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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schwefelsäure 96% (H2S04) winterharte Opuntien



Anonymous
22.12.2005, 16:23
Hallo liebe Kakteenfreunde,

ich habe den Tip bekommen, daß die Behandlung der Samen von winterharten Opuntien mit konzentrierer Schwefelsäure den späteren Keimprozeß vereinfachen soll, weil die Säure die harte Schale der Opuntiensame anätzt und somit den späteren Keimprozeß vereinfacht.
In der Natur werden derartige Samen oft von Vögel gegessen und mit dem Kot wieder ausgeschieden. Im Magen der Vögel befinden sich starke Säuren, welche die Samen der Opuntien verändern. Die Schwefelsäure soll diesen Prozeß nachbilden. Das soll effektiver sein, als wenn die Feile benutzt wird.

Meine Frage: Wie lange sollen Opuntiasamen mit Schwefelsäure behandelt werden (15 Minuten oder 30 Minuten?)

Achtung: Konzentriere Schweflsäur ist ein sehr gefährlicher Stoff, der
jeden organischen Stoff verkohlt (wird schwarz) und starke Verätzungen bewirkt. Unbedingt mit Schutzhandschuhen arbeiten und eine Schutzbrille tragen und bitte niemals nach erledigter Arbeit Wasser in die konzentrierte Säure schütten (Explosion), sondern immer umgekehrt. Dann wird die Flüssigkeit nur sehr warm und es kann nichts passieren.

Ich würde mich über Eure Erfahrungen sehr freuen!

Tobi
22.12.2005, 19:00
Hallo!

96% ige Schwefelsäure ist sicher etwas zu konzentriert für solche experimente. und ist nebenbei auch nicht so ohne weiteres im handel erhältlich, es seih denn du bist mitarbeiter einer forschungs oder lehranstalt.
das durch einwirken von säure die samenschale "aufgeweicht" wird ist richtig.
die keimung wird dann beschleunigt.

bei mir sind die winterharten opuntien auch ohne vorbehandlung wunderbar gekeimt. man braucht halt nur etwas mehr geduld.


wenn du wirklich 96%ige h2so4 da hast ist 15 min bzw. 30 min. vl. etwas zu lange.
du müsstest etwas nachforschen. welche säuren sind im magen der vögel die diese samen fressen? (warscheinlich HCL) wie hoch sind sie konzentriert? wie lange verbleiben die samen im verdauungstrakt? und welche faktoren beeinflussen die konsistenz der samenschale ausserdem (enzyme etc) ?

wenn du viel zeit hast dann machst du einfach experimente mit samen die unterschiedlich lange in verschiedenen säurekonzentrationen gelegen haben. natürlich brauchen dann alle die gleichen bedingungen zum keimen (boden , feuchte, licht etc)

viel glück beim forschen :)
tobi

hansgeorg
22.12.2005, 23:21
Hallo Catapillar,

bei aller Liebe, wenn Du nicht vom Fach bist und die notwendige Schutzausrüstung (mindestens dicke Gummihandschuhe und Schutzbrille!!!, gibt es im Laborfachhandel) nicht hast kann ich als Chemiker nur sagen Finger weg von der konzentrierten Schwefelsäure.

Wenn die mit Wasser in Berührung kommt kann das gefährlich spritzen, nach Murphy meist direkt in die Augen.

Opuntiensamen sind relativ groß, die kann man auch mit einer geeigneten Pinzette fassen und mit einer feinen Diamantnagelfeile anschleifen.

Und wenn es unbedingt Säure sein soll versuche 1N Salzsäure (37 g/L), die bekommst Du eventuell in der Apotheke, aber auch damit ist noch Vorsicht geboten.

Mit dem Link

http://de.chemdat.info/mda/de/msds/index.html

kommst Du auf die Merck-Chemikalien-Datenbank, dort kannst Du die Produktnummer 109057 eingeben und bekommst das Sicherheitsdatenblatt von 1 N Salzsäure. Hier stehen die Gefahren und Schutzmaßnahmen beim Umgang mit dem Stoff.

Übrigens, konzentrierte Schwefelsäure hat die Produktnummer 100731, wenn Du dieses SDB ziehst kannst Du objektiv abschätzen, worauf Du Dich einläßt.

Liebe Grüße
hansgeorg

Hartkerius
24.12.2005, 01:44
Hallo Caterpillar,

Paulino Martínez Vera und Genaro Ruiz Campos haben mit weiteren Mitarbeitern eines Kakteenrepatriierungsprogramms in Querétaro (Mexiko) eine Methode entwickelt, um hohe Keimraten bei Turbinikarpen zu erzielen. Diese haben nun alles andere als dicke Samenschalen, aber selbst diese Samen werden drei mal für je drei Minuten in 96%ige Schwefelsäure eingelegt und jedes mal ordentlich mit destilliertem Wasser abgespült. Bei Opuntien müsste man die Samen sicherlich länger einlegen.
Salzsäure halte ich für nicht geeignet, da diese anders als die Schwefelsäure NUR eine starke Säure ist, aber NICHT die langkettigen Zellulosemoleküle der Samenschale aufbricht, so wie Schwefelsäure ja auch aus Zuckerwürfeln Minibriketts macht, Salzsäure aber nicht. Aber Hansgeorg hat absolut recht: Hochkonzentrierte Säuren sind nicht ungefährlich! Dicke säurefeste Handschuhe sind da unbedingt erforderlich, eine Schutzbrille mit seitlichem Spritzschutz und ein Schutzkittel aus Baumwolle, keinesfalls aus Kunstfaser oder mit Kunstfaseranteil, da sich diese durch Einwirkung von Schwefelsäure zu spalten beginnt, schmilzt und in die Haut einbrennen kann!

Ich würde die Samen lieber mechanisch mit einer Feile bearbeiten...

Herzliche Grüsse und Frohe Weihnachten
Niko alias Hartkerius

Anonymous
24.12.2005, 12:19
Hallo liebe Kakteenfreunde,

vielen Dank für die bisherigen Antworten. Einen Liter Schwefelsäure (96%) kann man ohne Problem in jeder Apotheke kaufen. Mein Preis war 10,06 Euro.

Ich wünsche frohe Weihnachten.

Caterpillar

Anonymous
24.12.2005, 13:38
ya sorry, hab mich geirrt. "abgabe nur an volljährige abnehmer"

frohe weihnachten!

Euclid
25.12.2005, 15:21
Folgende Vorschrift stammt von dem Horizonthaloniuskenner Hans-Ullrich Wanjura aus Parrey (bei Köthen) . Hr. Wanjura praktiziert diese Methode seit Jahren mit sehr großem Erfolg. Bei den Opuntien dürfte anlog zu verfahren sein.

Die Samen werden 16 Min. im Reagenzglas o.ä mit ca. 1 -2 ml Schwefelsäure übergossen. Vorsicht bei Umgang mit Säure ist geboten. (Schutzbrille!, Gummihandschuhe sind nicht unbedingt erforderlich.)
Nach der Einwirkzeit die Samen mit der Säure in ein Gefäß mit ca. 0,5 l Wasser geben um die Säure zu verdünnen. Nach dem Verdünnen können die Samen mit einem Sieb abgetrennt werden. Die Samen mit mit einer 1%-igen Natriumhydrogenkarbonatlösung zur Neutralisation der restlichen Säure und danach mit Wasser waschen und trocknen.

Konzentrierte Schwefelsäure hat eine höhere Dichte als Wasser. Wird Wasser auf die Säure gegossen, wird Wasser schlagartig verdampfen und die Säure mit sich reissen. Wenn so eine kleine Menge in eine recht grosse Menge Wasser geschüttet wird, ist das wirklich unproblematisch. Eine Schutzbrille sollte man bei solchen Arbeiten immer tragen. Keine Panik, wenn etwas von der Säure auf die Haut kommt - einfach abwaschen. Laborkittel brauchts auch nicht. Alte Sachen anziehen um dies nicht schade ist, tuts auch.
Nichts übertreiben, so gefährlich ists nun auch wieder nicht.

Das eigentliche Problem seh ich darin, dass man sich so grosse Mengen kauft und die dann irgendwo rumstehn. Naja man kanns ja auch zum Entkalken verwenden...

hansgeorg
28.12.2005, 19:09
Hallo zusammen,

vielleicht mal diesen Link ausprobieren, um zu sehen, ob es das Risiko wert ist. :-?

http://dermis.multimedica.de/dermisroot/de/40499/image.htm

Ein gesundes Neues Jahr wünscht Euch allen
hansgeorg

Euclid
29.12.2005, 09:20
@Hans-Georg,

die Verätzungen, die in dem Bild gezeigt werden, sind sicher nicht von konzentrierter Schwefelsäure hervorgerufen worden. So wie hier getan wird, sollte sie sich in Sekundenbruchteilen durch Haut und Kleidung fressen, das ist nicht der Fall.

Es wäre wesentlich hilfreicher gewesen, wenn Du von anfang an darauf hingewiesen hättest, doch mit kleinen Mengen (Vorrat bis ca. 100 ml) zu arbeiten aber sich doch nicht gleich einen Liter zu kaufen. Ausserdem kann man auch dem Apotheker sagen, was man machen will. Auch die haben während ihres Studiums gelernt, wie man damit umgeht und dass sich Mengen von 1 bis 2 ml sehr gut und sicher mit einer Saugpipette abnehmen lassen.

Ausserdem gibt es im Haushalt Dinge, die nicht gerade ungefährlich sind Rohrreiniger mit Kaliumhydroxid zum Beispiel. Der Grund weshalb Labormäntel aus Baumwolle und nicht aus Kunstfaser sein sollten, liegt in der Gefahr von Laborbränden.