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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Enttäuscht....



Roland150
16.02.2012, 13:05
Hallo!
Ich bin etwas enttäuscht über etwas was ich neulich gesehen habe. Habe immer gelesen, dass Kakteen unter sehr extremen Bedingungen leben können, dass sie in Gebieten leben können wo andere Pflanzen nicht mehr wachsen können. Sprich, dass sie in Wüsten leben. Ich wollte wissen wie die natürliche Heimat von den einfachen Arten wie Echinopsis oxygona oder Parodia leninghaussi aussieht. Zu meinem erstaunen sah ich normale (Un-)kräuter neben den Kakteen wachsend. Auch wuchsen vereinzelt Gräser neben diesen Arten. Auch Sträucher und Büsche. Parodia leninghaussi wächst neben Moos und Gras auf Felsen. Bei genauerer Betrachtung sieht man dass diese Biotope sich zum Teil in der Nähe von Wäldern befindet. Kann man sagen, dass Echinopsis doch nicht in Wüsten leben? Selbst dort wo die bekannte Bischofsmütze wächst gibt es vereinzelt Gräser und andere Pflanzen wie Büsche und Sträucher.
Können Kakteen nun auch in WÜSTEN wachsen? Gibt es nun Biotope wo NUR Kakteen eine Lebenschance haben? Zum Beispiel hörte ich mal was von Copiapoa Arten die als einzigste Pflanzen in der Atacama leben. Aber warum haben wir meistens die Echinopsis-Arten. Diese Arten brauchen doch mehr Wasser als Schwiegermuttersessel oder Opuntia basilaris. Oder doch nicht? Opuntia basilaris scheint in trockeneren Gebieten zu wachsen als Echinopsis oxygona. Trotzdem haben wie eher Echinopsen als Opuntia basilaris. Warum? Warum scheinen die richtigen Wüsten-Arten seltener in Kultur zu sein? Sie müssten doch genügsamer und zäher sein. Und eben sah ich bei genauerer Betrachtung, dass auch Opuntia basilaris neben Büschen und Kräutern wächst. Soooo trocken sind die meisten Gebiete mit Kakteen nicht, oder???? Hier ein paar Links mit Abb. von natürlichen Lebensräumen der Kakteen. Man beachte mal die Begleitpflanzen bzw. die Umgebung der Kakteen! Dann kann man doch vielleicht erkennen, dass die meisten Gebiete doch nicht so trocken ist wie man vielleicht annehmen würde. Oder?

http://www.mojavenp.org/opuntia_basilaris_mojave_national_preserve.htm
http://www.cactusinhabitat.org/index.php?p=specie&id=42


Wie oft scheint es dort zu regnen? Habe nirgends konkrete Angaben gefunden. Nur Werte aus Diagrammen. Aber eben keine Angaben wie oft es regnet. Also ob nur einmal im Jahr regnet oder zweimal oder nur alle 10 Jahre. Nur bei Saguaros, also den Riesenkakteen aus Sonora und Arizona, habe ich einen Text gefunden mit der Angabe, dass es nur zweimal im Jahr regnet (Quelle: http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/55114.html?p=2). Aber wie oft fällt Regen bei Opuntia basilaris oder Echinopsis oxygona? Auf jedem Fall fürchte ich, dass es öfters als alle 10 Jahre Regen fällt. Und zweimal im Jahr ist schon relativ viel Regen. Früher dachte ich eben Wüste, also kaum Regen. Also z.B. nur alle 5-10 Jahre.
LG
Roland

josef
16.02.2012, 13:40
Hallo Roland,
es gibt gar keinen Grund enttäuscht zu sein. Du hast dir einfach falsche Vorstellungen gemacht.
Gerade die Sämlinge brauchen in der Jugend Schutz, um erwachsen zu werden.
Es grüßt Josef

Dicksonia
16.02.2012, 13:48
Copiapoa und Eriosyce soll Extremstandorte in der Atacama besiedeln. Wenn ich mich richtig erinnere, trifft aber hier der kalte Humboldtstrom aufs Festland und es kommt zu einer starken Tauentwicklung ähnlich der Küste der Namib. Häufiger als alle zehn Jahre regnen wird´s wohl schon, denn El Nino soll im Schnitt alle sieben Jahre kommen und durch die angebliche Klimaerwärnmung tritt das Kind jetzt noch häufiger auf. Das Habitat Atacama befindet sich also möglicherweise im Wandel.
Ansonsten besiedeln Kakteen alle möglichen Habitate außer den großen Grassteppen, weil hier die Konkurrenz der schnellwachsenden Gräser zu groß ist, und natürlich soweit es das Klima zuläßt (zwischen Kanada und Patagonien, außer dem Gebirge oberhalb der Schneegrenze).

Vielleicht hilft diese Seite weiter: http://www.eriosyce.info/


lg

cactusami
16.02.2012, 14:19
Du hast eine vollkommen richtige Erfahrung gemacht. Kakteen sind keine Wüstenpflanzen, sondern sukkulente Pflanzen, die auch niederschlagsarme Regionen besiedeln können. Wasser brauchen jedoch alle Lebewesen, egal ob Pflanzen oder Tiere. Also auch unsere Sukkulenten. Es ist ein altes Vorurteil, dass Kakteen gar kein oder so gut wie kein Wasser benötigen. Auch die chilenischen Kakteen überleben nur dank der ganz speziellen geographischen Lage (Nebelbildung vom Pazifik).

Roland150
16.02.2012, 14:36
Copiapoa und Eriosyce soll Extremstandorte in der Atacama besiedeln. Wenn ich mich richtig erinnere, trifft aber hier der kalte Humboldtstrom aufs Festland und es kommt zu einer starken Tauentwicklung ähnlich der Küste der Namib. Häufiger als alle zehn Jahre regnen wird´s wohl schon, denn El Nino soll im Schnitt alle sieben Jahre kommen und durch die angebliche Klimaerwärnmung tritt das Kind jetzt noch häufiger auf. Das Habitat Atacama befindet sich also möglicherweise im Wandel.
Ansonsten besiedeln Kakteen alle möglichen Habitate außer den großen Grassteppen, weil hier die Konkurrenz der schnellwachsenden Gräser zu groß ist, und natürlich soweit es das Klima zuläßt (zwischen Kanada und Patagonien, außer dem Gebirge oberhalb der Schneegrenze).

Vielleicht hilft diese Seite weiter: http://www.eriosyce.info/


lg
Vielen Dank für den Link. Ich habe gerade interessante Informationen über Copiapoa solaris gelesen. Laut anderer Quellen wächst sie dort wo alle anderen Kakteen an der Dürre zugrunde gehen, da sie zum Teil dort ist wo kein Neben mehr hingelangt. In diesem Link habe ich nun gelesen, dass auch diese Art wegen den Dürren am aussterben ist. Und es steht auch, dass sie anscheinend bei Nebel eher überlebt. Viele Pflanzen der Art Copiapoa solaris sind schon wegen der Dürre tot. Ergo: Auch Kakteen brauchen (leider) Wasser.

micha123
16.02.2012, 15:22
...
Warum scheinen die richtigen Wüsten-Arten seltener in Kultur zu sein? Sie müssten doch genügsamer und zäher sein.

Das halte ich für einen Trugschluss. Gerade die Arten die an besonders extreme Bedingungen angepasst sind, sind hoch spezialisiert und eben gerade nicht besonders anpassungsfähig (wenn man sie anderen Bedingungen aussetzte, die nicht denen ihrer Heimat gleichen). Ganz allgemein haben sie meistens deutlich empfindlichere Wurzeln, oft Rüben die sehr leicht wegfaulen. Viele haben auch nur ein winziges Verbeitungsgebiet in dem sie endemisch sind.

Das "Grass" unter den Kakteen (also Arten die weit verbreitet, besonders leicht zu halten und relativ anspruchslos sind) findet sich daher eher in Gattungen wie z.B. Echinopsis und Opuntia die mit am meisten Wasser brauchen. In deren Heimat wachsen auch viele andere Pflanzen, d.h. die müssen dort kämpfen und sich gegen Konkurrenz durchsetzen.

Gruß,
Micha

cactusami
16.02.2012, 15:48
Wüste ist ein dehnbarer Begriff. Ich würde mich erst mal etwas über die verschiedenen Wüstenarten schlau machen, wenn ich dich wäre. Sukkulente Pflanzen wachsen eigentlich ausschliesslich in Halbwüsten oder in ganz "normalen" tropisch-klimatischen Verhältnissen. Aber selbst bis Kanada haben es einige Opuntien geschafft.
In echten Sand-(trocken)-Wüsten, wie der Sahara, gibt es nämlich tatsächlich so gut wie keine Vegetation!

Und warum eher Echinopsen als Chilenen gehalten werden, das liegt in der einfacheren Pflege und besseren Anpassungsfähigkeit der erstgenannten. Chilenen passen ihren Jahresrhythmus z.B. auch nicht an unseren an.

Und trotzdem sind die Sukkulenten extrem erfolgreiche Pflanzen. Es gibt zwar (wie du festgestellt hast) viele Gräser und Blumen, die ebenfalls extrem widerstandsfähig sind. Diese sind in der Regel aber nur einjährige Pflanzen, die nur in der Regenzeit gedeihen können und per Samen der Trockenheit trotzen. Kakteen jedoch sind vieljährige Pflanzen, die mitunter steinalt werden können.

stefang
17.02.2012, 00:08
Ergo: Auch Kakteen brauchen (leider) Wasser.

Kann es sein, dass du ein etwas merkwürdiges Verhältnis zur Biologie hast?
Kakteen sind Lebewesen und die brauchen nun mal Wasser.
Kakteen sind, wie schon mehrfach gesagt, an ihre besonderen (extremen) Umweltbedingungen angepasst, Wasser ist nur ein Faktor von vielen. So manche Arten leben in Gegenden, in denen es deutlich mehr regnet als hierzulande. Hab gerade nochmal im Reppenhagen nachgesehen, die ein- oder andere Mammillaria wächst in Regionen mit über 1000 mm Jahresniederschlag. Wir hatten vergangenens Jahr knapp 500...
Ergo: Wenn du Wasser sparen willst, kauf dir nen Plastikkaktus

elkawe
17.02.2012, 11:27
Und warum eher Echinopsen als Chilenen gehalten werden, das liegt in der einfacheren Pflege und besseren Anpassungsfähigkeit der erstgenannten. Chilenen passen ihren Jahresrhythmus z.B. auch nicht an unseren an.



Das halte ich für ein Gerücht :D

Wenn dem so wäre und die Kakteen der südlichen Hemisphäre ihren biologischen Rhytmus vom Standort bei uns im Norden beibehalten würden, sollte demnach vieles nicht wachsen.
Copiapoen haben ein besonders hohes Lichtbedürfniss und vertragen extreme Wärme. Deswegen wachsen und blühen meine auch im europäischen Sommer und nicht im Winter.

Echinopsis spez.
17.02.2012, 17:47
... die ein- oder andere Mammillaria wächst in Regionen mit über 1000 mm Jahresniederschlag. Wir hatten vergangenens Jahr knapp 500...
Es gibt in Brasilien, Paraguay und Uruguay verschiedene Standorte von Eriocactus und Notocactus, an denen es über 1500mm Niederschlag pro Jahr gibt.
Dazu muss man jedoch sagen, dass hier die Jahresdurchschnittstemperaturen über 15°C - teilweise 19°C erreichen, wodurch die Verdunstung wiederum höher ist.

Roland150
17.02.2012, 19:26
Es gibt in Brasilien, Paraguay und Uruguay verschiedene Standorte von Eriocactus und Notocactus, an denen es über 1500mm Niederschlag pro Jahr gibt.
Dazu muss man jedoch sagen, dass hier die Jahresdurchschnittstemperaturen über 15°C - teilweise 19°C erreichen, wodurch die Verdunstung wiederum höher ist.
Das sind für mich völlig neue Informationen. Ich dachte, dass zumindestens die Echinopsen in der Natur Dürren ausgesetzt sind. Vom Melocactus habe ich mal gelesen, dass sie relativ viel Wasser braucht bzw. verträgt. Aber das manche Echinopsen in der Wildnis mehr Regen abbekommen als die Pflanzen in Mitteleuropa hätte ich niemals gedacht. Zumal ich festgestellt habe, dass viele dieser Arten wie Echinopsis oxygona und eyriesii recht lange Dürren überleben können. So halte ich ein Ableger von Echinopsis oxygona sehr trocken. Ich gieße ihn nur einmal bis zweimal im Jahr. Während der lange Dürre wird er klein, schrumpelig und unansehnlich. Nach dem Gießen ergrünt er vom neuen und füllt sich mit Wasser. Jetzt habe ich den Verdacht, dass diese Pflanze bei mir längeren Trockenperioden ausgesetzt ist als es in ihrer natürlichen Heimat der Fall ist.

OPUNTIO
17.02.2012, 21:16
Ja, man lernt nie aus, nicht wahr.
Nur weil eine Pflanze sukkulent ist, heißt das noch lange nicht, das sie kein Wasser braucht.
In der Gattung Crassula gibt es solche die grosse Trockenheit überstehen . Aber auch eine Art, die trotz Sukkulenz IM Wasser wächst. Nämlich Crassula recurva.
Gruß Stefan

Hardy_whv
18.02.2012, 00:16
Die Menge des Gesamtniederschlags sagt ja noch nichts darüber aus, wie dieser über das Jahr verteilt und wie dieser verfügbar ist. Gerade in Südamerika gibt es Monate mit sintflutartigem Regen. Davon fließt aber vieles auch sehr schnell wieder ab. Und wenn ein Kaktus in porösem Fels oder als Epiphyt auf einem Baum sitzt, dann hält sich das Wasser da nicht sehr lange. Große Niederschlagsmenge, aber zeitlich begrenzte Verfügbarkeit des Wassers für den Kaktus. Die meisten Kakteen haben sich am Standort schon eine gewisse Zeit mit Wassermangel auseinanderzusetzen.


Gruß,

Hardy http://www.hardyhuebener.de/_pics/smiley_hut_ab.gif

Hardy_whv
18.02.2012, 00:20
So halte ich ein Ableger von Echinopsis oxygona sehr trocken. Ich gieße ihn nur einmal bis zweimal im Jahr. Während der lange Dürre wird er klein, schrumpelig und unansehnlich. Nach dem Gießen ergrünt er vom neuen und füllt sich mit Wasser. Jetzt habe ich den Verdacht, dass diese Pflanze bei mir längeren Trockenperioden ausgesetzt ist als es in ihrer natürlichen Heimat der Fall ist.


Ja, der Kaktus kann so vielleicht überleben, aber ein Musterexemplar von Kaktus wirst du so nicht erhalten. Du willst ja auch, dass der Kaktur wächst und blüht. Dauerhafte Mangelernährung mag kein Kaktus. Im Sommer kann (und sollte) man die meisten Kakteen einmal die Woche gießen. Gerade die Echinopsen mögen es in der Vegetationszeit nicht zu trocken.


Gruß,

Hardy http://www.hardyhuebener.de/_pics/smiley_hut_ab.gif

Roland150
18.02.2012, 22:54
Kakteen können sicher Extremstandorte besiedeln. Sie vertragen durchaus längere Trockenperioden und höhere Temperaturen im Vergleich zu den meisten anderen Gewächsen. Aber im Gegensatz zu dem, was ich früher dachte bzw. geglaubt habe können sie wahrscheinlich nicht z.B. 25 Jahre lang völlig ohne Wasser auskommen oder nur von Luft leben. Und sie besiedeln eben meistens keine richtigen vegetationslosen Wüstengebiete mit 10, 20 Jahre lange Trockenperioden sonderen eher Halbwüsten mit alle paar Monate/ Jahre sintflutartigen Gewitteregen. In meiner Kindheit wuchs in unserer Wohnung ein Kaktus. Welche Art es ist und wo er natürlich vorkommt, dass wusste ich damals noch nicht. Nur das es irgendeine stachlige Wüstenpflanze ist und eben dort vorkommt wo kein/kaum Regen fällt und glühende Hitze herrscht. Erst später, sogar erst viel, viel später erfuhr ich, dass es ein Parodia leninghaussi ist und zu den Anfängerkakteen gehört. Weiterhin erfuhr ich, dass es keine Wüstenpflanze ist, da sie auf steile Felswände mit Moosen und Gräsern in der Nähe von Wäldern vorkommt. Das besondere an diesen Standorten ist nicht unbedingt die Regenarmut sondern die Beschaffen des Grundes. Das Substrat trocknet dort zwischen den Regenfällen relativ schnell aus, was wiederrum dazu führt, dass wegen Trockenheit und Platzmangel keine Bäume wachsen können. In der Nähe können allerdings eben dort wo mehr Platz zum Wachsen ist Bäume wachsen. Ich hatte wirklich jahrelang ein falsches Bild in meinem Kopf gehabt wo und wie er in der Natur lebt.
Roland