Ralf Holzheu
16.06.2009, 13:41
Aktiver Pflanzenschutz in den USA
Im folgenden möchte ich einen kleinen Einblick in den Pflanzenschutz innerhalb der USA, speziell im Bereich Tucson, Arizona geben und versuchen dieses schwierige Thema zu vermitteln.
Die weiten Wüsten in den USA, speziell im Südwesten, das wären die Sonora Desert, Mojave Desert und Chihuahuan Desert sind ein sehr fragiles Ökosysteme, die auf jeden menschlichen Eingriff empfindlich reagieren. Das Zusammenleben von Flora und Fauna hat sich über viele tausende Jahre entwickelt und benötigt unbedingt den Schutz durch menschliche Hand, aber nicht jeder ist dazu bereit und versteht die Notwendigkeit. Immer mehr Menschen ziehen in die Wüste, nur aus dem Grund da hier über 300 Tage im Jahr schönes Wetter ist, die Temperaturen im Winter sind angenehm und das trockene Klima lässt im Sommer die hohen Temperaturen erträglich erscheinen, aber wo Wohnraum entsteht muß Flora und Fauna weichen. Ebenfalls werden täglich unmengen von Trinkwasser benötigt, so verbraut eine Person in Las Vegas oder Phoenix täglich 1000 l Trinkwasser für Pool, Spülmaschine und Dusche, Bewässerung des Gartens und des nahen Golfplatzes, in Mitteleuropa schaffen wir es gerade auf 90 l pro Person. Dieses Wasser muß in riesigen Stauseen gesammelt und über weite Entfernungen in die Städte geleitet werden, welches ein riesigen, technischen Aufwand benötigt.
Auf meinem Rückflug hatte ich die Gelegenheit mich mit einer sehr netten Frau, die nördlich von Los Angeles in Santa Barbara, wohnt zu unterhalten. Sie berichtete mir von beginnender Wasserknappheit in ihrer Gegend und den damit verbundenen Einschränkungen.
Vieles ist auf den steigenden Wasserverbrauch zurückzuführen, aber auch die globale Erwärmung und der einhergehende Treibhauseffekt → (http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt) sind nur noch schwer aufzuhalten, deren Auswirkungen in den letzten Jahren immer deutlicher zu spüren sind. So wurde mir berichtet, dass die Niederschlagsmenge über das Jahr verteilt deutlich abgenommen hat. Konkret um ca. 1/3 ist die Wassermenge zurückgegangen. Dies ist für diesen Lebensraum eine deutliche Verschlechterung, die das Leben für die vorhandene Flora und Fauna nicht einfacher macht.
Die Besiedlung durch den Mensch dieser Wüsten ist nicht aufhaltbar und schreitet schneller voran als gedacht. Die explosionsartige Ausbreitung von Großstädten in der Wüste ist für mein empfinden eine der größeren Bedrohungen dieser noch intakten Ökosysteme.
Derzeit ist die Besiedlung schon soweit voran geschritten, dass Tucson und das nördlich gelegene Oro Valley ohne deutlich sichtbare Stadtgrenzen nahtlos ineinander übergehen. In weiteren ca. 20 Jahren werden sich Tucson und Phoenix zu einer gewaltigen Megametropole mit weit über 6 Mio. Einwohnern verbinden.→ (http://maps.google.de/maps?q=Tucson&oe=utf-8&client=firefox-a&ie=UTF8&hl=de&t=h&ll=33.050112,-111.412354&spn=2.619667,7.910156&z=8)
Viele freiwillige Helfer tun ihr bestes die dort vorhandenen Pflanzen so gut wie möglich vor der Vernichtung zu schützen, welches sich aber nicht immer verhindern lässt.
Ohne Genehmigungen geht auch hier nichts, allen voran muß der Eigentümer einer solchen Aktion zustimmen, erst dann kann es an die Arbeit gehen.
Im Rahmen einer Rettungsaktion hatte ich am 30.05.2009 die Gelegenheit dabei zu sein und zu helfen einige Pflanzen zu retten. Auf dem Grundstück soll eine neue Kirche für die New Life Baptist entstehen. Die Fläche beträgt 13 acre ~5 ha. Auf dem Gelände sollen ca. 280 Saguaro (Carnegiea gigantea (http://www.fireflyforest.com/flowers/whites/white04.html)) von 15 cm bis 1,80 m Höhe und 80 Ferocactus (http://www.fireflyforest.com/flowers/yellows/yellow03.html) gerettet werden. Weiterhin wachsen dort Christmas Cholla (Cylindropuntia leptocaulis (http://www.fireflyforest.com/flowers/others/other02.html)), Pencil Cholla (Cylindropuntia arbuscula (http://www.fireflyforest.com/flowers/others/other23.html)), Hedgehog (Echinocereus fasciculatus (http://www.fireflyforest.com/flowers/pinks/pink02.html)) und einige weiter einheimische Pflanzen, die wohl der Baggerschaufel zum opfer fallen müssen. So der Ironwood (http://www.fireflyforest.com/flowers/violets/violet53.html), Occotillo (http://www.fireflyforest.com/flowers/reds/red04.html) und weitere.
Vor beginn der Arbeiten gibt es eine kurze Besprechung mit allen Teilnehmern, an diesem Tag ca. 40 Personen, wo genau auf die zu rettenden Pflanzen eingegangen wird. Auch gibt es Warnungen vor dort vorhandenen Klapperschlangen die allgegenwärtig sein können. Also ist größe Vorsicht geboten. Wichtig ist die Ausrichtung der Pflanzen nach Süden zu markieren und wenn möglich keine Dornen abbrechen oder Areolen auszureißen, denn diese wachsen bekanntlich nicht nach. Dann wird noch das voraussichtliche Ende bekannt gegeben, an diesem Tag 11 Uhr, danach schwärmen alle aus und machen sich an die Arbeit.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/13.JPG
Nach kurzem suchen hat mein Begleiter, Ed Bartlett, Vorstandmitglied im Tucson Cactus and Succulent Society, die erste Pflanze für mich gefunden. Für mich die allererste Pflanze die ich offiziell in der Natur ausgraben darf. Der Boden ist sehr locker und so geht es sehr schnell bis die Wurzlen mittels eines Maurerhammers vorsichtig freigelegt sind.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/14.JPG
Innerhalb von 5 Minuten ist diese schöne Pflanze vor der drohenden Vernichtung gerettet.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/15.JPG
stolz muß ich meine erste Pflanze präsentieren
Bei größeren Exemplaren wird vor dem ausgraben die Pflanze mittels großer Teppichstücke oder Schaumstoff eingepackt um sie so besser transprtieren zu können und um zu verhindern, dass beim verladen und transport keine Dornen abbrechen oder sich die Pflanzen gegenseitig verletzen können.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/22.JPG
Weiter geht es zur nächsten Pflanze, eine Mammillaria grahamii die hier zu hauf wachsen und ganz leicht aus dem Boden zu befreien sind.
Zuerst wieder die Südseite markieren, was ganz einfach mittels weißer Korrekturfarbe geschieht, welche auf ein oder zwei Dornen die nach Süden zeigen aufgetragen wird.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/16.JPG
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/17.JPG
Bei dem nun folgenden Ferocactus wislizenii ist etwas Manpower gefragt, denn diese werden mittels einer ca. 1,7 m langen Brechstange einfach aus dem Boden gehebelt, aber möglichst so, dass keine oder nur wenige Wurzeln verletzt werden.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/18.JPG
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/19.JPG
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/20.JPG
+++wird fortgesetzt+++
Adios Amigos
Ralf
http://www.kakteensammlung-holzheu.de/Bilder/Homepagebild.jpg (http://www.kakteensammlung-holzheu.de/)
Im folgenden möchte ich einen kleinen Einblick in den Pflanzenschutz innerhalb der USA, speziell im Bereich Tucson, Arizona geben und versuchen dieses schwierige Thema zu vermitteln.
Die weiten Wüsten in den USA, speziell im Südwesten, das wären die Sonora Desert, Mojave Desert und Chihuahuan Desert sind ein sehr fragiles Ökosysteme, die auf jeden menschlichen Eingriff empfindlich reagieren. Das Zusammenleben von Flora und Fauna hat sich über viele tausende Jahre entwickelt und benötigt unbedingt den Schutz durch menschliche Hand, aber nicht jeder ist dazu bereit und versteht die Notwendigkeit. Immer mehr Menschen ziehen in die Wüste, nur aus dem Grund da hier über 300 Tage im Jahr schönes Wetter ist, die Temperaturen im Winter sind angenehm und das trockene Klima lässt im Sommer die hohen Temperaturen erträglich erscheinen, aber wo Wohnraum entsteht muß Flora und Fauna weichen. Ebenfalls werden täglich unmengen von Trinkwasser benötigt, so verbraut eine Person in Las Vegas oder Phoenix täglich 1000 l Trinkwasser für Pool, Spülmaschine und Dusche, Bewässerung des Gartens und des nahen Golfplatzes, in Mitteleuropa schaffen wir es gerade auf 90 l pro Person. Dieses Wasser muß in riesigen Stauseen gesammelt und über weite Entfernungen in die Städte geleitet werden, welches ein riesigen, technischen Aufwand benötigt.
Auf meinem Rückflug hatte ich die Gelegenheit mich mit einer sehr netten Frau, die nördlich von Los Angeles in Santa Barbara, wohnt zu unterhalten. Sie berichtete mir von beginnender Wasserknappheit in ihrer Gegend und den damit verbundenen Einschränkungen.
Vieles ist auf den steigenden Wasserverbrauch zurückzuführen, aber auch die globale Erwärmung und der einhergehende Treibhauseffekt → (http://de.wikipedia.org/wiki/Treibhauseffekt) sind nur noch schwer aufzuhalten, deren Auswirkungen in den letzten Jahren immer deutlicher zu spüren sind. So wurde mir berichtet, dass die Niederschlagsmenge über das Jahr verteilt deutlich abgenommen hat. Konkret um ca. 1/3 ist die Wassermenge zurückgegangen. Dies ist für diesen Lebensraum eine deutliche Verschlechterung, die das Leben für die vorhandene Flora und Fauna nicht einfacher macht.
Die Besiedlung durch den Mensch dieser Wüsten ist nicht aufhaltbar und schreitet schneller voran als gedacht. Die explosionsartige Ausbreitung von Großstädten in der Wüste ist für mein empfinden eine der größeren Bedrohungen dieser noch intakten Ökosysteme.
Derzeit ist die Besiedlung schon soweit voran geschritten, dass Tucson und das nördlich gelegene Oro Valley ohne deutlich sichtbare Stadtgrenzen nahtlos ineinander übergehen. In weiteren ca. 20 Jahren werden sich Tucson und Phoenix zu einer gewaltigen Megametropole mit weit über 6 Mio. Einwohnern verbinden.→ (http://maps.google.de/maps?q=Tucson&oe=utf-8&client=firefox-a&ie=UTF8&hl=de&t=h&ll=33.050112,-111.412354&spn=2.619667,7.910156&z=8)
Viele freiwillige Helfer tun ihr bestes die dort vorhandenen Pflanzen so gut wie möglich vor der Vernichtung zu schützen, welches sich aber nicht immer verhindern lässt.
Ohne Genehmigungen geht auch hier nichts, allen voran muß der Eigentümer einer solchen Aktion zustimmen, erst dann kann es an die Arbeit gehen.
Im Rahmen einer Rettungsaktion hatte ich am 30.05.2009 die Gelegenheit dabei zu sein und zu helfen einige Pflanzen zu retten. Auf dem Grundstück soll eine neue Kirche für die New Life Baptist entstehen. Die Fläche beträgt 13 acre ~5 ha. Auf dem Gelände sollen ca. 280 Saguaro (Carnegiea gigantea (http://www.fireflyforest.com/flowers/whites/white04.html)) von 15 cm bis 1,80 m Höhe und 80 Ferocactus (http://www.fireflyforest.com/flowers/yellows/yellow03.html) gerettet werden. Weiterhin wachsen dort Christmas Cholla (Cylindropuntia leptocaulis (http://www.fireflyforest.com/flowers/others/other02.html)), Pencil Cholla (Cylindropuntia arbuscula (http://www.fireflyforest.com/flowers/others/other23.html)), Hedgehog (Echinocereus fasciculatus (http://www.fireflyforest.com/flowers/pinks/pink02.html)) und einige weiter einheimische Pflanzen, die wohl der Baggerschaufel zum opfer fallen müssen. So der Ironwood (http://www.fireflyforest.com/flowers/violets/violet53.html), Occotillo (http://www.fireflyforest.com/flowers/reds/red04.html) und weitere.
Vor beginn der Arbeiten gibt es eine kurze Besprechung mit allen Teilnehmern, an diesem Tag ca. 40 Personen, wo genau auf die zu rettenden Pflanzen eingegangen wird. Auch gibt es Warnungen vor dort vorhandenen Klapperschlangen die allgegenwärtig sein können. Also ist größe Vorsicht geboten. Wichtig ist die Ausrichtung der Pflanzen nach Süden zu markieren und wenn möglich keine Dornen abbrechen oder Areolen auszureißen, denn diese wachsen bekanntlich nicht nach. Dann wird noch das voraussichtliche Ende bekannt gegeben, an diesem Tag 11 Uhr, danach schwärmen alle aus und machen sich an die Arbeit.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/13.JPG
Nach kurzem suchen hat mein Begleiter, Ed Bartlett, Vorstandmitglied im Tucson Cactus and Succulent Society, die erste Pflanze für mich gefunden. Für mich die allererste Pflanze die ich offiziell in der Natur ausgraben darf. Der Boden ist sehr locker und so geht es sehr schnell bis die Wurzlen mittels eines Maurerhammers vorsichtig freigelegt sind.
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Innerhalb von 5 Minuten ist diese schöne Pflanze vor der drohenden Vernichtung gerettet.
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stolz muß ich meine erste Pflanze präsentieren
Bei größeren Exemplaren wird vor dem ausgraben die Pflanze mittels großer Teppichstücke oder Schaumstoff eingepackt um sie so besser transprtieren zu können und um zu verhindern, dass beim verladen und transport keine Dornen abbrechen oder sich die Pflanzen gegenseitig verletzen können.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/22.JPG
Weiter geht es zur nächsten Pflanze, eine Mammillaria grahamii die hier zu hauf wachsen und ganz leicht aus dem Boden zu befreien sind.
Zuerst wieder die Südseite markieren, was ganz einfach mittels weißer Korrekturfarbe geschieht, welche auf ein oder zwei Dornen die nach Süden zeigen aufgetragen wird.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/16.JPG
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/17.JPG
Bei dem nun folgenden Ferocactus wislizenii ist etwas Manpower gefragt, denn diese werden mittels einer ca. 1,7 m langen Brechstange einfach aus dem Boden gehebelt, aber möglichst so, dass keine oder nur wenige Wurzeln verletzt werden.
http://www.adc.dyndns.tv/%7Eralf/meine_Bilder/tsdaten-forum/18.JPG
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