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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Stichwort Strahlungsfrost



Uwe/Eschlikon
06.12.2009, 00:39
Hallo zusammen

Da der Winter vor der Tür oder auch schon im Türrahmen steht, möchte ich wieder einmal auf das Thema "Strahlungsfrost" aufmerksam machen.

Das Phänomen, das nicht einfach zu beschreiben ist, tritt vor allem in klaren, windstillen Winternächten auf. Und der Grund, warum ich das jetzt schreibe, ist der, dass aktuell bei uns dieses Phänomen gerade auftritt.

Bei mir ist es draussen momentan klar und windstill. Die Lufttemperatur beträgt +4,8°C. Es liegt momentan noch ein wenig Schnee (anfangs Woche gab es 5-10cm) und die Schneereste sind pickelhart gefroren, trotz der +4,8°C. Auch die Pflanzentriebe sind hart und glasig. Die Oberflächentemperatur der nach oben (zum Himmel) gerichteten Pflanzenteile (Blätter, Halme, Kakteenglieder;)) dürfte derzeit um -3 bis -5°C liegen, je nach Winkel.
Bei einer Lufttemperatur von -10°C und klarem Himmel und Windstille, da dürfte demnach die Oberflächentemperatur der Pflanzenteil gegen -20°C oder gar darunter absinken! Und -20°C ist für manche Arten schon kritisch. Immer wieder sehe ich zB. nach ein paar klaren, kalten Nächten, wie sich immergrüne Kirschlorbeerhecken ein paar Tage später beginnen, sich von oben her braun zu verfärben -> typisches Zeichen von Strahlungsfrösten.

Auch unsere Kakteen, die ungeschützt draussen stehen, erleiden dann den grössten Stress in ihren Zellen. Speziell dann, wenn auch noch grosse Temperaturschwankungen in kurzer Zeit auftreten. Nicht selten fragt man sich zu Beginn des Frühlings, warum auf einmal Triebe von gut harten Kakteen plötzlich wegfaulen...Strahlungsfröste können daran Schuld sein.

Liegt Schnee, dann ist das kein Problem. Schnee isoliert bestens. Liegt aber kein Schnee, ist es am besten, man wirft ein Vlies darüber. Damit kann man 10° Temperatur ohne grossen Aufwand gewinnen.

Für Intressierte sei dieser Artikel lesenswert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Atmosph%C3%A4rische_Gegenstrahlung

Grüsse, Uwe

Captain Nemo
08.12.2009, 21:15
Hallo Uwe,

sehr interessanter Artikel, bin selbst Physiker... 8)

Andererseits nehme ich an, dass die üblichen Angaben über die Frosthärte von Pflanzen sich immer auf die gemessene Lufttemperatur beziehen. Ich glaube nicht, dass sich jemand die Mühe macht, die Oberflächentemperatur der Pflanze zu messen?

Andererseits, während ich das tippe und darüber nachdenke, fällt mir noch ein anderer Aspekt ein... letztlich wirkt ja ein Regenschutz auch ein bisschen als Schutz gegen Wärmeverlust durch Strahlung. Das heißt ein Regenschutz hat zwei Wirkungen: (a) Wurzeln werden nicht nass (b) der Pflanzenkörper wird nicht so kalt.

Grüße von Captain Nemo!

micha123
31.01.2010, 14:23
Andererseits nehme ich an, dass die üblichen Angaben über die Frosthärte von Pflanzen sich immer auf die gemessene Lufttemperatur beziehen.

Das würde ich unterschreiben. Bei mir auf dem Balkon sind bisher alle Schäden (Totalausfälle bisher noch keine) immer nur auf der Seite die "den Himmel sehen kann". Mein Thelocactus rinconensis (klassifiziert bis -15 Grad) sieht auf der dem Haus zugewandten Seite absolut unversehrt aus (Minimum lag auch bei nur etwa -12 Grad) während die nach außen weisende Seite komplett erfroren ist (helle Flecken). Die Pflanze scheint es aber zu überleben, ich habe sie reingeholt und sie ist heute nach mehr als 2 Wochen immer noch fest.

Bei Interesse kann ich auch Bilder von dem Schaden machen.

Gruß,
Micha

Chrissi
01.02.2010, 12:25
Hallo Micha,

Bilder würden mich sehr interessieren.

LG Christa

micha123
01.02.2010, 13:45
Bilder würden mich sehr interessieren.

Hallo Chrissi,
dann werde ich bei Gelegentheit mal Bilder machen und hier reinstellen. Zum Vergleich habe ich frostharte Gymnos, bei denen sind die Schäden nicht einseitig (da ist wohl einfach allgemein die Luft zu kalt bzw. sie vertragen den Dauerfrost nicht so gut).

Gruß,
Micha

komtom
01.02.2010, 21:51
Hallo Gemeinde,

ich habe das Thema interessiert verfolgt, trotzdem muss mir mal jemand erklären was Strahlungsfrost denn sein soll. Selbstverständlich strahlt jeder Körper gemäß seiner Temperatur Wärme ab. Im Grunde genommen sollten das auch elektromagmetische Wellen sein. So beträgt z. B. die Hintergrundstrahlung im Universum ca. 3C° über dem absoluten Nullpunkt.

Der dabei entstehende Wärmeverlust hängt von vielen Faktoren, z. B. der Umgebungstemperatur ab. So verliert eine Kaktee beim physikalischen Vorgang des Gefrierens wohl erst einmal die Energie welche beim Auskristalisieren des Wassers frei wird, was auch bedeutet, dass der Pflanzenkörper erstmal wärmer ist als die Umgebung. Aber warum sollte so ein Vorgang nur auf einer Seite schädigend wirken? Und wie sollte ein Körper mehr Energie abstrahlen, also kälter werden, als er von der Umgebung erhält? Es sei denn durch Verdunstung.

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass vielmehr die Strahlung aus dem Tageshimmel, UV-Strahlung, oder direktes Sonnenlicht die Pflanzenzellen im Winter schädigt, das währe eine Erklärung warum immer die himmelwärts geneigte Seite geschädigt ist. Man stelle sich vor, dass über Nacht der gesamte Pflanzenkörper gefroren ist, tagsüber sorgt, besonders bei Dauerfrost, Sonnenlicht oder auch UV-Licht aus bedecktem Himmel dafür dass die oberste Schicht der Epidermis auftaut und Wasser verdunstet. Dieser Vorgang wiederhohlt sich möglicherweise mehrmals, man kann sich sehr gut vorstellen das dies für die Pflanzen nicht so gut ist.

Auf diese Ursache führte ich Schädigungen (bis zum Verlust) an Pflanzen aus meiner Sammlung zurück, die in früheren Wintern bis -27C° ertragen haben.
Im Winter 1997/98 gab es mehrere Tage Dauerfost von -15° nachts und ca. -8C° tagsüber, aber das waren Temperaturen die den Pflanzen bisher nichts anhaben konnten. Es war jeden Tag sonnig vielleicht ein wenig diesig, das Gewächshaus in dem sich die Pflanzen befanden ist nicht isoliert auch sind stets alle Fenster geöffnet, so dass die Temperatur auch hier nicht über 0C° steigen konnte. Betroffen waren vor allem solche Kakteen welche recht lichte Bedornt waren, z. B. Ecc. triglochidiatus, coccineus betroffen, während dicht bedornte Pflanzen wie Esc. organensis, vivipara und Ecc. baylei keine Schädigung zeigten.

Ich sorge seither für Beschattung während der Wintermonate, wenn das der Schnee nicht erfüllt dann habe ich für klare und kalte Tage eine Bambusmatte parat welche dann über den Giebel geschmissen wird. Aber bisher musste ich sie nur wenige male einsetzen.

also bis bald

komtom

micha123
01.02.2010, 22:50
ich habe das Thema interessiert verfolgt, trotzdem muss mir mal jemand erklären was Strahlungsfrost denn sein soll.

Damit ist gemeint, dass Gegenstände (z.B. die Hauswand) genausoviel Infrarotstrahlung zurückschicken wie der Kaktus an sie verliert (bei gleicher Temperatur von Wand und Pflanze). Im klaren Himmel verschwindet dagegen die Infrarotstrahlung aus der Pflanze und es kommt nichts zurück (oder eben viel weniger). Die Pflanze "friert" daher mehr als wenn sie nur von Wänden umgeben wäre.



...
Aber warum sollte so ein Vorgang nur auf einer Seite schädigend wirken? Und wie sollte ein Körper mehr Energie abstrahlen, also kälter werden, als er von der Umgebung erhält? Es sei denn durch Verdunstung.


s.o.



Meine Erfahrung hat gezeigt, dass vielmehr die Strahlung aus dem Tageshimmel, UV-Strahlung, oder direktes Sonnenlicht die Pflanzenzellen im Winter schädigt, das währe eine Erklärung warum immer die himmelwärts geneigte Seite geschädigt ist. Man stelle sich vor, dass über Nacht der gesamte Pflanzenkörper gefroren ist, tagsüber sorgt, besonders bei Dauerfrost, Sonnenlicht oder auch UV-Licht aus bedecktem Himmel dafür dass die oberste Schicht der Epidermis auftaut und Wasser verdunstet. Dieser Vorgang wiederhohlt sich möglicherweise mehrmals, man kann sich sehr gut vorstellen das dies für die Pflanzen nicht so gut ist.


Das ist natürlich auch möglich. Ich weiss nicht wie die Schäden entstanden sind, sie waren halt plötzlich da ... und die Sonne hat da nicht geschienen, die Temperaturen waren allerdings am Limit was die Pflanze angeblich abkönnen soll.

Interessant finde ich halt, dass die Schäden an den Thelos einseitig sind, die an z.B. den Gymnos aber nicht. Nachher gibts Bilder ...

Gruß,
Micha

micha123
01.02.2010, 23:36
So, hier nun die versprochenen Bilder. Zuerst mal die etwas frosthärteren Pfanzen die allgemein gelitten haben und von allen Seiten gleich aussehen:

Acharagma aguirreanum - bei Uhlig als "(dw)" klassifiziert (Man erkennt die leicht weiß verfärbte Epidermis):
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Acharagma_aguirreanum_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Acharagma_aguirreanum.jpg)
(137KiByte)

Gymnocalycium calochlorum - laut Schild bis maximal -23 Grad Celsius (dauerhaft bis -10 Grad Celsius):
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Gymnocalycium_calochlorum_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Gymnocalycium_calochlorum.jpg)
(117KiByte)

Gymnocalycium gibbosum v. brachypetalum P101 - bei Haage mit "*2" (-20 Grad Celsius) klassifiziert:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Gymnocalycium_gibbosum_v_brachypetalum_P101_sma ll.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Gymnocalycium_gibbosum_v_brachypetalum_P101.jpg )
(95KiByte)

Bei beiden Gymnos haben sich grossflächig helle Verfärbungen gebildet, die Epidermis ist aber prinzipiell noch intakt.

Escobaria hesteri - sieht auch recht mitgenommen aus:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Escobaria_hesteri_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Escobaria_hesteri.jpg)
(102KiByte)

So und nun die einseitigen Schäden (nochmal zur Erinnerung: Alle hier gezeigten Pflanzen stehen auf dem gleichen Tisch!)

Thelocactus rinconensis_SB301 - bei Haage mit "*3" (-15 Grad Celsius) klassifiziert. Die dem Haus zugewandte Seite völlig intakt:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_rinconensis_SB301_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_rinconensis_SB301.jpg)
(107KiByte)

Die dem Himmel zugewandte sieht dagegen so aus:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_rinconensis_SB301_Flecken_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_rinconensis_SB301_Flecken.jpg)
(118KiByte)

Thelocactus leucacanthus - eigentlich gar nicht frosthart, stand zum Test draussen. Auch hier die dem Haus zugewandte Seite völlig intakt:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_leucacanthus_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_leucacanthus.jpg)
(98KiByte)

Die dem Himmel zugewandte zeigt auch hier starke Schäden:
http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_leucacanthus_Flecken_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-02-01_Thelocactus_leucacanthus_Flecken.jpg)
(84KiByte)

Sieht aus als hätte sich unter der Epidermis Eis gebildet und diese abgerissen, sie scheint an den Schadstellen gar keinen Kontakt mehr mit dem Körper darunter zu haben.

Gruß,
Micha

OPUNTIO
02.02.2010, 13:13
Hallo
Das hat genau den Grund, den Komtom so treffend beschrieben hat. Tagsüber einseitiges Auftauen durch die Sonne trotz Minusgraden bei der Luft.
Die Opuntia phaeacantha in meinem Beet auf der Südseite hatten immer dieses Problem. Die gleichen Pflanzen auf der Nord-Ost-Seite des Hauses, bekommen im Winter nur sehr wenig Sonne ab. Die waren immer tadellos.
Aus diesem Grund werfe ich, bei Sonnenschein und Minusgraden, immer Schnee über die Pflanzen. Der reflektiert prima und hält die Pflanze gefroren.
Wenn die Luft allerdings ein paar Plusgrade hat und die Sonne scheint, tue ich das nicht. Denn dann taut die Pflanze ja beidseitig auf.
Man braucht ja nur mal, bei Sonnenschein und Frost, mit dem stumpfen Ende eines Bleistiftes an beide Seiten eines grösseren Opuntienohres klopfen. Die sonnenabgewandte Seite klingt, als würde man gegen ein Stück Holz klopfen. Die zugewandte Seite gibt eigentlich gar kein Geräusch von sich.
Gruß Stefan

davinchy007
02.02.2010, 16:33
nu wird mir auch klar warum in meinem Frühbeetkasten die Mutterpflanze erfriert und der Ableger überlebt. Die Mutterpflanze steht halt in einem größeren Topf(also höher) und der Ableger in eienem kleinen(niedrigen) Topf,
Der Topf steht also geschützt zwischen den großen.
Das ist mir in den letzten paar Jahren schon mal aufgefallen.

davinchy007

volker61
02.02.2010, 19:25
Genau die selben Beobachtungen wie Komtom habe ich an meinen frostharten im letzten Winter auchgemacht. Damit das diesen Winter nicht wieder passiert habe ich das Beet im GH mit 2 lagen Tomatenflies abgedeckt. Bisher konnte ich keine Schäden in der Art feststellen.:grin:

LG Volker

micha123
02.02.2010, 22:17
Hallo
Das hat genau den Grund, den Komtom so treffend beschrieben hat. Tagsüber einseitiges Auftauen durch die Sonne trotz Minusgraden bei der Luft.


Mich überzeugt das noch nicht so ganz: Erstens hat in meinem Fall die Sonne kaum mal geschienen. Zweitens traten die einseitigen Schäden nach zwei aufeinanderfolgenden besonders kalten Nächten auf, also da wo tags eher nichts aufgetaut sein dürfte (deswegen dachte ich an Strahlungskälte). Das wochenlange hin- und her über die Null Grad (jeden Tag darüber, jede Nacht darunter) sollte doch dann wenigstens allseitig den gleichen Effekt haben - hat es aber nicht.

Und warum die eigentlich härteren Pflanzen allseitig Schäden haben während die weniger harten Thelocactus auf der Innenseite gar keine finde ich auch dubios. Ich hätte da zumindest das gleiche wie bei den anderen erwartet und dann meinetwegen noch die einseitigen Flecken dazu (woher auch immer sie jetzt kommen).

Gruß,
Micha

komtom
02.02.2010, 23:47
Hallo Gemeinde,

nun ja ich habe eben meine Erfahrungen geschildert, und ich denke für meine geschädigten Pflanzen traf dies auch zu. Ich habe den Artikel in Wikipedia leider erst nach dem Verfassen meines Beitrages gesehen und gelesen. Es kann demnach also tatsächlich so sein, dass ein fester Körper mehr Energie abstrahlen kann als er aus der Umgebung erhält, auch ohne Verdunstung, und so ist es auch möglich dass er kälter wird als die Umgebung. Meine Vorstellung in dieser Richtung geht aber dahin dass die Oberfläche im Verhältniss zum Volumen des Körpers jedoch grösser sein sollte wie die einer Kaktee, um so unterschiedliche Temperaturen auf seiner Oberfläche entstehen zu lassen, da sollte man einmal einen Physiker fragen.

Sei es wie es will, offensichtlich gibt es einfache Schutzmaßnahmen die gegen beide Ursachen helfen sollten, kurz gesagt eine Schattierung oder Isolierung (z. B. Schnee), denn diese verhindert das Auftreffen von Strahlung von aussen genauso wie eine Abstrahlung von Wärme ins Freie.
Ein geschützter Platz hilft sicher gegen beides.

Im übrigen habe ich die Erfahrung gemacht dass frostharte Kakteen die Kälte besser wegstecken wenn sie nicht jeden Tag auftauen und dann nachts wieder gefrieren, auch wenn viele selbst dies ohne Schädigung vertragen. Südamerikaner sind da im allgemeinen empfindlicher.

Ach ja Micha, du hast da Gymnocactus agurieanum und Thelocacteen im test, würde mich interessieren was die ertragen können.

Mit Thelocactus bicolor-formen habe ich Erfahrung und weiss, dass sie -12°C je nach Herkunft locker wegstecken. Auch kann ich für Gymnocalycium bruchi, calochlorum, gibbosum Temperaturen um -10C° ohne Schäden bestätigen. Aber der oben genannte Gymnocactus ? tja mal sehen. Ich habe in irgendeinem Kakteenbuch auch mal gelesen dass Mammillaria yaquensis frosthart währe, was ich wiederum nicht bestätigen kann. Im Gegensatz dazu können bestimmte Formen von Mammillaria wrightii Temperaturen von unter -20° ertragen, solange sie trocken stehen.

also bis bald und Grüsse

komtom

micha123
04.02.2010, 00:15
Ach ja Micha, du hast da Gymnocactus agurieanum und Thelocacteen im test, würde mich interessieren was die ertragen können.


Hallo komtom,
also der Acharagma aguirreanum (ehemals Gymnocactus) hat letzten Winter schon weniger als -10 Grad ohne Schäden ausgehalten, ebenso Acharagma roseanum der weniger hart sein sollte. Die Thelocactus sind diesen Winter das erste Mal draussen. T. rinconensis hat mich entäuscht, T. leucacanthus dagegen überrascht (dem hatte ich eigentlich nur eine minimale Überlebenschance eingeräumt).



Mit Thelocactus bicolor-formen habe ich Erfahrung und weiss, dass sie -12°C je nach Herkunft locker wegstecken.


Das überrascht mich nach meinem Test nicht.



Auch kann ich für Gymnocalycium bruchi, calochlorum, gibbosum Temperaturen um -10C° ohne Schäden bestätigen.


Mein G. calochlorum zeigt schon bei weniger als -10 Grad diese weissen Verfärbungen. Töten tun ihn aber vermutlich auch -20 Grad nicht wenn man dem Schild glaubt. Da scheint der Grenzbereich sehr breit zu sein.



Aber der oben genannte Gymnocactus ? tja mal sehen.


Der wird es überleben, war wie gesagt schon letzten Winter draussen. Turbinicarpus beguinii (auch ein ehemaliger Gymnocactus) hat letzten Winter auch ca. -10 Grad ausgehalten aber leichte Schäden davongetragen (auch so einseitige).



...
Im Gegensatz dazu können bestimmte Formen von Mammillaria wrightii Temperaturen von unter -20° ertragen, solange sie trocken stehen.


Ich habe auch noch anderes draussen stehen, u.a. M. theresae und Echinopsis famatimensis. Ich werde im Frühling berichten was überlebt hat und was nicht.

Gruß,
Micha

Chrissi
04.02.2010, 19:56
Hallo Micha,

ich danke für die Bilder.

LG Christa

micha123
05.04.2010, 21:14
Mal ein Update:
Der Thelocactus leucacanthus hat überlebt. Die Epidermis-Schäden hatten sich erst einen Pilz eingefangen der dann aber bei Zimmertemperatur keine Lust mehr hatte. Die Stellen sind jetzt vernarbt und die Pflanze wächst schon wieder:

http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-04-02_Thelocactus_leucacanthus_small.jpg (http://micha.freeshell.org/tmp/Kaktus/2010-04-02_Thelocactus_leucacanthus.jpg)
(148KiByte)

Auch der T. rinconensis bekommt schon einen neuen Dorn. Der Acharagma aguirreanum hat ebenfalls mit nur leichten Schäden überlebt.

Bei den restlichen ist die Sache noch nicht klar, da muss man für eine endgültige Aussage noch etwas warten.

Die einjährigen Gymnocalycium calochlorum (die Nachkommen der gezeigten Pflanze die wenn, nur knapp mit dem Leben davonkommen wird) haben ohne jeden Schaden überlebt. Das untermauert die These, dass man Winterharte am Besten aus Samen ziehen und gleich von Anfang an draussen lassen sollte.

Gruß,
Micha

micha123
25.04.2010, 18:11
Von den erwachsenen Pflanzen haben überlebt (es war jeweils ein Exemplar draussen):

Ohne Schäden:
- Echinocereus coccineus v. rosei
- Echinocereus fendleri v. kuenzlerei SB187 (noch nicht sicher)
- Echinocereus reichenbachii (noch nicht sicher)
- Escobaria dasyacantha
- Escobaria hersteri
- Escobaria tuberculosa
- Escobaria vivipara v. bisbeeana DJF284
- Maihuenia poeppigii

Mit leichten Schäden:
- Acharagma aguirreanum
- Acharagma roseanum
- Escobaria lardoi

Mit schweren Schäden:
- Escobaria chihuahuensis
- Gymnocalycium gibbosum v. brachypetalum P101
- Thelocactus leucacanthus
- Thelocactus rinconensis

Nicht überleben werden:
- Echinopsis famatimensis WK127
- Gymnocalycium calochlorum
- Mammillaria theresae


Interessant ist bei den einjährigen Sämlingen, dass ausnahmslos alle (!) überlebt haben:
- Austrocactus patagonicus (5 Stück)
- Echinocereus reichenbachii (1 Stück)
- Escobaria robbinsorum (5 Stück)
- Escobaria villardii LZ285 (5 Stück)
- Gymnocalycium calochlorum (4 Stück)
- Sclerocactus intermedius (3 Stück)

... selbst der winzige G. calochlorum rechts im Bild hat keine Schäden davongetragen:
http://micha.freeshell.org/PDB/HTML/70/PICS/THUMBS/2010-04-24_Gymnocalycium_calochlorum_70.jpg (http://micha.freeshell.org/PDB/HTML/70/PICS/2010-04-24_Gymnocalycium_calochlorum_70.jpg)
(66KiByte)

Gruß,
Micha

micha123
14.12.2010, 13:40
Ich wärme mal diesen Thread wieder auf:
Den hier gezeigten Thelocactus leucacanthus hatte ich diesen Winter nochmal auf dem Balkon gelassen. Diese Woche habe ich ihn aber wieder reingeholt weil er neue Erfrierungserscheinungen zeigt. Also ich denke da kann man abschließend sagen, dass der nicht frosthart genug ist für draussen.

Geht aber auch knackig kalt los dieses Jahr ... der Maihuenia war kürzlich komplett durchgefroren und hart wie ein Stein.

Gruß,
Micha

OPUNTIO
14.12.2010, 14:50
Ich habe bei verschiedenen Opuntien die Erfahrung gemacht , das sie besonders dann Schaden nehmen, wenn der erste Frost im Herbst/Winter besonders streng ausfällt. Z.B. wochenlang nicht kälter als 0°Grad, und dann mit einem Schlag weit unter -10° Grad.
Gruß Stefan

Alte Säule
14.12.2010, 17:12
Hallo
das kommt wohl immer auf die Art an im letzten Winter der ja auch nicht von schlechten Eltern war:roll: kein ausfall eine steht jetzt schon zwei Jahre
im Garten ungeschützt hatte in diesem Jahr viele Blüten das war eine Pracht die anderen trocken auch viele Blüten:p mal sehen was dies mal
bei raus kommt:) warte auf den Frühling denn ist schon wieder alles weiß
und es soll ja noch dicker kommen brr:(
Gruß günni:desert

micha123
12.02.2012, 13:13
Und nochmal ein Update zu diesem Thema:
Nachdem ich dieses Jahr so ziemlich alles draussen gelassen habe was Frost aushält, wurde es dann ja im Februar plötzlich so kalt.
Bei den folgenden Exemplaren wollte ich es nochmal wissen und habe sie draussen gelassen:
- Gymnocalycium gibbosum v. brachypetalum P101
- Thelocactus rinconensis SB301
Diese beiden hatten ja in der Vergangenheit die gezeigten Probleme mit einseitigen Schäden.

Um dem vorzubeugen habe ich diesmal folgendes geändert: Die gefährdeten Pflanzen habe ich auf den Boden gestellt und dann eine weisse Plastikschüssel verkehrt herum drübergestellt. So sehen sie den Himmel nicht mehr und es dürfte weniger Strahlungskälte entstehen und sie werden auch durch die Sonne nicht regelmässig wieder aufgetaut. Mal sehen ob es so besser funktioniert ... bis jetzt sehen sie noch gut aus, ich werde berichten wenn es wärmer wird.

Gruß,
Micha

Moin
12.02.2012, 15:00
Das ein Naturwissenschaftler bei den Worten "Strahlungskälte" oder "Stahlungsfrost" nicht nervös wird, verwundert mich ...
Das ist so arg nahe an einem "Kältestrahl" :grin:

Selbst in dem verlinkten Wiki-Artikel steht, das die Unterkühlung durch Wärmeverlust meist ziemlich gering ist. Das Ausfrieren von Luftfeuchtigtkeit führt Wärme ja auch wieder zu.
Ich fand die Erklärung von Komtom weiter vorne ebenfalls nachvollziehbar und würde noch zusätzlich Gefriertrocknung als Schadensursache und besserer Wärmeübergang von Festkörper zu Festkörper (Thermometer an Kaktus) als von Thermometer an trockene Luft als mögliche Effekte in den Raum werfen.

Aber eigentlich ist das egal: Die Versuche/Bilder und das Berichten über mehrere Jahre finde ich prima
:jo:

micha123
12.02.2012, 18:10
Das ein Naturwissenschaftler bei den Worten "Strahlungskälte" oder "Stahlungsfrost" nicht nervös wird, verwundert mich ...
Das ist so arg nahe an einem "Kältestrahl" :grin:


Im Bereich der Kakteengärtnerei sehe ich das ziemlich locker, hier geht es doch um die Schönheit der Pflanzen, die wissenschaftlich sowieso nicht fassbar ist.
Aber hast du einen besseren Begriff parat wenn sich da bei dir dir Nackenhaare sträuben? "Atmosphärische Gegenstrahlung" wie das bei Wikipedia heisst ist etwas länglich und eigentlich auch in diesem speziellen Kontext falsch, denn eigentlich geht es ja hier um die Bilanz (also die Differenz zwischen Gegenstrahlung und Abstrahlung) die ohne Wolken negativ sein kann und deswegen die Pflanze ggf. unter die Lufttemperatur abkühlt.



...
Aber eigentlich ist das egal: Die Versuche/Bilder und das Berichten über mehrere Jahre finde ich prima
:jo:

Es lohnt sich IMHO auch gar nicht in einem Bereich mit so vielen unbekannten Faktoren da jetzte zu versuchen mit immensem Aufwand, wissenschaftlich korrekt zu dokumentieren, dass eine Pflanze nun erfroren ist (Erkenntnis aus Teil 1: "Sie ist tot"). Der interessante 2. Teil, wissenschaftlich herauszufinden *warum*, ist jemand wie mir (der von den meisten Arten nur eins oder eine handvoll Exemplar besitzt) doch gar nicht möglich.

Also versuche ich statt meine Pflanzen hochwissenschaftlich zu töten, lieber sie ganz pragmatisch lebend durch den Winter zu bringen ;-)

Gruß,
Micha