PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gewinnung von Samen für Pfropfunterlagen



muddyliz
26.09.2010, 20:35
Selenicereus megalanthus hat laut Literatur den Vorteil, dass er bis ca. 3°C verträgt, also eine gute Pfropfunterlage für kühl zu überwinternde Pfröpflinge ist. Die Früchte dieser Selenicereusart werden als gelbe Pitahaya verkauft. Eine Frucht enthält recht viele Samen, und die Samen sind bei dieser Art viel größer als Hylocereus- oder Epiphyllumsamen, was das Reinigen der Samen wesentlich erleichtert.
Hier mal meine Vorgehensweise zur Gewinnung und Reinigung der Samen:

1) Die Frucht mittig durchschneiden und mit einem Teelöffel in möglichst kleinen Stücken auskratzen. Das Ausgekratzte in ein großes Einmachglas geben. Den Saft durch ein feines Küchensieb in ein Glas gießen und trinken. :p
2) Das Einmachglas etwa zur Hälfte mit Wasser füllen und mit der Bohrmaschine und einem Rührer den Inhalt kräftig durchrühren.
3) Alles was schwimmt abgießen.
4) Den Inhalt des Glases in ein großes Küchen-Metallsieb schütten und unter fließendem Wasser kräftig mit der zu einer Faust geformten Hand durchrühren. Dabei auch öfter an der Außenseite des Siebs reiben, damit die Maschen wieder frei werden. So lange rühren, bis alle weißen Fruchtfleischteile durchgerieben sind.
5) Jetzt sind die Samen noch von einer glibberigen, durchsichtigen Hülle umgeben. Sie dient in der Natur dazu, dass die Samen bei Vögeln am Schnabel hängen bleiben und dann an Ästen abgestreift werden.
Die Samen mit der Glibberhülle auf ein Tuch klopfen und gut mit Vogelsand oder feinem Spielsand bestreuen. Dann das Tuch schließen und den Inhalt kräftig durchkneten, ggf. noch mehr Sand zugeben und weiter durchkneten. Es entsteht eine teigartige Masse. Diese gibt man wieder in das Küchensieb und rührt den Sand und den daran haftenden Glibber unter fließendem Wasser durch das Sieb. Falls noch Reste des Glibbers vorhanden sind diese Prozedur ggf. wiederholen.
6) Die gereinigen Samen auf ein Stück Stoff klopfen und trocknen lassen.

roli
26.09.2010, 21:55
Hallo Ernst,
ein toller Beitrag! Vielen Dank dafür.
Das werd ich im Frühjar einmal versuchen.:grin:

DanielDD
02.11.2010, 14:58
Die Früchte dieser Selenicereusart werden als gelbe Pitahaya verkauft.

Vor ein paar Tagen habe ich "gelbe Pitahaya" bei Google eingegeben und mir die Bilder
angesehen. Heute sehe ich die Dinger bei Kaufland für 1.99 liegen und nehme begeistert
eine davon mit. Jetzt stelle ich fest, dass ich eine Kiwano gekauft habe.... :x

Dicksonia
02.11.2010, 15:05
Hallo!

Ich habe in den Obstabteilungen noch keine gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, kommen die gegen Weihnachten in die Läden.
Nach Silvester kann man oft noch ein Schnäppchen machen, wenn das tropische Obst keiner mehr will. ;)


lg

Moin
02.11.2010, 17:29
Die rote Pitahaya gibt es nicht ganz so selten, die Samen kann man ähnlich einfach gewinnen, die Sämlinge wachsen sehr schnell und sie sind als Unterlagen ebenfalls prima.

Die rote Pitahaya mit weißen Fruchtfleisch stammt üblicherweise von Hylocereus undatus und hin und wieder gibt es auch eine mit rotem Fruchtfleisch (rot in rot), die (nicht immer) von Hylocereus polyrhizus stammt.

Aus einer Frucht kann man unzählige Samen gewinnen, die völlig problemfrei keimen (siehe Anhang). Bei mir sind im ersten Versuch fast alle aufgelaufen und die wachsen, obwohl sie VIEL zu dunkel stehen, enorm :o

stefang
02.11.2010, 17:37
Hallo Ernst,

eine schöne Beschreibung. Aber ich habe zwei Fragen dazu:
-tropische Früchte werden ja häufig unreif geerntet und reifen beim Transport nach. Man merkt das auch am Geschmack, im Herkunftsland schmeckts meist anders (besser!). Wie sieht es mit der Keimfähigkeit der Samen aus?
-zu Punkt 5, behandelst du die "Glibberhülle" im feuchten Zustand? Ich lasse Fruchtfleischreste meist antrocknen und rubbel sie dann ab (z.B. bei Echinocereus-Früchten, Pitahaya hab ich noch nicht ausprobiert). Jetzt frage ich mich, was besser funktioniert...

muddyliz
02.11.2010, 17:51
Hallo Stefan,
meine war schon recht reif. Ich habe sie auf die Fensterbank gelegt und nach 2 Tagen fing sie an braun zu werden, darauf hin habe ich sie geköpft und die Samen gewonnen.
Wenn man die Samen in Wasser vom Fruchtfleisch tennt, dann quillt ja auch die Glibberhülle auf. Also gleich im nassen Zusatand mit feinem Sand vermischen, dann geht die Glibberhülle prima ab.
Meine Samen habe ich noch nicht ausgesät, ich warte noch ein wenig.

Hallo Moin,
die Samen der roten Pitahaya sind viel kleiner als die der gelben und drücken sich durch das Sieb durch, von der gelben bleiben die Samen alle im Sieb. Außerdem ist Hylocereus undulatus viel wärmebedürftiger als Selenicereus megalanthus, auch im Winter sollte die Temperatur nicht unter 15 °C fallen.

stefang
02.11.2010, 18:49
Hallo Ernst,

danke für die Erklärung.

Moin
03.11.2010, 09:56
die Samen der roten Pitahaya sind viel kleiner als die der gelben und drücken sich durch das Sieb durch, von der gelben bleiben die Samen alle im Sieb.
Außerdem ist Hylocereus undulatus viel wärmebedürftiger als Selenicereus megalanthus, auch im Winter sollte die Temperatur nicht unter 15 °C fallen.

Zum ersten Teil: Das gilt aber nicht für jedes Sieb. Ich habe eines mit Maschenweite knapp unter 1mm :grin:
Wenn man damit VORHER auch den Sand siebt, ist man auf der sicheren Seite und Deine Methode funktioniert auch hier

Zu 2: Stimmt, Hylocereus ist wesentlich empfindlicher, vor allem die jungen Pflanzen. Ältere Triebe sind allerdings nicht mehr ganz mimosenhaft, aber es hat schon seinen Grund, warum die Früchte vor allem aus Vietnam kommen. Ebenso wie viel Baumarktpfropfungen auf Hylocereus.

Aber wer keine gelbe Frucht findet, kann erstmal mit einer Roten üben. Bei uns gab es die neulich für 1,77€. Die Methode mit dem Sand ist wirklich eine gute Idee!

Dicksonia
03.11.2010, 11:51
Allerdings keimen die Samen auch mit Glibber sehr gut.
Wer also nur ein paar Samen braucht, kann sich die ganze Arbeit sparen und läßt die Samen nur trocknen.
Bei der Aussaat quillt die Schutzschicht wieder auf. Sieht komisch aus, hat aber keine Nachteile.

Alternativ wird man die Samen mit Glibber auch vergären können, so wie man es mit Tomatensamen macht. Alles in ein Schraubglas geben, einige Tage stehen lassen bis sich der Glibber auflöst, dann durch ein passendes Sieb abfiltern und nochmals waschen.


lg

addilos
04.11.2010, 21:52
Wie heissen die Früchte von echinocereus im Supermarkt??

Dicksonia
04.11.2010, 23:07
Wie heissen die Früchte von echinocereus im Supermarkt??

Die gibt´s nicht im Supermarkt.

muddyliz
04.11.2010, 23:30
Wie heissen die Früchte von echinocereus im Supermarkt??Meines Wissens werden bei uns Früchte von höchstens 4 verschiedenen Kakteen angeboten:
- Opuntia ficus indica,
- Hylocereus undulatus (Handelsname rote Pitahaya),
- Selenicereus megalanthus (Handelsname gelbe Pitahaya) und gelegentlich
- Cereus peruvianus (Handelsname Koubo).

Die Früchte von Echinocereen sind demgegenüber deutlich kleiner und deshalb lohnen sich Ernte und Versand nicht, obwohl der Geschmack recht angenehm ist.
Neulich habe ich mal eine reife Frucht von Disocactus/Epiphyllum X-ackermannii probiert, schmeckt irgendwie wie Kaugummi mit Süßstoff, also extrem süß, und dürfte damit auch nicht Jedermanns Geschmack sein (meiner war's jedenfalls nicht).

Moin
05.11.2010, 09:06
- Cereus peruvianus (Handelsname Koubo).


DAS habe ich noch garnicht gewußt. Da muß ich ja dringend auf die Suche gehen. Der Cereus ist ja noch eine viel spannendere Unterlage.

:jo:

Moin
15.11.2010, 21:47
Weiß jemand, wann die Koubos Saison haben bzw. wann die normalerweise verkauft werden?
Die roten Pitahayas gibts jetzt zuhauf, bei den gelben wurde ich auf Dezember vertröstet und die Koubos kannte niemand.:-?

muddyliz
15.11.2010, 23:36
Koubo dürften auf dem deutschen Markt nur schwer zu bekommen sein, weil in Israel die produzierte Menge noch nicht für den Bedarf ausreicht. Cereus peruvianus wird nur von wenigen Farmern angebaut.
Hier mal einige Links zum Anbau von Cereus peruvianus in Israel:
http://www.hort.purdue.edu/newcrop/ncnu02/v5-378.html
http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/2011019.stm

muddyliz
30.11.2010, 00:04
Hier mal 2 Bilder von der Aussaat der gelben Pitahaya (Selenicereus megalanthus), vor einer Woche ausgesät:

http://www.bildercache.de/minibild/20101129-225905-967.jpg (http://www.bildercache.de/anzeige.html?dateiname=20101129-225905-967.jpg)

http://www.bildercache.de/thumbnail/20101129-225905-817.jpg (http://www.bildercache.de/anzeige/20101129-225905-817.jpg)

Die Samen und die Sämlinge sind größer als die der roten Pitahaya (Hylocereus undulatus).

muddyliz
22.01.2011, 23:03
Alternativ wird man die Samen mit Glibber auch vergären können, so wie man es mit Tomatensamen macht.Das funktioniert leider nicht. Ich habe Samen der Galapagos-Wildtomate in Wasser gären lassen, und nach 3 Tagen fangen jetzt alle Samen an zu keimen. Da es jetzt noch zu früh ist um Tomaten zu säen kann ich die alle wegwerfen. :grr

Die Keimlinge von Selenicereus megalanthus haben anscheinend erst mal gute Wurzeln gebildet, aber jetzt treiben sie durch:

http://www.bildercache.de/bild/20110122-220021-899.jpg

http://www.bildercache.de/bild/20110122-220021-411.jpg

Noch eine Frage:
kann man die Sämlinge beim Pikieren tiefer setzen, also bis knapp unter die Keimblätter?

Hardy_whv
22.01.2011, 23:36
Noch eine Frage:
kann man die Sämlinge beim Pikieren tiefer setzen, also bis knapp unter die Keimblätter?


Verstehe ich dich richtig - du meinst, die treiben zu sehr in die Höhe? M.W. sehen die immer so aus. Jedenfalls kann ich keinen Unterschied zu meinen Aussaaten von Selenicereus grandiflorus und Selenicereus validus in 2009 erkennen. Also kein Grund die tiefer zu setzen. Und die Keimblätter fallen sowieso bald ab. Und der Rest wird ein wildes Gestrüpp.


Gruß,

Hardy http://www.hardyhuebener.de/_pics/smiley_hut_ab.gif

muddyliz
23.01.2011, 00:12
Ich meine tiefer setzen wegen der Standfestigkeit.
Als ich meine Epihybriden-Sämlinge pikierte (sie waren 5-10 cm hoch) habe ich die Keimblätter mit eingebuddelt, so sitzen sie fester, können noch zusätzliche Wurzeln bilden, und die neuen Seitentriebe wachsen stabil aus dem Boden raus. Das hat den Epi-Sämlingen nicht geschadet, im Gegenteil.
Bei den Selenicereus-megalanthus-Sämlingen sind die Keimblätter viel größer, also kann ich die nicht einbuddeln, sonst fault mir alles weg. Aber da die Sämlinge durch die großen Keimblätter recht kopflastig sind, dachte ich mir, wenn ich die tiefer setze, dann haben sie einen festeren Stand nach dem Pikieren. Oder fangen die durch das Tiefersetzen unterhalb der Keimblätter an zu faulen?

Dicksonia
23.01.2011, 02:06
Das funktioniert leider nicht. Ich habe Samen der Galapagos-Wildtomate in Wasser gären lassen, und nach 3 Tagen fangen jetzt alle Samen an zu keimen.

Wie haste denn das geschafft? :o
Ich mache jedes Jahr mehr als einen Ansatz und da keimt nichts.
Tomaten kann man aber im Wachstum drosseln. Die wachsen später normal weiter. Nicht optimal, aber besser als gar keine von einer seltenen Sorte.

Nach der gelben Pitahaya habe ich mir die Hacken abgelatscht. Die gab´s bei uns nirgends. :(


lg