?
2) Ist es rechtens, den Typus der Varietät einer Art als Typus für die Art selbst zu bestimmen?
zu 2):
Da geht es nun tief in die Regeln der Taxonomie, mit denen ich, da ich kein Botaniker bin, nur sehr rudimentär vertraut bin. Ich vermute aber, dass das dann ok geht, wenn die Varietät als Synonym zur Art mit einbezogen wird, was in diesem Fall ja geschieht (was ich persönlich weiter für problematisch halte, da mir die Beschreibung von "Aloe perfoliata" zu ungenau ist, als dass ich mich trauen würde, über irgendeine andere Aloe zu behaupten, dass das die gleiche Art sei; aber egal ...)
zu 1):
Die Zeichnung ist sehr genau. Leidlich gut kenne ich nur Aloe mitriformis ssp. mitriformis - u.a. vom einem Standort in RSA, wo wir uns die Pflanzen aus der Nähe anschauen konnten - also genau die Pflanzen, die ich unter dem Namen "Aloe africana mitriformis spinosa" erwartet hätte, und die passen einfach nicht zur Zeichnung. Schon allein, wenn ich mir den Stamm anschaue, der keinerlei alte Blattscheiden hat. Dann die Form der Blätter, die viel zu länglich sind. Die Blattränder, bei die bei der gezeichneten Pflanze zwischen den Randzähnen geradezu U-förmig gebogen sind. Und dann die Blütentraube, die bei der gezeichneten Pflanze viel zu konisch ist.
Möglichkeit 2 wäre demnach Aloe mitriformis ssp. distans, aber die ist der ssp. mitriformis sehr ähnlich, sodass die gleichen Abweichungen angeführt werden können.
Bleibt also Aloe comptonii - bzw. Aloe mitriformis ssp. comptonii lt. "The definitive guide" (schön, dass Du mir da vertraust, Tobias, aber mit dem Buch nebendran geht es einfacher und richtiger). Dies ist blöderweise die Variante dieses Komplexes, die ich am wenigsten kenne. Es könnte daher sein, daß das Bild in Wirklichkeit diese Variante abbildet.
Pantalaimon
21.04.2012, 02:06
(Sorry, muss leider ein neues Post anfangen, da ich zunehmend Probleme kriege, das alte zu editieren.)
... Womit wir wieder bei dem Punkt sind, bei dem wir oben schon mal waren: wenn alles das gleiche ist, dann kann ich den Namen "Aloe perfoliata" mit dieser Zeichnung typisieren. Wenn ich aber irgendeine Unterscheidung in diesem Komplex treffen möchte (z.B. im Sinne von Unterarten), dann handel ich mir damit Probleme ein, und wenn Linne mit "Aloe perfoliata" etwas ganz was anderes im Hirn hatte, dann hab ich eh völligen Schwachsinn produziert.
Und genau diese letztere These wird im "The definitive guide" vertreten. Demnach gibt es nämlich tatsächlich einen Typus von Linne zu "Aloe perfoliata", der aus einer wohl etwas mitgenommenen Blütentraube ("rather poor raceme") besteht, die nicht mit dem Aloe mitriformis/comptonii-Komplex in Verbindung zu bringen ist. Zudem wird auf Reynolds (1950) verwiesen - ein Buch, dass mir leider nicht vorliegt (Tobias?). Reynolds habe eindeutig gezeigt, dass Aloe perfoliata Linne zu einer nicht genauer identifizierbaren Art gehöre, vermutlich zu Aloe ferox.
Aus diesem Grund wird im "The definitive guide" der Name "Aloe mitriformis (Miller)" benutzt - mit dem Hinweis auf eben jene Zeichnung aus dem Hortus elfhamensis als Iconotypus, was total blöde ist, da dieser (meiner Meinung nach, wenn überhaupt) Aloe comptonii zeigt, was die Aufteilung im "The definitive guide" (in ssp. mitriformis, ssp. distans und ssp. comptonii) wiederum zu botanischem Stuß macht (was ich persönlich sehr schade finde, da sie mir auf den ersten Blick eigentlich ganz gut gefallen hat).
Aber mei ... vielleicht ist ja alles was ich hier gerade schreibe Stuß, zumal außer mir offenbar niemand daran Zweifel hat, dass es sich bei der Pflanze in der Zeichnung von Dillus um Aloe mitriformis handelt. Vielleicht sollte man dazu auch noch den Artikel von Zonneveld in der Bradleya 20 (2002) lesen, der mir leider ebenfalls nicht vorliegt (again: Tobias?).
Dabei belasse ich es nun, denn mein Kopf raucht. Ich wünsche Euch noch ein schönes Nächtle, und bis zum nächsten mal.
Viele Grüße!
~Pan
federmohn
21.04.2012, 08:19
(Sorry, muss leider ein neues Post anfangen, da ich zunehmend Probleme kriege, das alte zu editieren.)
Und ich muss gerade nochmals von vorne beginnen, weil mich das System beim Absenden gekickt hat. :evil:
...Sorry für's Kapern Deines Threads, das war so nicht geplant. ...
Geplant vielleicht nicht - aber durchaus erwünscht! Also überhaupt kein Grund sich zu entschuldigen. Ich finde es höchstens schade, dass diese ausführliche Information hier in dieser Ecke des Forums bald untergehen könnte.
...... u.a. vom einem Standort in RSA, wo wir uns die Pflanzen aus der Nähe anschauen konnten - ...
Ich bin mir nicht sicher, inwieweit man Pflanzen vom Naturstandort mit bei uns kultivierten Exemplaren wirklich gut vergleichen kann. Von A. hereroensis und A. dichotoma habe ich selber am Naturstandort in Namibia Saatgut gesammelt. Die Pflanzen, die aber jetzt bei mir wachsen, würde ich - in Bezug auf Aloen sehr laienhaft - aber kaum mehr mit ihren Eltern in Verbindung bringen können. Trotz sparsamen Giessen sind die bei mir so was von "fett" 8) und die Farbschattierung von A.her. kommt mit dem Fotovergleich auch nicht mehr hin.
Womit ich mir meine Eingangsfrage vermutlich schon selbst beantwortet habe: Eine Kulturpflanze lässt sich wohl rein nur mit Fotos nur mehr sehr unzuverlässlich auf eine genaue (Natur-)Art zuzuordnen. Insbesondere wenn man mal wieder ein Eckchen der Botanik erwischt hat, wo die genaue Artzuordnung noch ganz schön in Bewegung ist, wenn ich die Ausführungen richtig interpretiere.
Tobias Wallek
23.04.2012, 18:49
Ach was schön, mal ne richtige Diskussion über Aloen.
Ich war das Wochenende über unterwegs und um ausführlich auf ~Pans Beiträge zu antworten, muss ich erstmal ein wenig in den alten Büchern lesen.
Den Reynolds und die Bradleya habe ich auf jeden Fall und werde mal nachsehen, was da für Infos drinstehen.
Ciao Tobias
Tobias Wallek
25.04.2012, 22:39
Hallo federmohn, hallo ~Pan !
Dann will ich mal versuchen, mein bescheidenes Wissen zum Thema beizusteuern.
@ ~Pan:
Ist der ICBN wirklich durch den ICNCP ersetzt worden?
Ich dachte bisher, ersterer wäre für „normale“ Arten und letzterer für Kultivare/Zuchthybriden.
Definitive Zustimmung meinerseits, dass die Erstbeschreibungen von Linné nicht wirklich ausführlich und ohne Bilder schwer zuzuordnen sind.
Sieht man dann mal Bilder aus alten Tagen (z.B. von Jan Commelin), finde ich es immer noch ziemlich gewagt, damit eine Art identifizieren zu wollen/können.
Oftmals wurden zusätzlich alte Reisetagebücher benutzt, wo die Routen der Expeditionen verzeichnet sind. Anhand derer konnte man dann diverse Arten schon mal ausschließen, da sie nicht in den betreffenden Regionen vorkommen.
Schwachpunkt bei dieser Methode, wie genau waren die alten Reiseberichte wirklich?
Ob A. comptonii, A. distans, A. mitriformis und A. perfoliata das Gleiche sind, wird man wohl erst nach einer molekulargenetischen Untersuchung eindeutig sagen können.
Zu deiner zweiten Frage bezüglich des Typus, ich bin auch kein Botaniker und muss da auch passen. Werde aber mal versuchen an der richtigen Stelle nachzufragen.
(Sorry, muss leider ein neues Post anfangen, da ich zunehmend Probleme kriege, das alte zu editieren.)
Dafür hab ich extra erst mal alles in Word getippt:D
Im Herbarium der Linnean Society of London gibt es ein Foto vom Typmaterial. Die Abbildung davon in Reynolds – The Aloes of South Africa, 1950 ist in der Tat wenig aussagekräftig. Man sieht nur einen Blütenstand, der zudem unten abgeschnitten zu sein scheint. Ein paar vereinzelte Blüten sind auch sichtbar aber daraus lässt sich nicht die Form des Blütenstandes ableiten (zumindest nicht von mir).
Laut Reynolds könnte Linné bei seiner Beschreibung eher an A. saponaria (heute A. maculata) oder A. ferox gedacht haben.
Zumindest 1950 war der Name A. perfoliata aber sehr zweifelhaft.
Der Kollege Zonneveld hat auch meinen Kopf mächtig zum rauchen gebracht.
Titel seines Artikels ist „Genomgrößen Analyse von ausgesuchten Arten der Gattung Aloe offenbaren die primitivsten Arten und resultieren in einigen Neukombinationen“.
A. perfoliata wird im gesamten Text nicht einmal erwähnt (oder ich habe es überlesen).
Aus den Untersuchungen ergeben sich lediglich die Umkombinationen von A. distans zu A. mitriformis ssp. distans und A. comptonii zu A. mitriformis ssp. comptonii.
@ federmohn:
Ich bin mir nicht sicher, inwieweit man Pflanzen vom Naturstandort mit bei uns kultivierten Exemplaren wirklich gut vergleichen kann.
Genau diese Zweifel hegte auch Reynolds 1950.
Viele der alten Beschreibungen sind anhand von Pflanzen gefertigt worden, die entweder schon Jahre in Europa kultiviert oder hier sogar aus Samen gezogen wurden.
Da wird es dann wirklich schwierig, solche Pflanzen mit denen am Naturstandort zu vergleichen.
Und JA, die Gattung Aloe ist noch mächtig in Bewegung.
Nach dem erscheinen der aktuellen Monografie (2011) sind mindestens schon wieder 10 neue Arten beschrieben worden.
Auch wenn ich mit diesem langen Text wenig Licht ins Dunkel um die Identität deiner Pflanze bringen konnte, spannend ist es doch, in den diversen Büchern zu stöbern und sich so seine eigenen Gedanken zu dem ganzen Thema zu machen.
Ciao Tobias
federmohn
26.04.2012, 08:32
Tobias,
herzlichen Dank, dass Du Dir die Arbeit mit dem Nachlesen und der Zusammenfassung gemacht hast!
--
Über die Umbenennung der A. saponaria bin ich auch gestossen und frage mich jetzt, was ich mit meiner A. saponaria wohl machen soll. Neu etikettieren? (Wobei ich erst vor zwei Wochen sogar in einer speziellen Sukkulentengärtnerei die Pflanze noch mit diesem Namen im Angebot sah.)
Gehört jetzt nicht mehr ganz direkt zum Thema - aber wie geht Ihr mit solchen Fällen bei Euren Pflanzen um?
Pantalaimon
26.04.2012, 13:36
Hallo,
nur ganz kurz (später hoffentlich mehr):
@ Tobias:
Shit, falsches Kürzel erwischt. Es ist natürlich der ICN (International Code of Nomenclature for algae, fungi, and plants), der den ICBN Anfang des Jahres ersetzt hat.
@ federmohn:
Bei uns behalten alle Pflanzen ihre alten Schilder. Der jeweils aktuelle Name wird lediglich in unserer Excel-Pflanzenliste in eine zweite Spalte (neben der mit dem Namen, der auf dem Schild der Pflanze steht) eingetragen.
Viele Grüße!
~Pan
Pantalaimon
16.05.2012, 13:09
Hallo,
@ Tobias:
Jetzt hat es doch ein wenig länger gedauert, bis ich wieder bei der guten, alten, kriechenden wie-auch-immer-sie-nun-heißt-Aloe angekommen bin. Erst mal ein dickes DANKE !!! für's Nachschlagen der Artikel. Schade, dass Zonneveld sein Werk nicht weitergehend begründet, denn mich hätte wirklich interessiert, wo da ganz genau die Unterschiede liegen - zum einen weil ich vermutet hätte, dass Aloe distans nur eine lokale Variante von Aloe mitriformis ist, und zum anderen weil ich vermutet hätte, dass Aloe mitriformis und Aloe comptonii tatsächlich unterschiedlich sind; zu letzterer These findet sich in den Beschreibungen nämlich ein interessanter Hinweis:
Bei Aloe mitriformis ist der getrocknete Blattsaft gelb, bei Aloe comptonii intensiv orange.
Dies deutet darauf hin, dass der Blattsaft der beiden (Unter-)Arten eine unterschiedliche chemische Zusammensetzung hat. Womit die nächste Frage im Raum steht:
Wonach bestimmt sich die chemische Zusammensetzung des Blattsaftes von Aloen? Allein durch die Genetik oder auch durch den Boden / die am jeweiligen Standort verfügbaren Mineralien u.ä.?
Leider weiß ich keinerlei Antwort auf diese Frage. Ich muss meine Bücher hier nochmal durchsehen, aber ich glaube, bisher hat das niemand ausgetestet - was eigentlich schade ist, da man mit einer recht einfachen Versuchsreihe untersuchen könnte, ob die Erdzusammensetzung Einfluß hat. Wenn man diesen Einfluß ausschließen könnte, dann wüsste man sicher, dass die Genetik der Urheber von Differenzen im Blattsaft ist, womit man aus Unterschieden darin auf genetische Unterschiede und damit auf unterschiedliche (Unter-)Arten schließen könnte.
Das sind die neuesten Gedanken, die mir dazu gerade durch den Kopf gehen ...
Viele Grüße!
~Pan
/edit:
Zur Zusammensetzung und Farbe (+ Verfärbung) des Blattsaftes einiger Aloen findet sich einiges hier:
https://ujdigispace.uj.ac.za/bitstream/handle/10210/245/COB.07.pdf?sequence=5
Für mich besonders interessant sind die folgenden Aussagen:
- die im Blattsaft einer Aloe vorkommenden Mineralien sind unabhängig von den im Boden vorkommenden Mineralien
- bei Behandlung mit NaOH verfärbt sich der Blattsaft von Aloe speciosa pink, jedoch nicht bei Pflanzen aller Standorte => anscheinend variiert die Zusammensetzung des Blattsaftes von Standort zu Standort
- im Artikel wird zudem von der Möglichkeit gesprochen, dass das Alter des Blattes eine Rolle für die Zusammensetzung des Blattsaftes spielt
... mal seh'n, vielleicht habe ich später noch mehr Zeit, mich damit ein wenig intensiver zu beschäftigen ...
Viele Grüße!
~Pan
/edit2:
Hab gerade eine sehr interessante Dissertation gefunden, besonders bzgl. 2er Themengebiete: Die Nutzung von Aloe-Arten (u.a. in Medizin, aber nicht nur) und eine physiologische + chemische + DNA-Analyse der "gepunktelten" Aloen. Hier der Link:
http://upetd.up.ac.za/thesis/available/etd-07132009-215922/unrestricted/00front.pdf
Auf den ersten Blick besonders interessant ist ein Nebenprodukt dieser Studie, nämlich dass auf dem DNA-Baum Aloe aristata ebenso früh abzweigt wie die Gattung Gasteria - oder anders ausgedrückt: wenn man konsistent sein will, müsste man entweder Gasteria in Aloe mit einbeziehen oder für Aloe aristata eine eigene Gattung schaffen. Außerdem zeigt die Analyse, wie schwierig es ist, die chemische Zusammensetzung des Blattgels für taxonomische Zwecke heranzuziehen.
Viele Grüße!
~Pan
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