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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : erde dämpfen



Cactussi
12.04.2006, 18:38
Hallo Leute,
ich weiß ihr habt euch bestimmt schon sehr oft darüber ausgelassen wie man Erde dämpft, aber ich dachte mir ihr seid nicht böse wenn ich trotzdem noch mal frage
8)
Ich hab nun so viel darüber gelesen und bin eher verwirrt. Erde trocken/nass im Backofen dämpfen, mit Deckel/ohne Deckel, 100/180 Grad, 15 Min./1Stunde.
Ja was denn nun? Welches sind eure Rezepte?
Anja

Echinopsis spez.
12.04.2006, 18:42
Würde mich dann auch mal interessieren, hab die Erde nämlich immer mit großem Erfolg "roh" verwendet.
Wenn überhaupt wurden nur die Samen gebeizt.

Gruß
Thomas

Marc
12.04.2006, 18:42
Moin!
Am besten gar nicht dämpfen, weil Du damit die Kleinstlebewesen und die Bodenstruktur zerstörst. So machst Du das Substrat wesentlich anfälliger für Schimmel usw.

Beste Grüße, Marc.

Echinopsis spez.
12.04.2006, 18:44
Hab ich doch immer alles richtig gemacht. :lol:
Kein Wunder, dass immer alles prima geklappt hat. :D

Cactussi
12.04.2006, 18:53
Hallo Marc,
also das mit dem Schimmelanfälligkeit bei gedämpfter Erde leuchtet mir ja ein, jetzt stellt sich mir bloß die Frage, ob es bei der Aussaat nach Fleischer ,also in einem abgeschlossenen System nicht doch besser wäre zu dämpfen, da es im Glas ja sehr feucht ist und das ja förderlich für Schimmel ist.
Anja

Marc
12.04.2006, 19:01
Hi Anja,
ich würde eher ein mineralisches Substrat nehmen (Bimskies zB), damit hast Du meistens keinen Ärger und wenn dann ,,nur'' mit Algen.
Aber grundsätzlich würde ich auch bei Fleischer keine gedämpfte Erde nehmen. Wenn Du hast, dann mach noch ein paar Springschwänze in die Erde hinein (sone kleinen dünnen weißen quirligen Viecher, die man häufig in feuchten Blumentöpfen findet).

Beste Grüße, Marc.

Echinopsis spez.
12.04.2006, 19:07
Hi Marc,

guter Tipp, die Sämlinge werden aber nicht angefressen, oder?

Gruß
Thomas

Cactussi
12.04.2006, 19:11
Springschwänze?!?! :o
Wozu sind die denn gut?

Echinopsis spez.
12.04.2006, 19:17
Die ernähren sich von zerfallenen pflanzlichen Stoffen, fressen aber auch Algen und Pilze.
Schützen also das System (Fleischer-Aussaat) vor Veralgung und Verpilzung.

Cactussi
12.04.2006, 19:23
Hört sich gut an, aber jetzt wäre immer noch nicht geklärt ob die nicht auch an die Sämlinge bzw. Wurzeln gehen?
Und sterben die nicht wenn ich mit Chinosol angieße?

Echinopsis spez.
12.04.2006, 19:29
Mit Chinosol brauchst Du ja nicht mehr zu giessen, die Pilze fressen doch die Springschwänze.
Ich weiß nur nicht was die fressen, wenn keine Algen und Pilze da sind ??

Cactussi
12.04.2006, 19:38
Hmm, also ich glaub dann verzichte ich doch lieber auf die Springschwänze und bleibe bei Chinosol. das soll ja meine erste Aussaat werden und ich wäre ganz schön betrübt wenn meine Sämlinge den Pilzen zum Opfer fallen, da geh ich lieber auf Nummer Sicher. Experimentieren kann ich immer noch.

AstrophytumX
12.04.2006, 19:40
Also wenn ich aussäe dann versuche ich eine 100% sterile Atmosphäre zu schaffen.Treibhäuschen und Töpfe werden desinfiziert.
Das Substrat wird ca 3/4 std im Backofen bei 120° gedämpft!!!
Je nach den Samen wird gebeizt.
Substrat wird mit destilliertem Chinosolhaltigem Wasser angestaut.
Muss dazu sagen das die Sämlinge bei mir sehr lange unter der Haube bleiben.
Ich habe es auch ohne dämpfen damals gemacht aber hatte da immer viel mehr ausfälle als jetzt.
Kommt aber auch immer darauf an was man aussät.Ob 100 Samen jetzt 1 € kosten oder ob sie über 20 € kosten.

Cactussi
12.04.2006, 19:56
Hallo Astrophytum X,
hast du die Erde angefeuchtet bevor du sie in den Backofen gestellt hast?

Socrates
12.04.2006, 19:56
Also ich habe da auch lange drüber nachgedacht wie ich das am besten antellen ohne meine Familie aus dem Haus zu jagen.

Ich habe meine Erde gedämpft und meine kleinen (immerhin ca. 700 Stück) entwickeln sich prächtig, und die Mikroorganismen entwickeln sich auch wieder nachdem die Saatschalen dann geöffnet werden.

Ich habe einen Schnellkochtopf genommen, unten rein das Dämpf-Sieb, bis zur Unterkante vom Sieb das Wasser. Darauf ein größeres Leinentuch was ich in den Topf gedrückt habe und oben ringsherum rausschauen lasse. Darein das trockene Substrat, Leinentuch nach innen geklappt. Mit kleinem Freiraum zum Deckel.

Gelesen habe ich das die Dampf-Druck Sterilisation in einer viertel Stunde abgeschlossen wäre, ich hab trotzdem eine Dreiviertel Stunde gedämpft. Nach dem abkühlen habe ich die Töpfchen direkt aus dem Topf heraus befüllt. Und, es hat kaum gestunken, die Erde ist luftig locker, und das allerbeste, duchgehend leicht angefeuchtet !

Das ging wirklich perfekt !

Gruß Stefan

AstrophytumX
12.04.2006, 20:06
Nabend Cactussi,

Nein,habe das Substrat vorher nicht befeuchtet.

Gruß

Sascha

Marc
12.04.2006, 20:50
Hi,

nein, die Springschwänze lassen die Sämlinge eigentlich in Ruhe. Allerdings können die sich auhc nur in humosem Substrat halten (also wenn Du Bims nimmst, vergiss das ;O)). Und in diesem Substrat ist mehr als genug organisches Material drin.
Ich sehe das bei meinen Totenkopfschaben, da keimt ein Apfelkern drin, da ist kein Springschwanz drin, aber um die Haferflocke die neben dem Freßnapf liegt wirbeln die kleinen Viecher. Normalerweise würde die dort verdammt schnell schimmeln, aber wegen der Springschwänze hab ich keinen Schimmel in der Box.

Beste Grüße, Marc.

BTW: Ein Substrat, Aussaatbox etc. 100% steril zu bekommen ist ein Kampf gegen Windmühlen.

AstrophytumX
12.04.2006, 21:39
ja ne, 100% steril bekommt man es nicht.Ich versuche aber so sauber und steril zu arbeiten wie es mir möglich ist.Habe dieses Jahr sehr seltenes und teures Saatgut ausgesät das schwer zu bekommen ist und da ist es schade um jeden verlust :(

Cactussi
13.04.2006, 11:25
Also ich denke egal um welchen Samen es sich handelt, sie sind alle wertvoll, schon deshalb weil man sich ja bewusst für diese Sorten entscheidet und nicht just for Fun irgendetwas aussät. Da ist es was die Sorgfalt betrifft mit der man arbeiten sollte doch erst einmal nebensächlich was der Samen gekostet hat, oder wie schwer er zu beschaffen war. Klar spielt Geld immer eine Rolle, aber man gibt sich doch genau soviel Mühe, egal um welchen Samen es sich handelt. Das man dann nach der Aussaat bei teuren Samen mehr um Erfolg bangt ist natürlich wegen des Preises schon mal klar. Es kommt immer auf die persönliche Wertlegung an.
Anja

Echinopsis spez.
13.04.2006, 12:16
Hallo Cactussi.

Mit Deinen Anmerkungen hast Du sicherlich recht.
Wenn man aber seltene, kostspielige Samen hat, davon vllt. auch nur wenige Korn,
dann gibt man sich doch noch das letzte Quäntchen mehr Mühe,
als man es z.B. mit mehrere Dutzend oder gar Hundert Stück selbstgeernteten Samen tun würde.

Gruß
Thomas

Phelice
06.08.2011, 18:01
Hallöle!
Entschuldigt wenn ich diesen Thread nochmal hoch krame. Ich versuche gerade, mir etwas Gartenerde zu dämpfen, um die Unkrautsamen abzutöten. Ich bin mir nicht ganz im reinen darüber, wie heiss und wie lange ich dämpfen sollte. Das Substrat soll für offene Topfkultur sein. Mit "offen" meine ich also "Nicht-Fleischer", ganz normal in den Topf und Samen rein.
Hat da jemand ein paar Zahlen für mich bezüglich Dauer und Temperatur?

Vielen Dank
Tina

tkoe
07.08.2011, 13:03
Hallo Tina,
ich habe meine selbst gemischte Aussaaterde ca. 1 std. bei 150 grd. im Backofen erhitzt.
Samen sind jetzt aufgegangen, ich hoffe es wird was.
Gruß tkoe

Stachelbeerle
22.07.2021, 13:45
Hallo zusammen,

im Backofen verbrennt die Erde eher. Gedämpft wird eigentlich mit Wasserdampf bei 70 - 90°C.

LG Stachelbeerle

chili
26.07.2021, 23:47
Dämpfen mit Dampfkochtopf:
In meinem Kakteenbuch gibt es ein Rezept für 1.5 bar Druck: 90 min. bei 112°C dämpfen. Da ein Dampfkochtopf laut Wikipedia normalerweise 1.8 bar und 117°C erreichen kann, lässt sich das Rezept wohl mit einem Dampfkochtopf verwenden. Ich persönlich habe die Methode bisher nicht verwendet, da ich keine Erde in einem meiner Töpfe haben möchte, in dem ich koche. Aber ich habe schon von anderen gehört, dass sie einen Dampfkochtopf verwenden.

Trockensterilisation im Backofen:
In meinem Kakteenbuch steht, man soll Luft-trockene Erde 2 Stunden bei 160-165°C halten. Diese Methode verwende ich meistens.

Unsterile Methode:
Das habe ich auch schon gemacht, insbesondere bei meinen ersten Versuchen. Aber Pilze und Trauermückenlarven haben mir das Leben schwer gemacht. Andererseits hat es auch manchmal geklappt, da frisch geöffnete Erde aus dem Laden meist keine Trauermückenlarven aufweist. Wenn ich die Aussaat abgedeckt habe und kleine Luftlöchern in die Abdeckung gemacht habe, um die Luftfeuchtigkeit zu senken, sind je nachdem auch keine Pilze gewachen (zumindest wenn die Erde nicht zu feucht war) und es sind tatsächlich Sämlinge gekommen. Zum Teil ist mir auch schon passiert, dass Samen eines Kaktus neben dem Kaktus in die Erde gefallen sind und gekeimt sind. Das ist aber wahrscheinlich eher Zufall, da die Kakteen nicht so viel gegossen werden und nicht unbedingt ideale Keimbedingungen vorhanden sind.

woierueo9r789
27.07.2021, 04:43
Andererseits hat es auch manchmal geklappt, da frisch geöffnete Erde aus dem Laden meist keine Trauermückenlarven aufweist.
Das stimmt so eher seltener. Man bemerkt sie meistens nicht. Damit die Party losgehen kann sollte die Erde erst ein paar Wochen ruhig stehen, dann kommen sie aus ihren Löchern hervor gekrochen ;-)
Auch Trauermücken-Eier brauchen eine gewisse Zeit bis sie schlüpfen. Will man auf Nummer sicher gehen, so kann man probeweise einen kleinen Topf mit dem neuen Substrat füllen. Diesen gießen und mit Folie bedeckt 3-8 Wochen stehen lassen.

Andreas75
28.07.2021, 01:07
Das Problem bei der Sache ist nur folgendes: Trauermückenlarven ernähren sich von unzersetzten organischen Stoffen in dauerfeuchter Erde. Je billiger, gleichbedeutend mit unbehandelter, das Ausgangssubstrat, umso eher siedeln sich die Krabbler an. Und je mehr unzersetztes drin, umso fröhlicher die gefeierten Urständ'.
Dämpft man das Substrat nun, dann kann man an tierischem und pflanzlichen Mitreisenden vernichten, was bereits drin ist. Dadurch wird aber die Erde nicht besser, bzw. verschwinden dadurch nicht die nach wie vor enthaltenen unzersetzten organischen Bestandteile. Einem künftigen Trauermückenbefall sind also nach wie vor Tür und Tor geöffnet. Ebenso wie eventuellem Pilzbefall. Beides hat es nicht primär auf die Keimlinge abgesehen, nimmt sie aber gerne. Und da ist es ihnen egal, ob sie das von Beginn an können, oder erst ab der Abhärtungsphase, wenn das saubere Kleinklima unweigerlich zerstört werden muss.

Helfen tut hier aus meiner Sicht nur ein hochwertiges Grundsubstrat, das man entweder fix und fertig kauft, oder aber sich aus einer hochwertigen Erde und mineralischen Anteilen selber zusammen mischt.
Ich persönlich habe beste Erfahrungen mit mediterraner Kübelpflanzenerde eines namhaften Herstellers gemacht (fängt mit "com" an und hört mit "po" auf...), dass ich erstmal siebe, um die groben Bestandteile herauszuholen (Pflanzenfasern, Ästchen etc.). Als namhaftes Produkt hat dieses den Vorteil, schon gedämpft und sterilisiert zu sein, kostet ja auch genug, der Kram (wenn auch immer noch etwa viermal billiger als fertige, konventionelle Kakteenerde). Wie jedoch gesagt sind die Zielobjekte trauermückenlärvlicher Begierde auch da noch immer drin. Und müssen also raus. Und der beigemischte Mineralanteil ist doch etwas dünne.
Also Grundsubstrat aussieben, noch etwas Lehm/ Lehm- Sandgemisch aus etwas größerer Tiefe dazu, sowie noch eine Mineralmischung (kein purer Bims, wenn es geht, der ist vielen Sämlingen zu kalkig). Das mineralische Substrat unseres Foren- Herren ist da schon sehr gut zum Beimischen geeignet. Dann muss man nicht dämpfen, nicht sterilisieren, und zeitgleich mit der Aussaat stellt man einfach ein/ zwei Gelbtafeln in der Nähe auf. Eventuelle Trauermücken werden so schon im Vorfeld dezimiert, und wenn dann die Zeit der Abhärtung kommt, kann sich erst gar keine dicke Population aufbauen.

So funktioniert das gegen die Krabbler ganz prima, und gegen Pilz wartet man am besten, bis alles gekeimt ist, und gießt dann mal mit Chinosollösung drüber. Et voila.

Grüße,
Andreas

PS: Eine gewisse Selbst- Dezimierung der Sämlinge bis zum ersten Pikieren ist übrigens ganz und gar nicht verkehrt, da so nur die fittesten übrig bleiben, die mit den gegebenen Bedingungen am besten klar kommen. In Kultur wird oft viel zu sehr versucht, alles mit durchzuziehen was geht, was dann nicht selten in anfälligen, schwächlichen Altpflanzen resultiert, die kaum aus dem Tee kommen, schlecht blühen und so weiter. Das kann man verhindern, indem man schon während der Aufzucht immer mal wieder die Schwächsten ausliest, und nur pikiert, was sich als wüchsig und vital erweist.
Das können auch eher kleine Pflanzen sein, die nur eben so gut Wasser tanken können sollten wie die größeren, und quasi "auf jeden Fall bemüht" wirken müssen. Schwächliches mit matter Epidermis, dass sich mit dem Füllen schwer tut, während die Geschwister unmittelbar daneben bestens aussehen, kann raus. Solche Pflanzen wären auch das bevorzugte Trauermücken- und Pilzfutter, da viel leichter zu überwältigen.

Also: Einwandfreies Substrat, Mut zur Selektion, und man kann sich vieles erleichtern und ersparen ;).

chili
05.08.2021, 21:55
Ich kann bestätigen, dass Sämlinge unterschiedlich gut wachsen und unterschiedliche Pilzresistenz aufweisen. Mein extremstes Beispiel ist, dass ein Kaktus doppelt so groß geworden ist wie ein anderer und beide aus der gleichen Aussaat stammen. Weiter faulen manchmal Sämlinge sofort kläglich, wenn humoseres Substrat sehr feucht ist, während es anderen nichts auszumachen scheint.